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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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lieber heimkehren. Vielleicht sollten wir alle heimkehren und Beteigeuze aufgeben.«
    Aline sprang von ihrem Sessel hoch und baute sich vor ihm auf, als er am Fenster stehenblieb. »Wir müssen auf Terra ein Forschungsprojekt in Gang setzen«, sagte sie. »Wir müssen einen Helm oder so etwas entwickeln lassen, der die Übertragung von Gedanken abschirmt.«
    »Da hast du recht. Aber heute hilft uns das nicht weiter. Und auf lange Sicht eigentlich auch nicht. So oft begegnen unsere Leute den Chereionern nun auch wieder nicht, oder?«
    Sie fasste ihn am Arm. »Könntest du ihm nicht einfach ausweichen, so lange wir hier sind?«
    Flandry zuckte mit den Schultern. »Sicher, wenn ich zur absoluten Null werden will – und du und alle unsere Leute. Du weißt selbst, dass man eine politische Kampagne nicht am Visifon betreiben kann.«
    »Was können wir denn tun?« Aline stand schweigend dabei, während Flandry eine Zigarette aus dem Etui nahm, daran zog, damit sie sich entzündete, und fortfuhr: »Was immer es ist, wir müssen schnell sein. Der Sartaz zeigt Terra immer mehr die kalte Schulter. Nach unserer Pannenserie kann ich es ihm auch kaum verdenken; und ich bezweifle sehr, dass er uns glauben würde, wenn wir behaupten, das Ganze liege nur an Aycharaych.«
    Flandry blies einen Rauchschleier zwischen seine Augen und die Fremdartigkeit jenseits des Fensters, in die er starrte. »Aber ich sollte mich wohl nicht im Bedauern ob unserer Lage ergehen, sondern einen ausgeklügelten Gegenzug ausbaldowern«, sagte er. »Nur dass ich heute Abend an dem Bankett für die Jagdgesellschaft teilnehmen muss und er mit mir höchst bezaubernde Konversation pflegen wird …«
    Aline holte scharf Luft. Sie fasste ihn fest bei der Hand. Flandry wandte sich ihr zu und schaute sie an. »Was ist?«, fragte er.
    Einen Augenblick lang blitzte ihr Lächeln auf, aber ihre Worte klangen schroff: »Das willst du doch wohl nicht hören, oder?«
    »Wieso … Nein, ich glaube nicht«, erwiderte er verblüfft. »Aber du bist ihm gegenüber genauso verwundbar wie jeder andere.«
    »Ja, aber ich glaube nicht, dass ich auch nur annähernd so gründlich durchstöbert wurde.« Und mit einem bitteren Unterton fügte sie hinzu: »Von uns Terranerinnen erwartet man schließlich Unterordnung. Wenn nicht theoretisch, so doch praktisch. Selbst ein Offizier hält sich besser bedeckt, wenn er eine Frau ist. Du warst das offensichtliche Ziel, neben anderen Männern in Schlüsselpositionen. Seit seiner Ankunft habe ich Aycharaych praktisch nie zu Gesicht bekommen, und die Chancen stehen gut, dass ich mich da auf nichts besonders Wichtiges konzentriert habe.«
    Sie lehnte sich näher an ihn und sagte leise und drängend: »Halte Aycharaych von mir fern, Dominic. Sprich mit ihm; beschäftige ihn, aber biete ihm keinen Vorwand, um in diesen Teil des Palastes zu kommen. Er wird natürlich merken, was du bezweckst, aber er wird dich nicht so einfach überrumpeln können … wenn du wirklich so raffiniert bist, wie es heißt. Ich komme heute Abend nicht zum Bankett, weil ich nicht an der Jagd teilgenommen habe, und – jawohl, ich schütze Krankheit vor. Bestell mir ein leichtes Abendessen aufs Zimmer … Und komm nach dem Bankett hierher.«
    Flandry sah sie durchdringend an. »Was immer du in deinem hübschen Köpfchen ausbrütest«, murmelte er, »beeil dich. Auf die ein oder andere Art wird er dir schon recht bald auf die Pelle rücken; das ist dir doch klar, oder?«
    »Du solltest jetzt gehen, Dominic«, sagte sie. »Überlass mich einfach meinem schändlichen Tun.«
    Als er ging, folgte ihm ihr Blick, und wieder lächelte sie.
     
    Flandry kehrte spät von dem Bankett zurück. Sein Blut glühte und schwirrte vom Wein. Er hatte es nicht darauf angelegt, sich zu betrinken, aber er war auf ein wenig Entspannung aus gewesen … die er nicht in den orgiastischen Ausschweifungen gefunden hatte, die das Bankett bot, sondern in seinem Gespräch mit Aycharaych. Die Unterhaltung drehte sich in keiner Weise um den Konflikt zwischen ihnen; hauptsächlich ging es um Alte Geschichte sowohl Terras als auch Merseias, ein Thema, das Flandry stets fasziniert hatte. Er konnte beinahe vergessen, dass der große Verstand ihm gegenüber nicht auf Sprache angewiesen war.
    Aline ließ ihn herein, nachdem der Abtaster an der Tür ihn identifiziert hatte. Sie hatte das Licht gedämpft; es floss golden über ihr Haar, die elfenbeinerne Skulptur ihres Gesichts und den Hausmantel aus Shimmerlyn.

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