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Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Flaschendrehen: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Glück verdiente ich gut! Wenn ich daran dachte, wie ich in Studententagen bergeweise Kartoffel- und Nudelsalat vorbereitet und deshalb stundenlang in der Küche gestanden hatte, sodass ich bereits völlig fertig gewesen war, wenn die erste hungrige Meute eingetrudelt war, wurde mir ganz anders. Meistens kamen auch recht knackige Sportstudenten, die zwar unglaublich feierfreudig waren und Garant für gute Laune, nur leider, leider den Nachteil hatten, Unmengen zu essen.
    Sarah war glücklich, geradezu verzückt, meine Wohnung in diesem einwandfreien Zustand zu sehen, und inspizierte die Räume immer wieder aufs Neue. Sie nahm mich bei der Hand und zwang mich zu einem Rundgang, während dessen sie auf mich einredete.
    »So könnte deine Wohnung doch immer aussehen. Wäre das nicht ein Traum …«
    Ich nickte und ging zurück an die Arbeit, die Sarah mir zugeteilt hatte.
    Mit ihrer praktischen Ader hatte sie generalstabsmäßig alles im Blick und verteilte jetzt die Aufgaben. Am liebsten hätte sie alles allein gemacht, nur dann wusste sie nämlich, dass es genauso erledigt war, wie sie es wünschte. Wenigstens hatte sie keine Liste geschrieben, Listen schreiben war eine von Sarahs Lieblingsbeschäftigungen.
    Wenn es nach ihr ging, gab es nichts, wofür man keine Liste schreiben konnte, angefangen vom Picknickkorb packen bis hin zum Fahrradreifen wechseln.
    Vielleicht war sie aber auch nur nervös und lenkte sich durch die Arbeit ab. Heute Abend traf sie zum ersten Mal wieder auf Clemens, seit sie von ihm und mir wusste. Zwischen Sarah und mir stimmte zum Glück alles wieder, was aber auch daran lag, dass wir uns nur allein trafen und ich das Thema Clemens, so gut es ging, vermied und höchstens mal einen Kommentar losließ, dass ich jetzt gehen müsse, um ihn zu treffen. Auf diese Weise fiel es jedem leicht, Abstand vom Objekt der Begierde zu bekommen. Aber heute, beim Wiedersehen, würde sie wissen, ob sie sich wirklich damit abgefunden hatte, Clemens nicht zu bekommen, oder ob es ihr doch noch wehtat. Da auch andere von der Phosphor kamen, war sichergestellt, dass Clemens und ich uns auf gar keinen Fall unsittlich berühren würden, was Sarah die Situation außerdem noch erleichtern würde. Wir probten sozusagen eine schrittweise Enttraumatisierung, vergleichbar mit der Verhaltenstherapie für Spinnenangstpatienten. Erst sprach man über die Spinne, dann sah man ein Foto, dann sah man die Spinne in echt, und irgendwann fasste man sie an wie einen Hundewelpen, gab ihr Namen und sah sie nur noch als das, was sie war, ein ungefährliches, aber nützliches Insekt. Wenn alles gut ging, sah Sarah am Ende in Clemens zwar kein ungefährliches, aber nützliches Insekt, sondern hoffentlich einen für sie ungefährlichen, aber sehr netten Freund ihrer besten Freundin, den sie auch als Mensch schätzte.
    Leila begutachtete Essens- und Getränkemengen und befand, dass es locker reichen musste. Eingeladen waren ungefähr dreißig Gäste, von denen aber bestimmt nicht alle kommen würden.
    Auf der Liste standen Sarah, Rudi, Leila, Ben mit Liv der Heiligen, einige alte Studienfreunde und die komplette Redaktion mit Ausnahme von Diane. Es reichte vollkommen, wenn wir ihre fiese Art während der Arbeit ertragen mussten, denn obwohl sie mit meiner Mutter wirklich dicke zu sein schien, zumindest telefonierten die beiden regelmäßig, hatte sich deren Weltfriedenansatz noch nicht auf Diane übertragen. Sie war wie eh und je: egoistisch, selbstverliebt, arrogant und überheblich vermeintlich Schwächeren gegenüber. Michi hatte erst letzte Woche wieder unter Dianes charmantem Naturell leiden dürfen, als sie Michi als mickrigen Bücherwurm ohne Ahnung vom wirklichen Leben titulierte. Leider nahm sich Michi solche Äußerungen zu Herzen, dachte darüber stundenlang nach und wurde immer unsicherer. Es war, als ob Michi alles Schlechte sofort glaubte, aber all ihre guten Eigenschaften nicht ernst nehmen konnte.
    Rudi stellte einen großen Karton mit Nachtisch ab. Wabbelpudding in allen möglichen Geschmacksrichtungen.
    Ich sah ihn warnend an.
    »Ruuudiiii. Was ist denn in den Schalen drin, die kenn ich doch, oder?«
    Wenn mich nicht alles täuschte, versuchte er, seine so genannten »Mädchenfallen« auf meine Party zu schmuggeln, die aus neunundneunzig Prozent purem Wodka und so viel Zucker und Aromastoffen bestanden, dass man den Alkohol nicht mehr schmeckte und nach einem Schälchen nicht mehr den eigenen Namen buchstabieren konnte oder

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