Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 3: Rebellenwelt

Flandry 3: Rebellenwelt

Titel: Flandry 3: Rebellenwelt
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
nach Hause wollen.«
    Flandry hatte ihn unter vier Augen in seine Pläne eingewiesen.
    Zu Beginn war ein Gespräch zwischen Mensch und Didonier unmöglich. Die Persönlichkeit führte einen inneren Kampf, denn der gefangene Ruka ergoss Hass und Furcht gegenüber der gesamten Gruppe auf ein Noga und ein Krippo, die es verabscheuten, sich mit ihm zu verbinden. Sprachen, Gewohnheiten, Sichtweisen, Denkmuster, die gesamte Weltanschauung standen gegeneinander und waren gegenseitig oft unverständlich. Unter Zwang verbunden, plagte sich die Entität mit ihrer Existenz, manchmal mürrisch, manchmal benommen, aber immer bereit, beim geringsten nichtigen oder eingebildeten Anlass zuzuschlagen. Zweimal musste Flandry weglaufen, und das Horn des Nogas verfehlte ihn nur um Zentimeter.
    Er übte sich in Beharrlichkeit. Die beiden Tiere, die zu Höhlenentdecker gehört hatten, ebenfalls. Und das Noga besaß Erfahrungen mit fremden Partnern, den beiden nämlich, die sich jährlich mit ihm vereint hatten, um Floßfahrer zu bilden. Flandry versuchte, sich vorzustellen, wie die gegenwärtige Situation ihm vorkommen musste, konnte es aber nicht. Schizophrenie? Ein Zusammenprall entgegengesetzter Wünsche ähnlich wie bei ihm, wo es um Kathryn McCormac und das Terranische Imperium ging? Er bezweifelte es. Das Wesen, dem er gegenüberstand, war einfach zu fremd.
    Flandry suchte die Verschmelzung zu leiten, zuerst durch sein Verhalten, später durch seine Worte. Nachdem das Nervensystem des Rukas sich einmal von der Erwartung bevorstehender Folter oder Tötung gelöst hatte, war die Vereinigung ein natürlicher Prozess. Die Sprache folgte. Ein Teil des Donnerstein-Vokabulars war mit Höhlenentdeckers Ruka gestorben, doch einiges befand sich noch im Gedächtnis, und einiges mehr wurde zurückgewonnen, als eine Zeitlang der Krippo durch den anderen Ruka ersetzt wurde. Die wilde Einheit verwahrte sich mit aller Gewalt dagegen – wie sich herausstellte, betrachtete man in seiner Kultur einen Dreierbund unter Beteiligung nur zweier Spezies als Perversion –, aber ihm blieb keine Wahl. Die Verbindung der Neuronen und der Blutgefäße erfolgte automatisch, sobald die Tentakel einander berührten. Flandry wendete seine linguistischen Fähigkeiten an, indem er die Kombinationen durch Sprachübungen leitete. Auf wissenschaftliche Weise in die richtige Richtung gelenkt, führte die angeborene Anpassungsfähigkeit der Didonier rasch zu Ergebnissen.
    Als die Gruppe sich durch die Pässe gekämpft hatte und an der Westseite des Gebirges den Abstieg begann, konnte Flandry mit dem Bewusstsein sprechen, das von ihm ins Leben gerufen worden war.
    Die Entität schien sich nicht besonders zu mögen. Der Name, den Sieer sich gab, und zwar mehr durch wiederholte Benutzung als durch freiwillige Auswahl, war ein Grunzen, von dem Kathryn sagte, es lasse sich vielleicht durch ›Wehe‹ übersetzen. Sie hatte wenig mit Sieer zu tun, ebenso sehr, weil ihr der offensichtliche emotionale Aufruhr zu schaffen machte, wie auch wegen ihrer Erschöpfung. Das war Flandry nur recht. Während er mit Wehe sprach, allein bis auf einen Posten, der nicht verstand, was geäußert wurde, konnte er auf der partiellen Amnesie und der unterdrückten Wut aufbauen, um aus dem Didonier ein Geschöpf seines Willens zu machen.
    »Du musst mir dienen«, sagte er wiederholt. »Uns stehen vielleicht Kämpfe bevor, und du wirst an Stelle von Sieer gebraucht, der nicht mehr lebt. Vertraue und gehorche niemandem außer mir. Ich allein kann dich am Ende freigeben – mit reicher Belohnung für beide deiner Kommunen. Und ich habe Feinde mitten unter meinen Gefolgsleuten.«
    Zur Begründung seiner Forderung hätte er auch eine Geschichte erzählt, die so kunstvoll ausgearbeitet war wie nötig und sogar so wahrheitsgetreu; doch er stellte schon bald fest, dass es weder notwendig noch wünschenswert war. Wehe war nicht nur beträchtlich weniger intelligent, sondern auch erheblich unwissender als Höhlenentdecker. Für Sieer waren Menschen übernatürliche Gestalten. Flandry, der eindeutig ihr Häuptling war und zudem Geburtshelfer und Lehrer für Sieers Bewusstsein, stellte einen Strudel aus Mana dar. Verzerrte Erinnerungen an das, was Kathryn und er Höhlenentdecker berichtet hatten, unterstrichen nur, was er nun über einen Konflikt unter den Mächten sagte. Das Gehirn des Rukas, von den dreien am weitesten entwickelt, trug sein mentales Scherflein zur Persönlichkeit Wehes bei, dessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher