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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Kichernden eine Lektion erteilen ließ?«
    Ydwyr streckte die Hand aus. Seine Finger glitten zwischen ihre Locken, strichen ihr über die Wange und ruhten eine Weile auf ihrer Schulter. Um ihre Kleidung zu schonen – drinnen herrschten angenehme Temperaturen, und sie war hier nur ein Fremdwesen mit einem weder begehrenswerten noch abstoßenden Körper –, trug sie nur noch einen Kilt mit Taschen. Die Berührung ihrer Haut war zugleich fest und zärtlich; die leichte Rauheit der Finger betonte ihre verhaltene Kraft. Liebe durchströmte die Berührung, drang in Djana ein und strahlte von ihr zurück, bis das kleine, kahle Büro zu leuchten schien, so wie ein goldener Sonnenuntergang auf Welten wie Terra die Luft mit Licht sättigen konnte.
    Liebe? Nun, vielleicht stimmt das nicht. Liebe ist ein typisches anglisches Wort, klebrig. Mir fällt ein, jemand hat mal zu mir davon gesprochen. Ich glaube, ich erinnere mich … Ist es nicht Barmherzigkeit, die Gott uns Sterblichen entgegenbringt?
    Über der grauen Robe, über ihr, wartete Ydwyrs Antlitz mächtig und wohlwollend. Gott darf ich dich nicht nennen. Aber ich kann dich Vater heißen … oder? In Eriau sagt man Rohadwann: Zuneigung und Treue auf der Grundlage von Respekt und eigener Ehre.
    »Ja, vielleicht hätte ich besser vom Ausbrennen eines Tumors gesprochen«, stimmte er ihr zu. »Wenn rechtmäßige Gewalt zu Schwäche oder Unterdrückung verkommt – beides zwei Aspekte des Gleichen, des Übergangs von der Hand zum Haupt –, befindet man sich bereits in einem späten Stadium der tödlichen Krankheit.« Ein Menschenmann hätte sie eng in die Arme genommen und murmelnd zu trösten versucht, weil die Erinnerungen ihr bis auf den heutigen Tag Übelkeit bereiteten und ihre Sicht verschwimmen ließen. Dann wäre er ungehalten gewesen, wenn sie nicht mit ihm ins Bett gekrochen wäre. Ydwyr fuhr herausfordernd fort: »Du hast die Stärke besessen, deine Folter zu überleben und deine Folterer zumindest zu übertölpeln. Ist es nicht deine Pflicht, denjenigen deiner Artgenossen zu helfen, denen dein Erbe versagt geblieben ist?«
    Djana senkte den Blick und verschränkte die Finger. »Wie? Ich meine, äh, ihr würdet die Menschheit überrennen … nicht wahr?«
    »Ich dachte, du wüsstest inzwischen, was Propaganda wert ist«, tadelte er sie. »Wie immer es auch enden mag, du würdest keine große Veränderung spüren – jahrhundertelange Mühen stehen noch bevor. Und das Ziel ist die Befreiung – von Merseianern, denn wir gaukeln niemandem vor, unser wichtigstes Ziel wäre etwas anderes –, aber wir heißen Partner willkommen –, und unser Streben trachtet letzten Endes danach, der blinden Natur und dem blinden Zufall unseren Willen aufzuzwingen.«
    Juniorpartner, fügte sie insgeheim hinzu. Nun, ist das wirklich so schlimm? Sie schloss die Augen und sah einen Mann vor sich, der Nicky Flandrys Gesicht hatte (vielleicht war er ein Nachkomme) und in der Vorhut eines Heeres marschierte, das dem merseianischen Christus folgte. Er trug nicht die äußerliche Last bestechlicher Vorgesetzter und blutleerer Kameraden, keine innere Bürde hässlicher kleiner Schuldgefühle, Zweifel und Spötteleien; in der Hand hielt er die schlichte Pracht eines Kampfmessers, und er lachte beim Marschieren. Neben ihm ging sie. Der Wind zerrte an ihrem Haar und brüllte in grünem Astwerk. Sie würden einander niemals verlassen.
    Nicky … tot … wieso? Diese Leute haben ihn nicht getötet; nein, nicht einmal die im Hauptquartier, die ihn auspressen wollten. Sie wären seine Freunde gewesen, wenn es möglich gewesen wäre. Das Imperium hat sie daran gehindert.
    Sie schaute Ydwyr wieder an und stellte fest, dass er auf sie wartete. »Sucher«, sagte sie zaghaft, »es geht zu schnell für mich. Ich meine, wenn Qanryf Morioch mir sagen würde, ich solle … solle … für das Roidhunat spionieren …«
    »Du wünschst meinen Rat«, sagte Ydwyr. »Du bist mir stets willkommen.«
    »Aber wie kann ich …?«
    Er lächelte. »Das wird von den Umständen abhängen, meine Liebe. Nach der Ausbildung würde man dich dort platzieren, wo du am nützlichsten für uns wärst. Dass die spektakulären Eskapaden der Spionagegeschichten tatsächlich nur Geschichten sind, ist dir gewiss klar. Der Großteil deines Lebens wäre wenig bemerkenswert, wenngleich ich mir sicher bin, dass sich dir bei deinen Qualifikationen ein gutes Quantum an Glanz und Luxus erschließen würde. Zum Beispiel könnte es sein, dass

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