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Flandry 3: Rebellenwelt

Flandry 3: Rebellenwelt

Titel: Flandry 3: Rebellenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Eine stählerne Scherbe durchschlug Rovian, wie eine Kreissäge einen Baum entzweischneidet. Blut spritzte umher und zerstob in der plötzlichen Schwerelosigkeit zu einem Nebel aus feinen Tröpfchen, die unter dem abfallenden Druck verkochten; dann war es verschwunden und hinterließ nur verstreute Spritzer. Gelähmt und betäubt, während ihm selbst das Blut in Nase und Mund stieg, gelang es Flandry, das Helmvisier zuzuschlagen und die Handschuhe überzustreifen, die er ganz vergessen hatte, dann kreischte die letzte Atemluft durch das Leck.
    Plötzlich herrschte Schweigen. Mit ausgefallenen Triebwerken erreichte der Zerstörer den Scheitelpunkt seiner Bahn, den seine Geschwindigkeit vorherbestimmte, dann begann der Absturz auf den Planeten.

 
VIII
     
     
    Kein einziges Beiboot war noch weltraumtüchtig. Wo die Vernichtung nicht komplett zugeschlagen hatte, waren doch unverzichtbare Systeme zerstört worden. Zu Reparaturen oder zum Ausschlachten funktionierender Aggregate fehlte die Zeit. Eines der vier Boote weckte noch eine leise Hoffnung. Obwohl sein Fusionsreaktor nicht einsatzfähig war, hielten die Batterien noch genügend Energie zur Versorgung der beiden Antriebskegel bereit, die funktionstüchtig erschienen; die Instrumente und die Steuerung des Bootes waren unbeschädigt. Vielleicht ließ sich eine aerodynamische Landung damit noch bewerkstelligen. Jeder zugelassene Pilot war tot oder verwundet – aber Flandry hatte Kampfflugzeuge geflogen, bevor er zum Nachrichtenkorps versetzt worden war.
    Die Ingenieure hatten gerade so viel feststellen können, als es dringend nötig wurde, von Bord zu gehen: Bald trat die Asieneuve in die Atmosphäre ein, und dann würde der Rumpf vollkommen zerstört werden. Sich durch luftlose, schwerelose und lichtlose Korridore kämpfend schafften die gesunden Überlebenden die Verletzten ins Beibootsgehäuse. Im Boot war nicht genug Platz für alle, wenn sie in Raumanzügen blieben. Flandry setzte das Boot aus den Lufttanks unter Druck, dann ging jeder einzeln durch die Luftschleuse, ließ sich die wuchtige Ausrüstung abnehmen und warf sie zur Müllschleuse hinaus. Es gelang ihm, Stauraum für drei Anzüge zu finden, einschließlich seines eigenen – den er, wie er plötzlich begriff, unmöglich würde tragen dürfen, während alle anderen ungeschützt waren. Aufbewahren wollte er die Anzüge nur wegen der eingebauten Flugaggregate.
    Die am schwersten Verwundeten wurden auf die Sitze mit den Sicherheitsnetzen geschnallt. Die Übrigen drängten sich im Gang zusammen; ihr Überleben hing vom internen Schwerefeld ab. Flandry sah, wie Kathryn ihren Platz zwischen den anderen einnahm. Er hätte ihr nur zu gern den Kopilotensessel angeboten; die Feldschaltkreise konnten durch die Belastungen, die ihnen bevorstanden, sehr wohl zerstört werden, doch Ensign Havelock hatte einen Kurs in den Grundlagen der Notlandemanöver besucht. Seine Hilfe konnte das entscheidende Bisschen sein, das Kathryn das Leben rettete.
    Ein Stoß ging durch Boot und Bein: der erste Kontakt mit Didos Stratosphäre. Flandry startete das Beiboot.
    Der Rest war unbeschreiblich: einen Meteoriten durch Irrleuchten zu lenken, Erschütterungen, Donnerschläge, Sturmwinde, Nacht, Wolkenberge und Dunsthöhlen, Regen wie Maschinengewehrbeschuss, das wahnwitzige Neigen und Kippen eines entsetzlichen, heranrasenden Horizonts, während der Lärm toste und krachte und Vibrationen einem das Hirn im Kopf herumschleuderten und Teufelchen über das Instrumentenbrett tanzten.
    Irgendwie hielten Flandry und Havelock ein gewisses Maß an Kontrolle aufrecht. Sie konnten den Großteil ihrer Geschwindigkeit abbremsen, bevor sie auf eine Flughöhe sanken, in der sie tödlich gewesen wäre. Weder prallten sie hilflos von der Tropopause ab, noch gerieten sie ins Trudeln, als sie die Hochwinde der tieferen Atmosphäre durchschnitten. Sie wichen Bergspitzen aus, die in den Himmel krallten, um sie zu fangen, und einem monströsen Hurrikan, der gewalttätiger war als alles, was Terra je gesehen hatte, und der ihr Boot zerfetzt und ins Meer geschleudert hätte. Während sie auf Messanzeigen und Displays starrten, mit den Händen eilig über die Steuerkonsole fuhren und mit den Füßen die Pedale traten, klammerten sie sich unter dem unaufhörlichen Anprall des Lärms, der Hitze und der Vibrationen an ihre Orientierung.
    Sie wollten Port Frederiksen in einem Stück erreichen. Ihr Sinkflug trug sie über die nördliche Hemisphäre hinweg.

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