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Flandry 7: Am Ende des Weges

Flandry 7: Am Ende des Weges

Titel: Flandry 7: Am Ende des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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umherlaufen, oder es kann die Strecker versteifen, dadurch die Flügel ausbreiten und aus der Höhe durch die Luft herabgleiten. Mit günstigen Strömungen kann es in dichter Luft erstaunlich weit kommen oder außergewöhnliche Manöver durchführen. Auf diese Weise findet es Früchte und Jagdbeute, entkommt Feinden und besitzt eine mühelose Fortbewegungsweise.
    Die meisten Gleitflieger sind fledermausgroß, nur wenige sind größer geworden, und kaum einer von diesen wiederum Zweibeiner. Unter diesen aber sind die Sophonten.
     
    Rotgolden wuchs Niku zwischen den Sternen an. In weniger als einem Tag wäre er zur Sonne geworden.
    Flandry sah, wie Banners Blick immer wieder zu dem Bild auf dem Schirm abschweifte. Eigentlich hätte es eine fröhliche Abendwache sein sollen, die letzten friedlichen Stunden für eine Zeit, von der sie nicht wussten, wie lange sie dauerte – vielleicht eine Ewigkeit. In die beste Kleidung gehüllt, die sie dabei hatten, tranken sie zwischen den Tänzen von ihren Drinks, bis Chives das prächtigste Dinner servierte, zu dem er fähig war. Danach lud Flandry ihn auf ein Glas zum Abschied ein, doch das Faktotum wünschte ihnen eine gute Nacht, sobald er es geleert hatte. Nun …
    Der Cognac rollte sanft über die Zunge, duftete aromatisch in der Nase, brannte in der Kehle und im Blut. Flandry rauchte nicht, wenn er etwas so Erlesenes genoss. Für ihn passte es zum Anblick und zur Nähe Banners. Sie saßen nebeneinander; wenn sie nach vorn zu den Sternen blickte, betrachtete er ihr stolzes Profil. An diesem Abend bändigte ein silberner Stirnreif ihre Haarflut, die ihr leuchtend braun auf die Schultern floss, mit winzigen, reizenden weißen Strähnen. Das Armband, das Yewwl ihr geschenkt hatte, in Bronze gefasste ungeschliffene Edelsteine, hätte an ihrem linken Handgelenk barbarisch massig gewirkt, wäre es nicht so ausgezeichnet verarbeitet gewesen. Banner trug ein tiefblaues Velvylkleid, lang und tief ausgeschnitten, und obwohl ihre Brust klein war, musste Flandry bei der Rundung, die von ihr ausgehend zur Kehle strebte, an Botticelli denken.
    Er war nicht in sie verliebt, und sie – nahm er an – nicht in ihn, bis auf das leichte Ausmaß, das nur natürlich war und, im alltäglichen Leben, ihrer Freundschaft eine gewisse Würze verliehen hätte. Attraktiv fand er sie durchaus und hielt von ihr unermesslich viel, und zwar nicht, weil sie Max Abrams’ Tochter, sondern weil sie war, wer sie war. Im Laufe der Reise hatte er solchen Respekt vor ihr entwickelt, dass er sich nicht länger schuldig fühlte, weil er sie mitnahm.
    Im Hintergrund spielte leise Musik, die vierzig Generationen zuvor geschrieben worden war, die Symphonie »Aus der Neuen Welt«.
    Plötzlich wandte sie sich mit Gesicht und Körper ihm zu. Sie weitete die grünen Augen. »Dominic«, fragte sie, »wieso bist du hier?«
    »Was?«, erwiderte er unelegant. Lass sie nicht zu ernst werden. Hilf ihr, fröhlich zu bleiben. »Na ja, das hängt ganz davon ab, was genau du mit ›wieso‹ meinst. In einem empirischen Sinne bin ich hier, weil vor einpaarundsechzig Jahren eine Operndiva eine Affäre mit einem adligen Captain der Navy hatte. Im höheren philosophischen Sinne …«
    Sie unterbrach ihn, indem sie ihre Hand auf seine legte. »Bitte albere nicht herum. Ich möchte dich verstehen.« Sie seufzte. »Obwohl du es mir wahrscheinlich nicht sagen wirst. Dann bestehe ich auch nicht darauf; aber ich hoffe, du sagst es.«
    Er kapitulierte. »Was möchtest du gern wissen?«
    »Wieso bist du hier – auf dem Weg nach Ramnu statt nach Hermes?« Rasch fügte sie hinzu: »Ich weiß, du musst untersuchen, was Cairncross verborgen hält. Ob er wirklich einen Staatsstreich plant …«
    Ja, ich glaube allerdings, dass er darauf abzielt. Was sonst? Als Großherzog ist er so hoch aufgestiegen, wie er kann, und er ist bekannt für seinen unstillbaren Ehrgeiz. Bei seinem Volk ist er beliebt, und es grollt dem Imperium; es wäre kein Kunststück, still und heimlich Personal zusammenzuziehen, das illegal Kriegsmaterial herstellt, und er besitzt viele Welten, wo solches Werk im Verborgenen ausgeführt werden kann – Babur, Ramnu … Falls er bereit ist, wenn er seine Absicht verkündet, dann scharen sich die Leute hinter seiner Standarte. Wenn er sein Vorgehen gut organisiert, braucht er keine überwältigend starke Flotte. Er kann den Vorteil der Überraschung ausnutzen, nach Archopolis vorstoßen, Gerhart töten und sich zum Kaiser ausrufen.

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