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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Alternative.
    Das Frühstück machte das Universum ein wenig erträglicher. Beim Ankleiden empfand Flandry sogar ein wenig Vergnügen, als er sich in dem hautengen Anzug aus grünem Iridon sah, einem golden gefärbten Kapuzenumhang mit Schutzbrille und spiegelblanken Stiefeln. An den Gürtel hängte er sich einen Nadler und den schmalen Degen, den das alfzarische Protokoll von jedem verlangte, der vor den Herrscher trat. Beim langen Gang die Treppen hinunter und weiter zum Palasttor und während des noch längeren Marsches zum Sammelplatz wurde er vollends wach.
    Eine pittoreske Mischung von Wesen wimmelte umher, unterhielt sich lebhaft und bereitete sich auf die Jagd vor. Der Sartaz war bereits anwesend – recht humanoid, untersetzt, haarlos, blauhäutig, große gelbe Augen im runden Kopf mit plattem Gesicht. Er war bescheidener gekleidet als die Adligen, die Gardisten und die Dienerschaft seiner Spezies, die ihn umgaben. Die Terraner bildeten mehr oder minder ein eigenes Grüppchen. Sie waren erheblich weniger lebhaft als die Beteigeuzer; einige wirkten geradezu elend. Die Merseianer hielten sich ebenfalls separiert; sie hatten Grund zur Freude, aber ihr Hochmut verbot ihnen, sie anders als durch ihre Körpersprache zum Ausdruck zu bringen.
    Formell begrüßte Flandry jeden Einzelnen. Zwischen Terra und Merseia herrschte schließlich Friede – oder nicht? –, ganz gleich, wie viele Wesen starben und wie viele Städte in den Marken brannten. Flandry setzte einen verschlafenen Ausdruck auf, doch seinen scheinbar gleichgültigen grauen Augen entging nur wenig.
    Nicht dass es etwas zu sehen gab, das er noch nicht kannte. Mit zwei Metern Höhe überragte ihn der durchschnittliche Merseianer, selbst wenn er sich im Stehen vorwärtsbeugte. Ebenfalls haarlos, war die Haut eines Merseianers blassgrün und leicht geschuppt, während sein massiges Gesicht annähernd menschlich wirkte; allerdings fehlten die Ohrläppchen. Ein niedriger Zackenkamm lief von der Stirn ausgehend das Rückgrat entlang bis zur Spitze des langen, schweren Schweifs. Eng anliegende schwarze Kleidung mit silbernem Besatz verdeckte fast den gesamten Körper.
    Die Merseianer sagten nichts offen Unhöfliches, aber ihre Verachtung verbargen sie nicht. Das kann ich sogar verstehen, dachte Flandry. Ihre Zivilisation ist jung und voller Tatkraft, alle Energie nach außen gerichtet, während unsere alt, satt und dekadent geworden ist. Wir möchten nur noch den Status quo aufrechterhalten, weil uns die Dinge so gefallen, wie sie sind. Dadurch stehen wir dem merseianischen Traum von der galaktischen Oberherrschaft im Wege. Wir sind die Ersten, die sie niederwerfen müssen.
    Zumindest glauben sie das. Und wir glauben es auch. Ganz egal, ob es einen wahren Kern hat, denn das ist schlicht nicht feststellbar. Es ist der Glaube, der zum Töten führt.
    Durch den fließenden rötlichen Nebel verhüllt näherte sich Flandry eine Gestalt. Mit übertriebenem Schreck erkannte Flandry Aycharaych, ebenfalls für die Jagd gekleidet. Der Chereioner blieb vor ihm stehen, lächelte liebenswürdig und sagte: »Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, Captain.«
    »Oh … ja«, brachte der Terraner hervor. »Ihnen auch, denke ich.«
    Moment mal, ich lasse meine Manieren vermissen, meine Verbindlichkeit. Ich lasse mich von dem Burschen erschüttern, und das ist schon eine kleine Niederlage für sich. Besser wäre es, meine Renitenz herauszukehren.
    »Ich bin ein wenig überrascht«, fügte er hinzu. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie gern auf die Jagd gehen.«
    »Sind wir denn nicht beide von Berufs wegen Jäger?«, entgegnete Aycharaych. »Gewiss, in aller Regel sind mir Sophonten die interessantere Beute. Was ich jedoch über das Wild gehört habe, auf das heute Jagd gemacht wird, so klingt das durchaus nach einer Herausforderung. Man fragt sich, ob die alten Pioniere diese Wesen allein für den Sport entwickelt haben.«
    »Und dann haben sie die restliche Ökologie auf sie abgestimmt?« Flandry lachte. »Nun, es ist schon Eigenartigeres geschehen.«
    Das Gespräch wurde lebhafter und wandte sich bald den Besonderheiten und Rätseln vieler intelligenter Spezies zu. Als das letzte Hornsignal zum Sammeln rief, tauschten Terraner und Chereioner einen ironisch bedauernden Blick. Zu schade. Das hat uns beiden Spaß gemacht. Zu schade auch, dass wir auf unterschiedlichen Seiten stehen … oder?
    Die Jäger stiegen in winzige Ein-Mann-Düsenjets und schnallten sich an. Jedes Flugzeug

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