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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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sagte er und grinste sie wissend an.
    Das war es also. Wie egoman und naiv konnte man eigentlich sein? »Aber leider hab ich keine. Noch nicht.«
    Wieder dieses ungemein charmante, sanfte Gesicht.
    »Wissen Sie, in Italia bevorzugen Frauen heutzutage Fußballer, nicht Ärzte. Ärzte, das war einmal.«
    Er lachte freundlich. Ach was, er lachte umwerfend.
    Was sollte Elli jetzt machen? Ihn küssen oder ihm eine runterhauen?
    Keines von beiden, denn sie musste zuerst möglichst unauffällig einen großen Schwung seines gemeingefährlichen Parfüms einatmen. Elli benahm sich wie eine Zwanzigjährige – und fand es schön.
    Ungefragt mischte sich Heiko ein. »Keine Sorge, Doc, bei den deutschen Frauen zählen nur noch die Moneten.«
    Tina spuckte fast die Garnele, die sie gerade zerbiss, wieder aus.
    »Und trotzdem fahr ich mit dir in den Urlaub«, kommentierte Sandra.
    Aber Heiko nahm’s locker. Immerhin habe er in seiner Jugend mal sehr erfolgreich Fußball gespielt. »Manche nannten mich den Pelé von Leipzig«, übertrieb er schamlos.
    Jetzt war es Sandra, die die Augen verdrehte.
    »Carlo, wo haben Sie das alles her? Ich wohne hier und habe noch nie so viel Köstlichkeiten auf einmal gesehen?«
    »Vorschlag, sagen wir doch bitte einfach du, oder? Sonst werd ich ganz konfus im Kopf. Also, wir haben Glück gehabt. In Brescia, meine Herren, da ham die einen Wochenmarkt, eine Sensation!«
    »Du Carlo, deine Jodlsprache versteht doch kein Mensch! Wie wär’s zur Abwechslung mal mit Hochdeutsch?« Ob Heiko freundlich zum Gast oder unfreundlich zu Carlo sein wollte, war nicht ganz klar. Oder wollte er witzig sein?
    Elia lachte. »Danke, danke, ich hab alles verstanden. Ich hab in München studiert. War eine herrliche Zeit. Bessere Italiener als bei uns!«
    »Ach kiek mal, noch so’n Bayer!«
    »Unser Heiko ist ein Ossi, der fremdelt noch ein bisserl, weißt, Elia. Für den ist alles noch ganz neu.«
    Jetzt lachten alle, selbst Heiko. Jeder zeigte sich von seiner besten Seite. Es war allerdings auch nicht schwer, in Hochstimmung zu sein bei diesem Angebot an Delikatessen. Tina hatte zunächst nur Augen für eine große Schale Garnelenschwänze, die in einem Zitronenolivenöl mariniert waren, das man nicht mit Gold aufwiegen wollte. Den hauchdünnen Parmaschinken, der die honigsüßen Melonenwürfel, die sich an ihn schmiegten, wohl am liebsten selbst vernascht hätte, hatte sie noch nicht probiert. Die leicht frittierten Zucchiniblüten hatten es wiederum Sandra besonders angetan. Annähernd ein halbes Dutzend davon waren auf ihren Teller gewandert.
    Heiko war, was niemanden wirklich überraschte, weitaus weniger bescheiden. Gerade so, als dürfte er sich nur einmal etwas auf den Teller legen, türmten sich darauf nicht die berühmten sieben, sondern mindestens zwanzig Köstlichkeiten. Angefangen bei Tomaten mit Mozzarella, über leicht angebratene Salamischeibchen, kleine Kalbsschnitzelchen in einer samt-sämigen Limonensoße, mindestens vier an der Zahl, marinierte Pilze mit Speckwürfel, diverse seltene Fische, darunter auch ein kleiner Berg kurz angebratener Jakobsmuscheln, zu denen keiner nein sagen konnte, bis zu tellergroßer, papierdünner Mortadella und, und, und. Heiko hätte eigentlich noch zwei weitere Teller gebraucht.
    Anna musste das einfach kommentieren. »Gibt wohl immer noch nix zu essen im Osten, was?«
    Doch Heiko blieb cool. »Ne, wir haben gar nix, nur Wodka und Kaviar!«
    »Wie wär’s mal mit Neckermann-Urlaub, so alles inklusive, all you can eat?«
    »Liebe Tina, das hab ich doch auch hier.«
    Elia sah in die Runde und stellte eine interessante Frage: »Ihr kennt euch alle sicher schon recht lange, ja? Alte Freundschaften, seit der Schule oder der Uni?«
    Für eine Sekunde waren alle still. Dann, genauso gleichzeitig, verschaffte ihnen ein beherztes Lachen wieder Luft und Entspannung.
    »Klar, seit der Uni«, scherzte Anna.
    »Ach wat, seid’m Kindergarten, ne Heiko?«, setzte Tina noch eins drauf.
    »Nein, aus dem Heim für schwer erziehbare Kinder!«, witzelte Lutz.
    »Und vorlaute Regimekritiker, gell Genosse?«
    Carlo wollte Elia nicht länger verwirren, denn man sah ihm an, dass er sich langsam fragte, wo er hier gelandet war.
    »Weißt du, Elia, wir alle sind hier nur zufällig im gleichen Haus. Ein saublödes Missverständnis. Wir kennen uns eigentlich gar nicht.«
    »Drei Pärchen und meine vogelfreie Wenigkeit. Also, die Pärchen kennen sich natürlich schon«, verbesserte Elli ihren

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