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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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das Imperium politisch klug fände.« Sie atmete tief. »Dominic, du hast unter meinem Vater gedient, und er war ein Offizier der alten Schule. Ein Offizier befiehlt seinen Leuten nichts, was er selbst nicht auch tun würde. Das ist es doch, oder, Lieber?«
    »Na, ein bisschen mag das schon hineinspielen«, brummte er.
    Sie senkte den Blick. Wie lang sie waren, ihre Wimpern über den fein gemeißelten Jochbeinen. Er sah, wie ihr das Blut in Gesicht und Brust stieg. »Ich war mir sicher, aber ich wollte es von dir selbst hören«, flüsterte sie. »Heutzutage gibt es bei uns viele Adelstitel, aber nur wenig adligen Geist.«
    »Oh, hai, hai«, protestierte er. »Du kennst mich besser. Ich lüge, ich stehle, ich betrüge, ich töte, ich treibe Unzucht und breche die Ehe, ich benutze schockierende Ausdrücke, mir gelüstet, und einmal hatte ich Grund, ein Götzenbild anzufertigen. Können wir uns jetzt entspannen und den Abend genießen?«
    Sie hob ihr Gesicht zu ihm, und ihr Lächeln strahlte auf. »Aber ja«, sagte sie. »In deiner Gesellschaft könnte ich mir das Exil gefallen lassen.«
    Darüber hatten sie gesprochen: was sie tun wollten, wenn der Einsatz fehlschlug, sie aber überlebten. Ein Militärgericht hätte ihn schwererer Vergehen als der Befehlsverweigerung für schuldig befunden; die Missachtung eines direkten kaiserlichen Befehls bedeutete Hochverrat. Banner war seine Komplizin. Die Höchststrafe war der Tod, doch Flandry befürchtete, sie erhielten eher die »mildere« Strafe lebenslänglicher Versklavung. Das wollte er auf keinen Fall riskieren. Er plante, einen fernen Planeten anzulaufen, wo er eine neue Identität annehmen konnte, es sei denn, er entschied sich, in der Domäne von Ythri um Asyl zu ersuchen oder eine Schiffsladung verwandter Seelen um sich zu sammeln und ins völlig Unbekannte davonzuziehen.
    Banner hatte ihm schmerzvoll zugestimmt. Sie hatte weit mehr zu verlieren als er, eine Mutter, einen Bruder und eine Schwester samt ihren Familien, Yewwl und ihr Lebenswerk.
    Hat sie nun Hoffnung jenseits des Scheiterns der Hoffnung gefunden? Sein Herz machte einen Satz vor Freude.
    Sie lehnte sich näher an ihn. Ihre Röte war einer gesunden Farbe gewichen, ihr Blick und ihre Stimme waren ruhig. »Dominic, Lieber«, sagte sie, »seit dieser Stunde in der Turnhalle hast du dich perfekt ritterlich benommen. Das ist nicht mehr nötig.«

 
VII
     
    Im Bugschirm schwoll Ramnu beständig an, bis er den Himmel beherrschte und die Leuchtkraft seiner Tagseite die Sterne überstrahlte. Seine Farben waren wie bei Terra in der Hauptsache Weiß auf Azur, auch wenn sich durch das schwächere, sanftere Sonnenlicht ein Goldstich hineinmischte. Die Wolkenmuster waren nicht die gleichen, sondern weiter ausgedehnt und hatten mehr die Form von Bändern, Flecken und weiten Decken als von Wirbeln; Einzelheiten der Oberfläche waren aus dem Weltall nicht sichtbar, es sei denn hier und da als vage Schattigkeit. Die Nachtseite schimmerte geisterhaft unter Mondschein und Sternenlicht. In einem Magnetfeld schwächer als das Jupiters, aber stärker als auf Terra schwenkten Nord- und Südlichter über der polaren Finsternis für Näherkommende deutlich sichtbar ihre Flaggen.
    Flandry saß am Steuerpult. Die Hooligan führte Navigation und grundlegende Lenkmanöver selbsttätig aus, aber Flandry hatte Hände und Urteilskraft am Steuer, damit er ungeortet eintreffen konnte. Außerdem benutzte er die Instrumente des Steuerpults, um die Monde und etwaigen Raumverkehr im Sonnensystem in Augenschein zu nehmen.
    An Diris, dem innersten Trabanten, strich er so dicht vorbei, dass er Port Lulang ausmachen konnte, die wissenschaftliche Basis. Sie bildete eine Anhäufung von Kuppeln, Halbzylindern, Masten und Antennenschüsseln neben einem Raumlandefeld mitten auf einer großen, symmetrischen Formation, die Sullivans Hufspur auf Io eigentümlich ähnelte; außer dem Namen war dort wenig Cynthianisches übrig. Von der Formation abgesehen war der Mond beinahe gestaltlos. Einst hatte er an Größe seine Mutterwelt übertroffen, aber die Supernova hatte alles oberhalb seines metallenen Kerns weggefegt. Vermutlich wäre nicht einmal dieser Kern übrig geblieben, hätte die geschrumpfte Masse Ramnus den Trabanten nicht ein wenig abgeschirmt. Während der geschmolzene Ball abkühlte und sich verfestigte, schlug kein Asteroid oder Meteorit einen Krater in seine Oberfläche, denn sie waren längst zu Gas verglüht und hatten sich mit dem Rest

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