Flaschendrehen: Roman (German Edition)
fahren!«
Das war alles zu viel und alles nicht wahr, es musste eine ganz einfache Erklärung geben, eine solche Situation konnte einfach nicht real sein, allein die Behauptung über Sarah war Beweis dafür! Sarah würde so etwas nie tun!
»Stopp! Das lässt sich bestimmt alles aufklären, da bin ich sicher. Diane, du kannst Clemens und Sarah nicht gesehen haben. Sarah hatte gestern Bereitschaftsdienst und musste die ganze Zeit im Krankenhaus arbeiten! Es muss eine Verwechslung sein«, versuchte ich Licht ins Dunkel zu bringen.
Diane sah mich mit einem Blick an, der eine Mischung aus Mitleid und Hoffnungslosigkeit war.
»Ich weiß, ich war im Krankenhaus. Meine Mutter hat sich das Sprunggelenk angebrochen, und während sie beim Röntgen war, hab ich Sarah und Clemens zusammen gesehen.« Auf meinen ungläubigen Blick hin holte sie ihr Handy hervor, tippte auf die Fototaste und streckte mir ein Bild entgegen mit gestrigem Datum.
Auf dem Foto sah man deutlich und ohne Zweifel Sarah in ihrer weißen Arztkluft, wie sie Clemens innig küsste. Dann wurde mir schwarz vor Augen, und ich kippte um.
Als ich wieder zu mir kam, standen Diane, Michi und Marion aufgeregt um mich rum. Sie hatten meine Beine hochgelegt, und Michi tupfte mir mit einem nassen Handtuch die Stirn. Erleichtert tätschelte Marion meine Hand und gab mir ein Glas Wasser.
»Versuch mal, ob du dich aufrichten kannst!«, sagte sie und stützte mir beim Versuch den Rücken. Ich fühlte mich benommen und wie auf Watte gebettet, so war das also, wenn man ohnmächtig wurde.
Mit einem Schlag fiel mir ein, weshalb es dazu gekommen war, und sofort schoss das Adrenalin in meine Adern, und ich war hellwach, mehr als hellwach.
Diane, die immer noch knallrote Augen hatte und verheult aussah, zeigte mir auf meinen eigenen Wunsch hin erneut das Foto. Eindeutig Sarah und Clemens sich innig küssend, Zweifel ausgeschlossen. Mein Magen zog sich zusammen, und mein Kopf begann mit einem Mal so zu schmerzen, dass es kaum auszuhalten war.
Ausgerechnet Sarah, meine beste Freundin, hinterging mich mit meiner großen Liebe! Die beiden Menschen, denen ich am meisten vertraute und für die ich meine Hand ins Feuer gehalten hätte! Wie unfassbar und gleichzeitig banal und alltäglich. Wie oft hatte ich über solche Geschichten gelesen und nie gedacht, dass mir das je passieren könnte.
Wie lange das wohl schon ging? Wieso hatte ich nichts gemerkt, wie konnte Sarah mir in die Augen schauen, wie konnte Clemens mich küssen? Meine Verletzung verwandelte sich augenblicklich in Wut!
Vorsichtig stand ich auf, weil mir immer noch schummrig war, und wollte gehen.
»Wo willst du denn hin? Du hast einen Schock!«, rief Michi, die selbst nicht viel stabiler aussah und sich eine Baldriantablette nach der anderen einwarf.
Michi und Diane hatte ich komplett ausgeblendet! Die beiden behaupteten ja auch, mit Clemens zusammen zu sein.
»Ich will zu Sarah! Sie soll mir in die Augen sehen und sagen, wie es sich anfühlt, mich und unsere Freundschaft zu verraten!«
Marion, die Einzige, die nicht mit Clemens verbandelt schien und einen klaren Kopf bewahrte, hielt mich zurück, befahl mir, mich zu setzen, und beorderte einen Praktikanten, Kaffee für uns zu machen.
»Ihr müsst euch aussprechen und überlegen, wie es weitergeht privat, aber vor allem auch beruflich.«
Marion hatte gut reden, im Moment war ich benommen und nicht in der Lage, auch nur einen Gedanken zu fassen – und als Letztes konnte ich daran denken, wie es weiterging. Für mich hatte mein Leben eben aufgehört zu existieren, und eine Zukunft gab es nicht mehr, es sei denn, Clemens klärte alles auf. Irgendwie klammerte ich mich immer noch an die Hoffnung, alles würde gut, wenn ich ihn erst einmal gesprochen hatte. Ich konnte und wollte nicht glauben, mich so in ihm getäuscht zu haben. Alles, was zwischen uns war, konnte man nicht spielen, das war echt gewesen, da war ich mir ganz sicher. Diane und Michi empfanden es aber anscheinend genauso, sonst wären sie nicht so am Boden zerstört.
Marion setzte uns alle an Dianes Tisch, stellte jedem eine Tasse Kaffee hin und forderte uns beinahe rigoros auf, miteinander zu sprechen.
Alle schauten mich an, als ob ich den Anfang machen sollte.
»Na gut, ich bin mit Clemens seit dem Abend im Café Petersburg zusammen. Ich bin früher gegangen, und ihr seid geblieben. Er kam mir hinterher, als ich ins Taxi steigen wollte, küsste mich einfach und ließ mich stehen. Seither sind
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