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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Gelände im Moment recht einfach.
    Wirrdas überquerten die Tundra, die im Sommer ein Dschungel gewesen war. In den meisten Jahren besuchten sie die merseianische Basis, die nicht weit vom direkten Weg entfernt lag, um zu staunen, zu reden und ein Geschenk zu erhalten. Der Brauch war jedoch nicht unabänderlich – er hing von Faktoren wie dem Wetter ab –, und Flandry hatte sie hinreichend misstrauisch gemacht, dass sie einen Umweg wählten, nur um nicht in die Nähe der Anlage zu kommen. Unterwegs nährte er weiterhin ihren Argwohn.
    Normalerweise wäre das Höllenkesselgebirge sichtbar gewesen, doch an diesem Tag hüllte ein Unwetter es ein. Ein gewaltiger, blauschwarzer Vorhang trennte dort Horizont und Himmel voneinander. Noch Wochen und Monate würden vergehen, bis die Atmosphäre auch dort zur klaren, immer kälter werdenden Ruhe des tiefen Winters gefunden hatte. Überall sonst wölbte sich ein blassblauer Himmel mit einigen wenigen hohen Zirruswolken, in denen sich das Sonnenlicht fing.
    Sonnenschein erhielt Talwin nun beträchtlich weniger, als Terra bekam. (Tatsächlich war der Punkt der Gleichheit schon im meteorologischen Frühherbst gewesen. Entsprechend stellten die tiefsten Temperaturen sich erst ein, nachdem Talwin das Aphel durchlaufen hatte, wo die Sonneneinstrahlung nur noch 0,45 Terranorm betrug.) Flandry musste dennoch eine selbstpolarisierende Schutzbrille gegen die blendende Helligkeit Siekhs tragen, und da er nicht einmal in die Richtung der Sonne blicken konnte, drang ihr schrumpfender Winkeldurchmesser gar nicht zu seinen Sinnen vor.
    Seine Umgebung indes schon. Er hatte schon Winter auf anderen Welten erlebt, aber keinen wie diesen.
    Selbst auf Terra ähnlichen Planeten ist die kalte Jahreszeit nicht ohne Leben. Auf Talwin, wo der Winter den Großteil des Jahres dauerte, hatte sich eigens eine separate Ökologie entwickelt.
    Die Trennung war jedoch nicht absolut. Das Meer wurde weniger beeinträchtigt als das Land, und viele Landtiere, die sich von Meerestieren ernährten, hielten weder Winter- noch Sommerschlaf. Samen und andere Überbleibsel der letzten Jahreszeit trugen ebenfalls zu ihrer Ernährung bei. Die Merseianer hatten bislang nur ansatzweise die verflochtenen Wechselbeziehungen zwischen Warmwetter- und Kaltwetterarten begriffen – in struktureller, chemischer, bakteriologischer und wer wusste in welcher Hinsicht. Um ein grundsätzliches Beispiel zu nennen: Zu terranischen immergrünen Pflanzen existierte kein Pendant; das wilde Sommerwachstum hätte sie erstickt, dessen herbstlicher Zerfall jedoch den Humus lieferte, auf dem die winterliche Vegetation gedieh.
    Die Tundra erstreckte sich bis an zerklüftete Dünen und bot einen Blick auf einen See, dessen Oberfläche gefroren war, während der Wind sie noch aufrührte. Leer war die Tundra keineswegs. Schwarz in den blauen Schatten reckten sich Blätter in Grüppchen hervor, die nur niedrig und buschig wirkten; ihre Stängel reichten oft durch meterhohen Schnee bis tief in den Boden. Die rußigen Farben absorbierten, durch die Reflexion auf dem Schnee unterstützt, das Sonnenlicht sehr effektiv. In einigen von ihnen wurde diese Energie auf molekularer Ebene zur Wasserverflüssigung benutzt; andere ersetzten es durch organische Verbindungen mit niedrigen Gefrierpunkten wie Alkohole; bei den meisten spielte im einen oder anderen Stadium des Lebenszyklus die Verfestigung von Flüssigkeit eine wichtige Rolle.
    Nördlich des Gebirges wurden die Gletscher zu dick für Pflanzenwachstum; doch südlich davon und auf den Inseln gedieh die Vegetation. Bislang zeigte sie sich noch spärlich und würde niemals die Üppigkeit des Sommers erreichen. Dennoch ernährte sie eine Tierpopulation, von der andere Wesen ziemlich gut lebten – unter ihnen auch die Ruadrath.
    Allerdings konnte man verstehen, weshalb sie ihr Revier derart wild verteidigten …
    Flandrys Atem dampfte in Luft, die ihm kalt auf den Wangen lag, doch in seiner Kleidung schwitzte er ein wenig. Der Tag war so still, dass er das Schlurfen seiner Schritte hörte. Vorsichtig sagte er:
    »Rrinn, ich verlange nicht, dass du blind meinen Rat befolgst. Sicher ist es richtig, dass ich dir die Unwahrheit sagen könnte. Was aber kann es schaden, über Möglichkeiten nachzudenken, durch die du meine Rede beweisen oder widerlegen kannst? Musst du nicht als Anführer Wirrdas genau dies versuchen? Denn überlege: Wenn mein Volk und das Merseias in Fehde stehen und um ihre Stellung zwischen

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