Flandry 7: Am Ende des Weges
Artensterbens vor etwa fünfzig Millionen Jahren; die Pyrasphalen überwucherten ältere Pflanzen, und zahllose Tiere konnten ihr brandgeschütztes Gewebe nicht verdauen. Spätere Pflanzenfresser haben sich angepasst und scheiden die Siliziumverbindungen entweder unverändert aus oder spalten sie mithilfe symbiotischer Mikroben.
Die Pyrasphale hat nicht alles verdrängen können. Wo sie alleine herrscht, liegt es daran, dass sie allein dort vorkommt. Gewöhnlich wachsen auf einer von ihr bedeckten Landschaft ebenfalls Bäume, Büsche, Dornengewächse oder Röhricht.
Die Tierwelt Ramnus zeigt ihre eigenen mannigfaltigen Analogien zu der terranischen, darunter zwei Geschlechter, Wirbeltiere und wirbellose Arten, ektotherme und endotherme Organismen. Das typische Wirbeltier hat vorn einen Kopf mit Kiefern, Nase, zwei Augen, zwei Ohren; es besitzt vier echte Gliedmaßen und verfügt üblicherweise über einen Schweif. Die Unterschiede überwiegen jedoch die Gemeinsamkeiten.
Unter den offensichtlichsten ist die allgemeine Kleinheit unter der enormen Schwerkraft. Außerhalb der Ozeane wiegen die allergrößten Kreaturen zwei Tonnen; und schon sie bewohnen See- und Sumpfgebiete, in denen das Wasser den Großteil ihres Gewichtes trägt, während sie umherstreifen. Auf den Ebenen kann es von Herden diverser Spezies wimmeln, aber so gut wie jede ist hundegroß oder kleiner. Eines der seltenen pferdegroßen Tiere kann sie majestätisch überragen. Es besitzt ein besonderes Merkmal, doch dazu später. Davon abgesehen erscheint es dem Menschen als merkwürdig, wenn er an einem Tier, das nicht größer als ein Collie ist, einen graviportalen Wuchs entdeckt. Die grazilen Lebensformen sind winzig.
Die langen, kalten Nächte belohnen die Endothermie. Ektotherme Wesen müssen sich ein Versteck suchen, in dem sie im Schlaf nicht erfrieren (oder ausgegraben und gefressen) werden, oder bei Sonnenuntergang eine neue Generation beginnen, deren juveniles Stadium überlebensfähig ist. Pflanzen haben ihre eigenen Lösungen des gleichen Problems entwickelt, darunter eine Familie, die frosthemmende Substanzen ausschütten, und etliche, die das Gefrieren zu einem Teil ihres Lebenszyklus gemacht haben.
Eine zwischen den Extremen liegende Tierart hat einen regen Stoffwechsel, der sie bei Nacht wärmt, aber – außerhalb der Polargebiete und höher gelegenen Regionen – tagsüber zwingt, Schutz zu suchen, weil es ihr sonst zu warm wird. Komplette Endothermie ist schwieriger als auf Terra zu erreichen, da Wasser nur zögernd verdampft. Die größeren Tiere lassen sich Kühlflächen wie große Ohren oder Rückenflossen wachsen.
Flugtiere erleben in dieser Hinsicht geringere Schwierigkeiten, denn ihre Schwingen stellen ihnen diese Flächen zur Verfügung; allerdings ist erwähnenswert, dass keines von ihnen Federn besitzt. Auf Ramnu, wo die Schwerkraft mehr oder weniger durch die dichte Atmosphäre ausgeglichen wird, sind sie sehr häufig. Das rasche Absinken des Drucks zwingt die meisten von ihnen, dicht am Boden zu bleiben. Einige wenige Aasfresser können höher steigen. Dazu kommen die Gleitflieger, doch auch mit ihnen wollen wir uns später befassen.
Unter den Landsäugetieren existiert eine Ordnung von lebend gebärenden Endothermen, für die es keine terranische Parallele gibt: die Pleurochladoi. Zwischen den Vorder- und Hinterläufen entwickelte ein Rippenpaar sich an einem komplizierten Schulterfortsatz zum Unterbau zweier Scheinglieder, die von den Menschen Strecker genannt werden. Man nimmt an, dass diese Muskelstränge bei einer primitiven, kurzbeinigen Kreatur entstanden sind, die auf diese Weise die Möglichkeit hatte, sich ein wenig schneller fortzubewegen. Die Entwicklung war so erfolgreich, dass die Nachkommen sich in Hunderte von Unterarten auffächerten.
Strecker verleihen zusätzliche Standfestigkeit; indem sie packen, zerren und schieben, schenken sie zusätzliche Fortbewegungskraft. Daher haben sie es einigen ihrer Besitzer ermöglicht, die Größe von Mustangs zu erreichen.
In einer völlig anderen Entwicklungsrichtung haben die Strecker die Unterordnung der Gleitflieger hervorgebracht. Diese entwickeln Membranen, die von den Vorderläufen zu den Spitzen der Strecker laufen und von dort wiederum zu den Hinterläufen. Diese Membranen dienten ursprünglich zweifellos der Kühlung, was noch immer der Fall ist, doch gleichzeitig bilden sie Tragflügel. Ein mit ihnen ausgestattetes Tier kann sie einziehen und frei
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