Flandry 2: Höllenzirkus
Tränen ab, biss die Zähne zusammen und streckte die Hand nach dem Außentor aus.
Es war nicht verriegelt. Warum sollte es auch, zumal die Merseianer die Schleuse vielleicht in Eile durchqueren mussten? Er schob sich in die Kammer und schloss das Tor. Wieder wartete er. Kein Geräusch. Er öffnete das Innentor und beugte sich in den Eingangsbereich vor. Er war verlassen.
Einer wird vorn am Steuer und am Funkgerät sein. Einer sitzt wahrscheinlich in der Passagierkabine, aber gehen wir erst mal zum Bug. Er schlich sich den kurzen Gang entlang.
Ein Merseianer, der ein Geräusch gehört oder einen kalten Luftzug gespürt haben musste – in dieser phantastischen, ölig riechenden Wärme –, beugte sich in den Gang zur Steuerkanzel vor. Flandry schoss. Ein purpurner Lichtstrahl blitzte auf und lenkte den geräuschlosen Hammerschlag eines Ultraschallimpulses ins Ziel. Der große Körper war noch nicht ganz bewusstlos zusammengesackt, als Flandry schon neben ihm stand. Eine weitere Grünhaut wandte sich in der Pilotenkabine um. »Gwy …« Mehr bekam er nicht heraus und knallte zu Boden.
Flandry wirbelte herum und eilte zum Heck. Die Salonfenster gaben den Blick auf die verbleibenden drei Seiten frei; eine Beobachtungskuppel zeigte alles andere. Zwei weitere Merseianer standen in dieser Sektion. Einer hatte sich schon in Bewegung gesetzt, um nachzusehen, was vorne los war. Er hatte die Waffe gezogen, doch Flandry, der schießend in die Kabine brach, fällte ihn sofort. Sein Partner, der dadurch behindert wurde, dass er im Turm saß, bot ein noch leichteres Ziel und sackte ohne weitere Umstände zusammen.
Ohne innezuhalten, stürmte der Terraner nach vorn. Aus einem Lautsprecher drangen Stimmen: merseianischer Bass, ruadrathisches Schnurren und Trällern, wobei Ersterer einen Vokalisator benutzte, um die Laute des Letzteren zu erzeugen. Flandry vergewisserte sich, um jede gedankliche Ablenkung auszuschalten, dass aus dem Bus nicht gesendet worden war.
Dann erst gestattete er sich, Platz zu nehmen, zu keuchen und ein Schwindelgefühl zu empfinden. Ich hab’s geschafft. Ich hab’s wirklich geschafft.
Nun, das war der Vorteil der Überraschung gewesen – aber er hatte erst den Anfang bewältigt. Der schwierige Teil stand ihm noch bevor. Flandry stand auf und suchte. Als er zusammenhatte, was er brauchte, kehrte er zu den Gefangenen zurück. Sie würden so bald nicht aufwachen, doch wieso ein Risiko eingehen? Einer von ihnen war Cnif. Flandry grinste schief. »Offenbar ist es langsam mein Hobby, dich einzumachen?«
Nachdem er die Merseianer eingesammelt hatte, fesselte er sie mit Draht an die Kojen (»Danke für die Idee, Djana.«) und knebelte sie. Auf dem Rückweg nahm er sich einen Vokalisator und zwei Audiorekorder. In der Steuerkanzel schaltete er die Übertragung aus Rrinns Haus ab.
Nun kam der grässliche Teil. Obwohl er es oft genug geprobt hatte, war er nur ungenügend vorbereitet, weil er ohne die entsprechenden Geräte hatte auskommen müssen. Immer wieder sprach er die Sätze, hörte sie sich an, justierte den Wandler neu und spielte mit Wiedergabegeschwindigkeit und Tonhöhe. (Zwischen den Tests belauschte er die Verhandlungen. Der Plan sah vor, dass Rrinn das Palaver in die Länge zog und Ydwyrs Delegation zermürbte. Doch der alte Xenologe war nicht naiv – es sah sogar ganz danach aus, als wäre er einer der gewieftesten Charaktere, auf die Flandry je gestoßen war. Jeden Augenblick konnte er etwas Unvorhergesehenes tun. Das Gerede ging jedoch weiter.) Am Ende besaß der Terraner eine Stimmenimitation, wie er sie seiner Ansicht nach unter den gegebenen Umständen nicht besser haben konnte.
Er stellte seine Rekorder neben das Langstreckenfunkgerät. Die Impulse flogen über dreihundert weiße Kilometer. Eine Maschine sagte: »Der Datholch Ydwyr ruft die Flottenkommandantur. Vorrang wegen Notfall. Antworten Sie!«
»Des Datholchs Funkspruch wird bestätigt von Mei Chwioch, Vach Hallen«, antwortete ein Lautsprecher.
Flandry berührte wieder den Wiedergabeknopf. »Zeichnen Sie diesen Befehl auf. Spielen Sie ihn auf der Stelle Ihren Vorgesetzten vor. Mein Eindruck war falsch. Der Terraner Flandry lebt. Er ist hier bei den Kochenden Quellen und droht an Mangelernährung und Entkräftung zu sterben. Es muss versucht werden, ihn zu retten, denn er scheint eine neue und teuflisch wirksame Subversionstechnik auf die Ruadrath angewendet zu haben. Diesbezüglich muss er verhört werden. Für seine Spezies
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