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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Baumusters gepackt. Pyotr Gutchluk sagte halb fragend: »Natürlich könnte ein großer Orluk wie Sie einem Tulyak ein Varyak vorziehen.«
    »Natürlich«, sagte Flandry, der sich wünschte, seine Studien hätten ihm auch diese Begriffe nahegebracht.
    Er entdeckte bald, dass ein Varyak ein auf dem Planeten gefertigtes Motorrad war. Wenigstens lautete so das passendste anglische Wort. Es handelte sich um ein gewaltiges Vehikel auf zwei Rädern, das leise von einer Bank aus Kapazitätsbatterien angetrieben wurde, hinten einen Gepäckhalter hatte und vorn eine Lafette für ein Maschinengewehr. Das Fahrzeug wurde mit den Knien gelenkt, die eine Querstange berührten. Weitere Steuereinrichtungen befanden sich auf einem Armaturenbrett hinter der Windschutzscheibe. An einem Ausleger konnte ein Stützrad abgesenkt werden, wenn das Fahrzeug stand oder sich nur langsam bewegte. Pyotr Gutchluk holte für Flandry einen Sturzhelm mit Schutzbrille aus einer Satteltasche und preschte mit zweihundert Stundenkilometern los.
    Als Flandry sein eigenes Varyak beschleunigte, spürte er, wie der Wind um die Schutzscheibe herumpfiff, in sein Gesicht schnitt und ihn fast vom Sattel riss. Er wurde langsamer. Aber … Komm schon, alter Junge. Prestige des Imperiums, steife Oberlippe und so schrecklich weiter. Irgendwie gelang es ihm, an Gutchluk dranzubleiben, während sie auf die Stadt zurasten.
    Ulan Baligh bildete einen Halbmond, wo das Wasser des Ozero Rurik eine Bucht ins flache Ufer schnitt. Über sich sah Flandry einen tiefblauen Himmel und die Ringe. Am Tage blass, bildeten sie einen frostigen Heiligenschein über der orangen Sonne. In solchem Licht nahmen die steilen roten Ziegeldächer die Farbe von frisch vergossenem Blut an, und selbst die alten grauen Steinmauern darunter erhielten einen schwachen Scharlachstich. Alle Gebäude waren groß: Wohnhäuser, in denen gleich mehrere Familien lebten, Geschäftshäuser, in denen sich die kleinen Läden drängten. Die Straßen waren breit, sauber, windig und voller Nomaden. Gutchluk bog auf eine Hochstraße, die an Pylonen hing, geformt wie Drachen mit den Kabeln in den Mäulern. Es schien sich um eine Amtsstraße zu handeln, denn bis auf eine gelegentliche Patrouille auf Varyaks war sie leer.
    Sie bot außerdem klare Sicht auf den Palast, der inmitten von einer Mauer umgebenen Gärten stand: eine riesige Ausgabe der anderen Häuser, aber bunt bemalt, und davor ein Säulengang aus hölzernen Drachen. Die königliche Residenz wurde allerdings vom Turm des Propheten überschattet. Wie alles andere auch.
    Aus den vagen Beschreibungen im Beteigeuzischen System wusste Flandry, dass fast jeder auf Altai an eine Art Verschmelzung aus Islam und Buddhismus glaubte, die der Prophet Subotai vor Jahrhunderten vorgenommen hatte. Die Religion besaß nur diesen einen Tempel, doch er genügte. Ganze zwei Kilometer ragte er in die dünne, stürmische Luft auf, als wolle er einen Mond aufspießen. Grundsätzlich eine Pagode in blendendem Rot war die nach Norden zeigende Wand glatt, aber nicht leer, sondern eine einzige Tafel, auf der in einem verdrehten sino-kyrillischen Alphabet die heiligen Worte des Propheten auf ewig niedergelegt waren. Selbst Flandry, in dessen Herz sich nur wenig Ehrfurcht fand, erfuhr einen Augenblick des Staunens. Es hatte einen gewaltigen Willen erfordert, um diesen Turm über den Ebenen zu errichten.
    Die Hochstraße neigte sich wieder dem Boden zu. Gutchluk hielt sein Varyak abrupt vor dem Palast an. Flandry, der jeden Mann auf Altai überragte, hatte Schwierigkeiten mit der Steuerstange. Fast wäre er gegen das Tor aus geschmiedeter Bronze geprallt. Gerade noch rechtzeitig entwirrte er die Beine und drehte das Varyak ab, ein Schwenk, bei dem er fast gestürzt wäre. Oben auf der Mauer lehnte sich ein Wachtposten lachend auf seinen tragbaren Raketenwerfer. Als Flandry ihn hörte, fluchte er. Der Terraner setzte die Kurve fort, zog einen so engen Kreis um Gutchluk, dass es sie gut beide das Leben hätte kosten können, knallte das dritte Rad herunter und ließ das Motorrad von selbst zum Stillstand kommen, während er vom Sattel sprang und sich verbeugte.
    »Beim Eisvolk!«, rief Gutchluk aus. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Er wischte ihn mit zittriger Hand ab. »Auf Terra zieht man verwegene Männer auf!«
    »Aber nein«, erwiderte Flandry, der sich wünschte, er könnte sich ebenfalls die feuchte Haut trocknen. »Ein bisschen angeberisch vielleicht, aber nie

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