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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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entgegnete Oleg trocken.
    »Darf ich respektvoll fragen, welcher Planet die Hilfe liefert, die Euer Majestät im Augenblick empfängt?«
    »Das ist eine impertinente Frage, wie Sie sehr wohl wissen. Ich stoße mich nicht daran, aber ich verweigere die Antwort.« In vertraulichem Ton fügte er hinzu: »Die alten Handelsabkommen gewähren den beteigeuzischen Händlern Monopole auf bestimmte Exportartikel. Diese andere Spezies lässt sich mit den gleichen Waren bezahlen. Mich binden keine Eide, die von der Dynastie der Nuru Bator geschworen wurden, aber im Moment wäre es unzweckmäßig, wenn Beteigeuze diese Tatsache zu Bewusstsein käme.«
    Es war eine gute spontane Lüge: so gut, dass Flandry hoffte, Oleg glaube, er wäre darauf hereingefallen. Er setzte ein törichtes Lächeln à la ›Schau, Mami, ich bin ein Mann von Welt‹ auf. »Ich verstehe, großer Khan. Sie können sich auf die Verschwiegenheit Terras verlassen.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Oleg launig. »Unsere traditionelle Strafe für Spione bedient sich einer Methode, die sie noch tagelang am Leben erhält, nachdem man ihnen die Haut abgezogen hat.«
    Flandrys Schlucken war kalkuliert, aber nicht völlig gespielt. »Nur für den Fall, dass einer Ihrer weniger gebildeten Untertanen impulsiv handeln sollte, halte ich es für das Beste, Euer Majestät daran zu erinnern, dass die Imperiale Navy unter Dauerbefehl steht, jedes Unrecht zu ahnden, dass einem terranischen Bürger irgendwo im Universum widerfährt.«
    »Recht so«, erwiderte Oleg. Sein Ton machte keinen Hehl aus seinem Wissen, dass diese berühmte Regel nur noch auf dem Papier bestand und allenfalls gelegentlich als Vorwand herangezogen wurde, um eine widerspenstige Welt zu bombardieren, die sich nicht wehren konnte. Durch die Händler, seine Studiendelegationen nach Beteigeuze und den Unbekannten, der ihm Waffen verkaufte, sah der Kha-Khan die galaktische Politik mit der gleichen unbarmherzigen Klarheit wie irgendein terranischer Aristokrat.
    Oder ein merseianischer. Die Erkenntnis ließ Flandry frösteln. Er war notgedrungen blind in den Einsatz gestolpert. Erst jetzt, Stück für Stück, sah er, wie gefährlich es wirklich war.
    »Eine gesunde Politik«, fuhr Oleg fort, »aber seien wir offen, Orluk. Wenn Sie in meinem Hoheitsgebiet einen, sagen wir, Unfallschaden erleiden sollten – und falls Ihre Vorgesetzten die Umstände falsch auslegen, was natürlich nicht vorkommen wird –, könnte ich mich gezwungen sehen, um Hilfe zu bitten, die mir rasch zur Verfügung stehen kann.«
    Merseia ist nicht fern, dachte Flandry, und wir wissen, dass die Merseianer an ihrer vorgeschobensten Basis Flotteneinheiten massiert haben. Wenn ich noch einmal alten terranischen Wein kosten möchte, sollte ich lieber schleunigst den Trottel spielen wie noch nie zuvor in einem gehörig verschwendeten Leben.
    Nach außen hin gab er sich empört. »Beteigeuze hat Verträge mit dem Imperium, Euer Majestät. Der Sartaz würde sich niemals in einen rein menschlichen Konflikt einmischen!« Und als sei er über sich selbst entsetzt: »Aber gewiss wird es nie dazu kommen. Das, äh, Gespräch hat eine, äh, wenig wünschenswerte Wendung genommen. Das ist mir furchtbar unangenehm, Euer Majestät! Ich war, äh, bin an, ähem, ungewöhnlichen menschlichen Kolonien interessiert, und ein Archivar hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass …«
    Und so weiter und so fort.
    Oleg Yesukai grinste.

 
IV
     
    Altai rotierte einmal in fünfunddreißig Stunden. Die Siedler hatten sich angepasst, und Flandry war gewohnt zu schlafen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Den Nachmittag verbrachte er auf einer Führung durch Ulan Baligh, bei der er törichte Fragen stellte, von denen er sicher war, dass seine Führer sie dem Khan hinterbringen würden. Dass während des langen Tages vier bis fünf Mahlzeiten verzehrt wurden – seine wurden ihm in den Stadthäusern von Häuptlingen angeboten, die zur Yesukai-Sippe gehörten –, gab ihm die Möglichkeit, ganz in seine Rolle eines jungen terranischen Gecken zu versinken, der aus einer Laune heraus einem uninteressierten Imperium seinen Auftrag aus den Rippen geleiert hatte. Mit einem Besuch in einem der Freudenhäuser, die den durchziehenden Nomaden offenstanden, vertiefte er den Eindruck weiter. Hier zumindest hatte er wenigstens seinen Spaß.
    Als er nach Sonnenuntergang wieder auf die Straße kam, sah er, dass der Turm des Propheten nun leuchtete, sodass er wie eine blutige Lanze

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