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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Sache. Dann konnte er vielleicht sogar die Aussöhnung nutzen, um weitere Argumente für sein Ziel anzubringen, von Unan Besar zu fliehen. Aber wenn sie ihn endgültig fallengelassen hatte, war er in einer üblen Lage. Er konnte nicht sagen, was wirklich der Fall war. Da dachte ein Mann, er kenne sich mehr oder minder mit den Frauen aus, und dann tauchte jemand wie Luang auf.
    Natürlich, wenn es zum Schlimmsten kommt … aber das ist ja auch nur das Wahrscheinlichste … Hoy! Was ist denn da los?
    Flandry blieb stehen. Ein anderer Mann hatte den Weg verlassen und überquerte den Abhang. Eher war es ein Junge; er konnte nicht älter sein als sechzehn mit diesem runden Gesicht und dem schlanken Körper. Er sah aus, als hätte er in letzter Zeit nichts mehr gegessen und alles verhökert bis auf den Kilt, den er am Leib trug. Aber der Kilt war von einem schimmernden, samtenen Tuch, keineswegs billig. Eigentümlich.
    Etwas an seiner blinden Entschlossenheit löste aus, dass Flandry blitzartig begriff. Der Terraner rannte los. Der Junge sprang auf die Mauer. Dort stand er einen Augenblick und blickte in den matten Himmel von Unan Besar. Sonnenlicht überflutete ihn. Dann sprang er.
    Flandry machte einen Bauchsprung auf die Mauer und packte ein Fußgelenk. Fast wäre er ebenfalls über die Kante gestürzt. »Uff!«, rief er und lag über die Mauerkrone drapiert, während der Junge sich am Ende seines Armes wand und hin und her schwang. Als Flandry wieder zu Atem kam, zog er seine Last über die Mauer zurück und warf sie auf den Boden. Der Knabe erschauerte heftig und verlor das Bewusstsein.
    Eine recht neugierige Menge strömte herbei. »Also gut«, keuchte Flandry, »also gut, es ist schon alles vorbei. Vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Wer den Hut für uns rumgehen lassen will, darf es gerne tun.« Ein Schutzmann drängte sich durch die Gaffer, unverkennbar mit seinem grünen Kilt und dem Medaillon, dem Messer und dem Schlagstock und der eingebauten Großspurigkeit.
    »Was ist hier los?«, fragte er in der Art aller Polizisten im ganzen Universum.
    »Nichts«, antwortete Flandry. »Der Junge wurde etwas unvorsichtig und hätte fast einen Unfall gehabt.«
    »So? Für mich sah es so aus, als wäre er gesprungen.«
    »Er hat nur gespielt. Er ist«, sagte Flandry in seinem sprühenden Witz, »halt ein Junge.«
    »Wenn er unter Vertrag steht oder versklavt ist, wäre Selbstmord eine Vernachlässigung seiner Pflichten, und allein auf den Versuch steht Auspeitschung.«
    »Nein, er ist frei. Ich kenne ihn.«
    »Selbst ein freier Mann hat innerhalb der Stadtgrenzen kein Recht zu springen. Er hätte jemanden unter sich treffen können. Auf jeden Fall hätte er eine Sauerei angerichtet, die jemand hätte reinigen müssen, so viel steht fest. Ihr kommt beide mit, und wir sehen uns die Sache näher an.«
    Flandrys Rückgrat prickelte. Wenn man ihn auch nur wegen böswilligen Trübsalblasens verhaftete, hörte der Spaß auf. Lächelnd griff er in die Kilttasche. »Ich schwöre, es war nur ein Beinahe-Unfall«, sagte er. »Und ich bin sehr beschäftigt.« Er holte eine seiner Geldbörsen hervor. »Ich habe keine Zeit für eine offizielle Untersuchung. Warum nehmen Sie nicht … zehn Silberstücke und begleichen damit alle etwaigen Schadensersatzansprüche? Das wäre doch für alle am einfachsten.«
    »Wie bitte? Wollen Sie …?«
    »Da haben Sie recht. Die geschädigten Parteien haben Anspruch auf wenigstens zwei Goldstücke. Sie kennen diese Stadt, und ich bin hier neu. Sie finden jeden, der eine Entschädigung verdient. Ich flehe Sie an, belasten Sie meine Seele nicht mit Schulden, die ich nicht begleichen kann.« Flandry legte ihm die Münzen in die Hand.
    »Aha. Ach ja.« Der Schutzmann nickte. »Ja, so ist es wohl am besten, nicht wahr? Zumal da gar kein wirklicher Schaden angerichtet wurde.«
    »Ich freue mich immer, einen Mann von Diskretion kennenzulernen.« Flandry verbeugte sich. Der Polizist verbeugte sich ebenfalls. Sie trennten sich mit gemurmelten Bekundungen gegenseitiger Wertschätzung. Die Menge verlor das Interesse und ging ihrer Wege. Flandry kniete sich neben den Jungen, der allmählich wieder zu sich kam, und stützte den dunklen Kopf mit den Armen.
    »Ganz ruhig, mein Sohn«, riet er ihm.
    »Oa-he, Tuan, warum haben Sie mich abgehalten?«, wisperte der Junge erschüttert. »Jetzt muss ich den ganzen Mut noch einmal finden.«
    »Absurdes Vorhaben«, schnaubte Flandry. »So, kannst du aufstehen?

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