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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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auf dem gesetzlosen Highway umbringen.«
    »Ah«, knurrte Sato. »Skiffy.«
    »Was?«
    »Amerikanische Skiffy.«
    »Was soll das sein?« Nick verfolgte, wie Sato die Verbindung zu Willy, Toby und Bill im anderen Land Cruiser überprüfte.
    »Sie wissen schon.« Sato schaltete den wuchtigen Wagen einen Gang höher. »Skiffy.«
    Von unten hörte Nick das schwere Oshkoshgetriebe. »Können Sie es buchstabieren?«
    »S-c-i Bindestrich F-i.« Sato schob sich vor den zweiten Land Cruiser und passierte einen Panzer, um auf die Lücke zuzusteuern, die ein Militärkran in der Betonmauer über dem Highway für sie geöffnet hatte. »Skiffy.«
    Science-Fiction. Vor Lachen verlor Nick fast die Kontrolle über seine Blase. »Sie haben recht, Hideki-san.« Er fragte sich, wie er den Rotz in seiner Sauerstoffmaske wegwischen sollte. »Mir kommt die Sache auch immer skiffier vor.«
    Dann verließen sie Colorado und die Vereinigten Staaten und rollten hinunter nach Nuevo Mexico.

3.02
LAS VEGAS UND DAHINTER
    MITTWOCH, 22. SEPTEMBER
     
     
    Aus dem privaten Tagebuch des emeritierten Professors George Leonard Fox
    Die Reise dauert jetzt schon fünf Tage. Fünf Tage, die mir ereignisreicher und lebendiger erscheinen als die letzten fünf Jahre. Und wenn ich »lebendig« sage, dann meine ich erfüllt mit reichem Leben und bewusster Wahrnehmung, wie ich es nur von wenigen meiner literarischen Lieblingsfiguren behaupten kann, so etwa von Alys, der Frau von Bath aus Chaucers Canterbury Tales . Wahrscheinlich habe ich in den letzten fünf Tagen sogar mehr gelebt und erlebt als in den fünfzehn Jahren davor. Oder in den fünfzig Jahren davor.
    Vielleicht habe ich überhaupt noch nie so intensiv gelebt.
    Ein Grund, weshalb ich das mit vorsichtiger Freude notieren kann, ist, dass bisher niemand aus unserer Gruppe zu Schaden gekommen ist. Dabei weiß ich nicht einmal, ob ich mit »Gruppe« nur Val und mich, Val, mich und unsere Fahrer Julio und Perdita Romano oder Val, mich, Julio, Perdita und die mehr als hundert anderen im Konvoi meine. In der Freude und Angst der vergangenen Woche bin ich weiträumig geworden. Ich enthalte Vielheiten.
    Kaum zu glauben, dass ich vor zwei Tagen mit meinen eigenen gealterten Augen das Spektakel namens Las Vegas erblickt
habe – Las Vegas und all die mit ungebärdiger Freude ausgebreiteten Caravanlager in der fackelbeleuchteten Wüste jenseits der Schutzmauer, die diese letzte Stadt einer alten Ära von dem gewalttätigen Friedhof des einundzwanzigsten Jahrhunderts trennt (und ihn bisher davon abgehalten hat, diese helle, unwahrscheinliche, zerbrechliche und surreale Welt zu überwältigen).
    Die hohe, durchsichtige Mauer mit ihren Leuchtfeuern, Lasern, Bannern und Warnlichtern beginnt gleich südlich von der Stelle, wo früher die Umgehung der 215 in die Interstate 15 mündete. Die Mauer verläuft an der Westseite der Stadt bis knapp hinter der 215 und im Osten fast bis nach Henderson. Der McCarran Airport liegt natürlich ebenso wie die Casinos tief im geschützten Teil der Stadt.
    Von unserem Lager auf der niedrigen Anhöhe südwestlich der Stadt konnten wir alles erkennen, vom Stratosphere Tower (mit den nach wie vor laufenden Fahrgeschäften wie der Achterbahn) weit im Norden bis zum Hotel Luxor mit seiner Glaspyramide im Süden, deren Laserscheinwerfer sich bei Tag und Nacht deutlich sichtbar in den Weltraum bohrt. Doch erst nachts war Las Vegas in seinem Element: mit den Lichtern und Scheinwerfern und tastenden Laserstrahlen von MGM Grand und Mandalay Bay, von Excalibur, Paris und New York, Letztere mit ihren rührenden Miniaturen der Freiheitsstatue und des Eiffelturms. Außerdem erblickten wir das mächtig geschwungene Bellagio und die Türme von Bally’s, Harrah’s Imperial Palace, Treasure Island, Google Grand und Mirage, die über den niedrigen Komplexen von Caesar’s Palace, Sahara, Riviera und dem alten Circus Circus aufragen.
    Gleich östlich des Flughafens befinden sich die beleuchteten weißen Kuppeln des Taj Mahal – in hundertzwanzigprozentiger Größe des Originals –, doch nur in den unteren sind Casinos
und Hotels untergebracht; der Hauptbau ist dem in Indien gebauten Reaktor vorbehalten, der Las Vegas kühlt und beleuchtet, seit der Hooverstaudamm der Vergangenheit angehört.
    Da fast alle Kleinstädte, die früher noch der Hitze und Trockenheit Nevadas getrotzt haben, inzwischen aufgegeben sind – Mesquite, Tonopah, Ely, Elko, Battle Mountain, Pahrump, Searchlight, alle bis zur

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