Flandry 8: Agentin des Imperiums
Abwehrmauer. Die er soeben unterwandert hatte. Er konnte nicht nur Daten lesen, er konnte sie auch schreiben.
Ein Teil seiner geheimen Ausbildung hatte naturgemäß Computertechnik umfasst, und er hatte sich später eigenständig weitergebildet. Und nachdem er jahrelang ein kaum automatisiertes Raumschiff zwischen den Planeten gelenkt hatte, war er das Improvisieren sehr gewöhnt.
Seine kurzen, kräftigen Finger tanzten über die Tasten. Vorsicht war vonnöten. Ein Versuch, zu viel zu tun, würde Alarm auslösen, und er konnte sich nicht sicher sein, wann er diese Grenze erreichte. Die Informationen, die er in die Datenbank eingab, waren strikt örtlich begrenzt und wichen nur leicht von der Wahrheit ab. Sie räumten ein, dass er, Targovi, festgenommen wurde, als er zum letzten Mal von Imhotep kommend in Aurea gelandet war. Das war verständlich, da alles in Aufruhr war und man Loyalitäten nur erahnen konnte. Die Untersuchung hatte ihn und seine Passagiere entlastet. Sie waren allesamt harmlos, wenngleich exzentrisch.
In seiner Eigenschaft als Geheimagent speiste er seine »Erkenntnisse« ein, dass Wo Lia keinerlei Untaten plante, die politisch bedeutsam gewesen wären – nur für den Fall, dass jemand, zum Beispiel Rihu An persönlich, einen Blick in die Akte warf. Die Tatsache, dass er ein Agent war, durfte weiterhin nicht allgemein bekannt werden.
Keine seiner Lügen ging an die Zentraldatenbank in Aurea. Die dortigen Schutzprogramme hätte seine Manipulation mit allzu hoher Wahrscheinlichkeit entdeckt. Targovi gab sich damit zufrieden, die Daten in Lulach zu ändern und einen »Korrektur: Abweisen«-Befehl anzuhängen. Warum sollte ein kleiner Vorposten wie dieser sein System auch kompliziert schützen?
Wer immer sich allerdings direkt in Aurea erkundigte, erfuhr eine völlig andere Geschichte. Wenn er daraufhin die gespeicherten Daten verglich, wäre das sprichwörtliche Öl ins ebenso sprichwörtliche Feuer gegossen.
Targovi rechnete nicht damit. In Aurea hielt man ihn, falls man überhaupt noch an ihn dachte, für tot. In Lulach hatte er keinerlei Verdacht geweckt. Wenn ein Zivilist aus Lulach ihn überprüfen wollte, würde er dazu fast mit Sicherheit die Akte in dieser Stadt einsehen. Sie würde ihn als einen nicht weiter bemerkenswerten Händler von Imhotep ausweisen. Sollte der Zivilist Zugriff auf die Akten der Streife haben – was in dem Fall, gegen den Targovi seine Vorkehrungen traf, fast mit Sicherheit der Fall wäre –, würden diese nichts wesentlich anderes zeigen … in Lulach. Es war höchst unwahrscheinlich, dass so jemand sich stattdessen an Aurea wandte oder auch zusätzlich dort vergewisserte. Warum auch? Der öffentliche Aufruhr um einen gesetzlosen Tigery wäre bereits verstummt und vergessen. Es war fast undenkbar, dass der Nachforschende den langatmigen Prozess auf sich nahm, den es erforderte, Zugriff auf Daten des Nachrichtenkorps zu erhalten.
Gewiss, es konnte natürlich sein, dass ausgerechnet diese Person sich als ultravorsichtig erwies. Die Wahrscheinlichkeit dafür war zwar gering, aber endlich groß. Wenn es dazu kam, wäre der Rest von Targovis Existenz ohne Zweifel kurz und unangenehm. Das bereitete ihm jedoch keine Sorge. Das Risiko verlieh seiner Reise erst den rechten Reiz.
Auf dem Weg hinaus bückte er sich nieder und flüsterte Rihu An ins Ohr: »Ich habe mich geirrt. Mit Wo Lia brauchen wir uns nicht zu befassen. Sie wird wahrscheinlich einigen deiner Bürger hier das letzte Hemd abnehmen, aber nicht auf eine Weise, wegen der sie sich bei dir beschweren würden. Ich muss jedoch andere überprüfen. Vergiss nicht, ich bin nichts als der Händler, den jeder kennt. Es wäre gut, wenn du den Leuten in der Station den Eindruck vermittelst, dass ich dir nur einen geschäftlichen Vorschlag machen wollte, den du, wie es sich gehört, abgelehnt hast.«
»So soll es sein«, antwortete sie genauso leise. Während er sich im Büro beschäftigt hatte, war sie allein im Vorzimmer geblieben, als redete sie noch immer mit ihm. Je weniger man bei nachrichtendienstlicher Arbeit andere merken ließ, desto besser.
»Bestehe in Frieden und Fülle fort.« Targovi verabschiedete sich. Er hatte noch einen zweiten Besuch zu machen, aber vorher wollte er frühstücken.
XIV
Von ihrer Insel exportierten die Zacharier eine Vielfalt von Esswaren und qualitativ hochwertigen Manufakturprodukten in den Rest von Daidalos. Um das Geschäft ganz in der eigenen Hand zu halten,
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