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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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bezahlt! Im Voraus!«, betonte Lutz.
    »Wir ebenso«, sagte Anna trocken und sah Carlo strafend an.
    »Du auch, stimmt’s, Heiko?« Sandra war auffallend fröhlich.
    Dann herrschte fragende Stille.
    »Willkommen im Club der Angeschmierten«, scherzte Elli. »Irgendwo lacht sich gerade einer schön ins Fäustchen über uns Trottel.«
    »Also bitte ja!« Das wollte Heiko nicht so stehenlassen. Er schnaufte und stemmte seine Arme in die Hüften. Aber mehr wollte ihm nicht einfallen.
    In diesem Moment setzte das laute Zirpen Hunderter Grillen ein. Paarungszeit.
    Elli drehte sich um und schloss die Augen. Sie war überwältigt. Kurz versuchte sie mit schnalzender Zunge in das Vibrieren der Zikaden einzustimmen.
    »Spinnt die?«, wunderte sich Heiko.
    »Ich brauch jetzt endlich einen Kaffee. Haben die hier eine gute Maschine?«
    Carlo konnte nicht länger warten. Er war genervt. Da half nur eines: Kaffee. Außerdem musste er endlich die Küche begutachten. Wenn sie nur ansatzweise dem entsprach, was er im Internet gesehen hatte und was die alte Villa von außen hermachte, dann musste eine wahre Schatzkammer auf ihn warten. Sollten die anderen diskutieren.
    »Hört hier eigentlich keiner zu?«, regte sich Heiko auf und stampfte wie ein beleidigtes Kind mit den Füßen auf. »Den Kaffee könnt ihr fünf gerne auf der nächsten Piazza trinken. Erst, Almseppl, wird das hier geklärt!«
    Carlo blieb stehen. Dann drehte er sich ganz langsam wieder um.
    Wie er so dastand, ähnelte ihr Bruder fast einem italienischen Großgrundbesitzer, fand Elli. Wie ein Graf zu Beginn des letzten Jahrhunderts, vererbte Autorität. Dabei war ihr Bruder eher ein liebevoller Softie. Man durfte ihn nur nicht allzu sehr reizen, dann war er unberechenbar. Und Almseppl war zwar eher unbeholfen und komisch als beleidigend, aber Carlo verstand die Intention dahinter. Elli war gespannt, was als Nächstes passieren würde.
    »Darfst ruhig Carlo zu mir sagen, Bürschchen. Und weißt du was? Dir mach ich besser einen Beruhigungstee. Sonst bekommst mir noch einen Herzkasper.«
    Ein viel schönerer Schlag ins Gesicht, dachte sich Elli.
    Die Küche war schnell gefunden. In der Mitte des großzügigen Raumes stand ausgestreckt ein langer einfacher Holztisch. Die Tischplatte war übersät mit kleinen Kratzern, dunklen Einkerbungen, uralten verblassenden Soßenflecken, Glas- und Tellerrändern.
    An der Längsseite, gegenüber einem großen Fenster, thronte ein herrschaftlicher, zeitloser Gasherd aus schwarzem Gusseisen. Darüber hing eine ganze Armada von Kochlöffeln aus Olivenholz, Pastazangen und Schöpfern.
    Am anderen Ende des großen Raumes nahm ein mächtiger Schrank mit drei großen Türen, in denen schwarze Gusseisenschlüssel steckten, die halbe Wand ein. Daneben zwei kleine Fensterchen, mit je einem einfachen Eisenkreuz in der Mitte, die ungewollten Besuch fernhielten und einen Blick in den Hof gewährten.
    An den Wänden kamen teilweise helle rohe Kalksteine hervor, wieder an anderen Stellen bröckelte eine Schicht Putz ab. Ocker lag unter Weiß, oder unter einem Mintgrün, dann wieder Spuren von einem tiefen Rot. Jetzt dominierte eine zarte Schicht von weichem Eierschalen-Weiß, unter der ein Hauch von Terrakotta durchschimmerte.
    Carlo wurde melancholisch. Küchen, gab es einen menschlicheren Ort? Für ihn waren Küchen Herz und Ursprung einer jeden halbwegs erwähnenswerten Zivilisation. Seit jeher wurde in Küchen herzhaft gelacht, lebendig gestritten und sich wieder versöhnt, liebevoll geweint und leidenschaftlich geliebt.
    Heutzutage, sinnierte Carlo, knipsten die meisten Menschen ihr Herz und ihren Verstand freiwillig in dem Moment aus, da sie ihre Flatscreens in Wohnzimmer einschalteten und sich einsam mit Fertiggerichten aus der Mikrowelle vergifteten. Selbst die entlegenste Reihenhaussiedlung wurde belagert, lag im Kampfgebiet zwischen sechs verschiedenen Heimlieferangeboten, die innerhalb von zehn Minuten den undefinierbaren Konsens von allen fünf Kontinenten zu sieben Köstlichkeiten zusammenpanschten, mit extra pappsüßem Gratiswein. Anstatt neue Rezepte auszuprobieren, schlugen sich die Menschen lieber mit lächerlichen Bestellnummern und frisch eingewanderten Asiaten herum, für die deutsche Zahlen alles waren, nur nicht chinesisch.
    Nein, nur wer selber kochte, konnte auch schmecken. Nur zwischen Herd und Esstisch fand man das echte Leben, da spielten sich die wahren Geschichten ab. Ganze Imperien wurden in Küchen ins Leben gerufen

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