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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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er gefesselt auf der Koje der Jake gelegen hatte, und außerdem war er von Natur aus aktiv und gesellig – Charaktereigenschaften, die in der Jugend besonders ausgeprägt sind. Als ihm klar wurde, dass die Lektüre nur eines einzigen Absatzes mehr seinen beißenden Humor zum Überkochen bringen würde, hatte er sich anfangs im Zeichnen versucht; er war jedoch schon bald zu dem Schluss gekommen, dass seine Talente auf diesem Gebiet nicht ganz an einen Michelangelo heranreichten. Einen etwas langlebigeren Zeitvertreib hatte er im Dichten skurriler Limericks gefunden, in denen es vor allem um ausgesuchte Merseianer und eigene Vorgesetzte ging. Einige seiner Elaborate hatten das Zeug dazu, interstellare Klassiker zu werden, fand er in aller Bescheidenheit – falls er sich denn würde befreien können, um sie der Nachwelt zu übergeben; daraus folgte zwingend, dass Überleben seine heilige Pflicht war … Außerdem schuf er komplizierte neue Varianten der Patience und überlegte sich sogleich Möglichkeiten, dabei zu schummeln.
    Hauptsächlich nutzte er sein Exil jedoch zum Pläneschmieden. Für jede mögliche Kombination von Umständen, die er sich vorstellen konnte, entwickelte er ein Konzept. Er begriff allerdings, dass er sich beschränken musste; irgendetwas Unvorhergesehenes würde geschehen, und er durfte keine geistige Starre riskieren.
    »Das viele Nachdenken hat mich in meinen Hoffnungen bestärkt«, erklärte er Rrinn.
    »Auch in deinen Hoffnungen für uns?«, entgegnete der Häuptling. Er sah den Menschen nachdenklich an. »Himmelsschwimmer, nichts haben wir außer deinem Wort, dass wir dir deine guten Absichten glauben sollen.«
    »Meine Existenz allein ist schon der Beweis dafür, dass die Merseianer euch nicht von allem unterrichtet haben. Sie haben niemals andere Spezies erwähnt, mit denen sie in Streit stehen, oder?«
    »Nein. Als Ydwyr und die anderen erklärten, die Welt läuft um die Sonne und die Sterne sind selber Sonnen, um die sich Welten auf gleiche Art drehen … das zu erfassen hat Jahre gedauert. Ich habe ihn einmal gefragt, ob andere Völker als das ihrige auf diesen Welten wandeln, und er sagte, Merseia sei der Freund von vielen. Mehr hat er nicht ausgeführt.«
    »Erfasst du nun?«, triumphierte Flandry. (Allmählich hatte er den Bogen raus, wie man ruadrathische Begriffe in Eriau ausdrücken konnte. Ein Mensch oder Merseianer hätte gefragt: »Siehst du?«)
    »S-s-s-s … Geschenke haben sie uns gemacht, gerechten Handel haben sie geschlossen.«
    Warum auch nicht?, dachte Flandry spöttisch. Die Wissenschaftler werden sich ihre Studienobjekte kaum entfremden wollen, und die Flotte hat dazu schon gar keine Veranlassung. Die Gründe, ein bisschen weniger offen über die interstellaren politischen Verhältnisse zu sprechen, sind ziemlich einfach. Inprimis, wie dieser Bursche hier selbst genau begreift, muss radikal neues Wissen langsam einsickern; zu viel auf einmal wäre nur verwirrend. Secundus, durch ihre Wirkung auf Religion und so weiter neigen solche Offenbarungen dazu, Kulturen aus dem Gleichgewicht zu bringen, die Ydwyr und seine Gang ja eigentlich ungestört beobachten wollen.
    Tatsache ist, Freund Rrinn, dass die Merseianer dich und dein Volk mögen und sogar bewundern. Weit mehr als die Domrath ähnelt ihr ihnen – oder uns in den Tagen der Pioniere.
    Aber das darfst du leider nicht länger glauben.
    »Bei ihnen und auch bei meinem Volk ist es üblich, Tiere ihres Fleisches wegen hinter Mauern zu halten«, sagte er. »Sie werden gut behandelt und großzügig gefüttert – bis es Zeit zum Schlachten ist.«
    Rrinn wölbte den Rücken. Sein Schwanz zeigte kerzengerade nach hinten. Er bleckte die Zähne und legte die Hand ans Messer.
    Er ging mit Flandry der Gruppe voraus, die hauptsächlich aus Kindern, Alten und Frauen bestand. Die Jäger hatten sich in kleine Gruppen aufgeteilt und suchten nach Beute. Einige würden tagelang nicht zu ihren Familien zurückkehren. Als Rrinn wie erstarrt stehen blieb, war allen schlanken, rotbraunen Leibern hinter ihm die Unruhe sofort anzumerken. Der Anführer war offenbar der Ansicht, dass er sie nun nicht zum Halten kommen lassen sollte. Er winkte, eine krallende Gebärde, und setzte den Marsch fort.
    Flandry, der sich ein Paar merseianische Schneeschuhe zurechtgebastelt hatte, hielt mit ihm Schritt. Dass er für diese Umwelt wirklich nicht gebaut war, wurde ein wenig von seiner überlegenen Körpergröße ausgeglichen. Außerdem war das

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