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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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übers Haar und sagte: »Du kannst mitkommen.«
    Sie vergaß die Gebärde der Dankbarkeit. »Danke, danke«, sagte sie in rauem Anglisch.
    »Es wäre nicht recht, dir zu verbieten, deinen Toten die Ehre zu erweisen. Außerdem glaube ich offen gesagt, dass es durchaus von Nutzen sein kann, den Ruadrath einen lebendigen Menschen zu zeigen. Ich muss planen, was wir ihnen sagen, und du musst deinen Teil bis zum Morgengrauen gelernt haben. Schaffst du das?«
    »Gewiss.« Sie hob das Kinn. »Und danach arbeite ich für Merseia.«
    »Gib nie vorschnell ein Versprechen. Dennoch hoffe ich, dass du dich tatsächlich unserer Sache anschließt. Dieses flüchtige Talent, mit dem du andere bewegst zu tun, was du wünschst … Hast du es auf mich angewandt?« Ydwyr wies ihr Leugnen mit erhobener Hand ab. »Warte. Mir ist schon klar, dass du bewusst nie versuchen würdest, in einen Geist einzudringen. Aber unbewusst … Khraich, ich nehme nicht an, dass es in diesem Fall irgendeinen Unterschied ausmacht. Geh in deine Räume, Tochter Djana. Ruh dich aus. In einigen Stunden werde ich dich rufen.«

 
XVIII
     
     
    Obwohl ihre Gebiete einander überlappten, bestand normalerweise keine besondere Beziehung zwischen den Domrath und den Ruadrath. Erstere neigten dazu, Letztere als übernatürliche Wesen anzusehen; Letztere betrachteten, weil sie die Gelegenheit besaßen, sich die Winterschlafhöhlen anzuschauen, Erstere in weitaus nüchternerem Licht. Die meisten Domrath rührten Eigentum der Ruadrath grundsätzlich nicht an, nachdem Übergriffe begehende Gruppen im Schlaf dezimiert worden waren, während die Ruadrath keine Verwendung für die primitiven Erzeugnisse der Domrath hatten. Die meisten ihrer eigenen Gesellschaften waren bereits chalkolithisch.
    Um die Kochenden Quellen allerdings – Ktha-g-klek bei Wirrdas – hatte sich ein Brauch der Gegenseitigkeit entwickelt, dessen Ursprünge im Mythos verloren gegangen waren. Ydwyr spekulierte, ob einmal eine ungewöhnliche Wettersituation dazu geführt haben mochte, dass der Stamm beim Eintreffen des Rudels noch wach gewesen war. Die Ruadrath erlaubten den sommerlichen Gebrauch ihrer widerstandsfähigen Behausungen, ihrer guten Werkzeuge und ihres erlesenen Zierrats, wenn die Benutzer sorgsam damit umgingen und genügend Nahrung, Felle, Stoffe und andere Bezahlung hinterließen. Für die Domrath war dieses Abkommen zum Grundpfeiler ihres Glaubens geworden, was die Ruadrath aus aufgefundenen Ritualgegenständen geschlossen hatten. Die Feststellung stärkte den Stolz Wirrdas.
    Flandry hatte entdeckt, dass er dies genauso wirksam zum Erreichen seiner Ziele einsetzen konnte wie den Territorialinstinkt. Man räumt vielleicht ein, dass die Himmelsschwimmer sich auf Kniffe verstanden, die man selbst nicht beherrscht. Ist man es aber gewöhnt, ein Gott zu sein, so wird man es ihnen verübeln, wenn sie einem die tatsächliche Lage im Himmel vorenthalten.
    Rrinn und seine Berater waren rasch überzeugt, dem Vorschlag Flandrys zu folgen: eine dunkel formulierte Botschaft zu senden, die zu verfassen der Terraner half. Zu verheimlichen, dass er noch lebte. So gut wie jeden sich ins Hinterland zurückziehen zu lassen, wenn die Merseianer erwartet wurden; gegen Schusswaffen waren die Ruadrath wehrlos, und ein junger Krieger würde vielleicht unabsichtlich den ganzen Plan preisgeben.
    Daher lag das Dorf beim Eintreffen des Flugbusses vollkommen still da.
    Mit Kappen aus Schnee, der auch die spinnennetzartig angelegten Wege zwischen ihnen bedeckte, wirkten die Gebäude geradezu winzig. Der Winterhimmel war gewaltig und blau, der baumlose Winterhorizont fern. Der Dampf von den heißen Quellen und Geysiren blendete Flandry, als er sie ohne Schutzbrille betrachtete; eine Minute lang verbargen rote Lichtflecke die weiße Masse des Berges des Tiefen Grollens und die glänzenden Gletscher auf den Höllenkesselspitzen. Über dem Nimmerfrost kondensierte der Dampf so schnell, dass er nicht einmal mehr Wölkchen bildete, doch das Rausches des Flusses hallte laut durch die eisige Stille des Tages.
    Ein Ausguck brüllte: »Treeann!« Flandry hatte diesen Ruf gelernt. Er blickte nach oben und nach Süden, entdeckte das glitzernde Stäubchen und sprang in das Haus, in dem er sich verstecken sollte.
    Die Tür stand, wie es üblich war, weit offen, den Eingang bedeckte ein Ledervorhang – kein Merseianer würde etwas Auffälliges sehen. Innen zwängten sich Sonnenstrahlen durch Spalten in den Läden und holten,

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