Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)
breit. Elli war ärgerte sich drüber, so abrupt aus ihrer Traumwelt gerissen zu werden. Als sie das fröhliche Mädchen und den seltsamen Fahrer des heiter hellblauen Busses sah, überwog ihre Neugierde. Sie verließ den herrlichen Duftgarten und betrachtete nun mit größerem Interesse als zuvor die bunte Sechsergruppe. Carlo in seinem schlaffen Cordanzug, neben ihm Anna in spießiger Jeans und recht langweiliger Bluse, das Tuch immer noch eng am Hals, dann dieser Heiko im neureichen Italiener-Look, wie ihn nur Deutsche tragen, seine blonde Barbie im Minirock und die beiden Neuankömmlinge, er blass in schwarzen Allerweltsklamotten und sie dafür umso bunter im kurzen Blumenkleidchen.
»Na, das kann lustig werden«, sagte Elli zu sich und lächelte in sich hinein.
»Sieh sich mal einer dieses Empfangskomitee an!«, sagte Lutz verwundert, als sie auf die Villa zufuhren.
Auch Tina konnte sich keinen Reim darauf machen, warum sie die Leute hier antrafen. Davon ganz abgesehen, so eine große Luxusvilla konnte unmöglich ihr Ferienhaus sein.
»Meine Rede, Schumi, wir sind falsch«, sagte sie über die laute Musik hinweg.
Lutz war verwirrt und misstrauisch zugleich. »Das ist aber genau die Adresse.«
»Dann sind det vielleicht die Vermieter, wa?«
»Zu fünft? Und mit verschiedenen Kennzeichen?« Nein, nein, für Lutz war klar, dass hier etwas ganz anderes vor sich ging. Dafür hatte er einen Instinkt. Er war in höchster Alarmbereitschaft. Noch wusste er nicht, was hier gespielt wurde, aber das würde er schnell herausfinden. Er drehte die Musik ab, und die beiden stiegen aus. Lutz musterte die Gruppe. Zwei Männer, drei Frauen. Wie sie zueinander standen, konnte er noch nicht sagen. Sah ganz so aus, als wäre der Pseudoitaliener mit der strengen Businessfrau zusammen – hatten sie Streit? – und der kräftige Opatyp mit der jungen Schönheitskönigin? Aber irgendwie passten sie alle nicht so richtig zueinander. Sie sahen so seltsam bunt zusammengewürfelt aus, ja, wie die Überlebenden eines Flugzeugcrashs, fast wie bei seiner Lieblingsserie »Lost«. Und wer war überhaupt die Frau mit der viel zu großen Strickjacke, die ihn so seltsam angrinste? Vor der musste man sich in Acht nehmen, das war Lutz sofort klar. Oder war sie etwa mit dem Dicken zusammen? Etwas verband die beiden. Dennoch, er blieb dabei, keiner passte hier zum anderen.
»Tachchen, seid ihr die Vermieter?« Tina war offen und freundlich wie immer. Schon wieder rutschte ihr schmaler Träger die Schulter hinunter. Permanent wollte sich das Kleid von ihr lösen.
»Wie bitte? Vermieter?«, fragte der schlankere der beiden Männer unfreundlich. »Sagen Sie bitte nicht, Sie haben auch hier gemietet!« Allerdings schien er die Antwort schon zu ahnen.
Lutz mischte sich ein: »Wieso …«, er zögerte kurz, »auch?«
»Weil hier ein Betrüger am Werk ist!«
Na also! Kaum in Italien, schon hatte er es mit Betrug zu tun, womöglich sogar mit einer Verschwörung. Jetzt galt es, keine Fehler zu machen und vor allem sich ja nicht in die Karten schauen zu lassen. Je weniger diese Leute von ihnen wussten, umso besser.
»Easy, Leutchen! Erst mal Hallöchen! Icke bin die Tina und dette is der Lutz. Direkt aus dem wunderschönen Kreuzberg. Wir machen jetzt hier Ferien. Und ihr, wat macht ihr hier?«
Lutz drehte sich ungläubig zu seiner Freundin. Na vielen Dank, Tina! Unbewusst durchkreuzte Tina die argwöhnische Strategie ihres Freundes und kassierte dafür natürlich seinen missbilligenden Blick.
»Ich bin der Carlo.« Carlo hob grüßend die rechte Hand.
»Sandra. Hiii! Langsam wird hier aber der Parkplatz knapp«, sagte sie.
»Also gut, Miller, Anna Miller. Guten Tag«, stellte sich die andere Frau sichtlich entnervt vor und schirmte sich mit ihrer Sonnenbrille gegen weitere Fragen ab.
»Willkommen Kreuzberg! Ich bin die Elli.«
»Wie jetzt? Vorstellen? Wozu? Is doch … ähm, na ja, Heiko, Heiko Behlow. Also, wir haben jetzt hier ein Problem. Frau Miller und, äh, Carl wollten sich gerade ein Hotel suchen, denn anscheinend wurde dieses Haus hier mehrfach vermietet. Ich rate Ihnen das Gleiche.«
»Du bist ja en Witziger. Det letzte Mal hat mir einer kurz nach’m Mauerfall gesiezt«, sagte Tina. »War, glaub ich, nen Grenzer. Vom Osten. Biste auch von drüben?«
Heiko riss die Augen auf. Ein Witziger? Vorlaute Göre! Die Emanzipation ging endgültig zu weit, dies war nur ein weiteres Indiz dafür.
»Aber wir, wir haben schon alles
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