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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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plötzlich hinter Nick und presste ihn mit seinem ganzen Gewicht nach vorn an die Rückseite des sarkophagartigen Beifahrersitzes.
    Später schwor Nick, dass er über die letzte noch funktionierende Außenkamera des Wagens einen Blick auf sie erhascht hatte. Sechs schlanke Schemen – in der Form und Größe von Telefonmasten – , die mit achtfacher Schallgeschwindigkeit vom Himmel herabstürzten.
    Die in weitem Kreis fliegende Minidrohne, die die Panzer aus dreihundert Metern Höhe mit ihren Laserstrahlen beleuchtete, war schon nach wenigen Sekunden eingeäschert, aber die weiter entfernten Drohnen schickten Bilder – die für spätere Forschungen aufgezeichnet wurden – von den drei hochschießenden Formationen, die zu einer einzigen Pilzwolke zusammenströmten und sich wellenförmig in die Stratosphäre ausdehnten.
    Die Panzer verschwanden, als wären sie mit einem Schlag verdampft. Die Begleittruppen in einem Umkreis von zwei Kilometern der angepeilten und gleichzeitig getroffenen Panzer wurden von der Druckwelle der Explosion erfasst und wie Laub durch die von Staub gefüllte Luft geschleudert. Offenbar hatte niemand überlebt.
    Die Flussböschung brach zusammen und begrub den Oshkosh unter sich.
    »Sauerstoffversorgung intern hundert Prozent«, verkündete eine Computerstimme, die Nick noch nicht gehört hatte.
    Der Wagen wurde heftig durchgeschüttelt. Wenn Sato Nick nicht gegen den Sitz gepresst hätte, wäre er wahrscheinlich im Inneren des Wagens herumgeflogen wie eine Flipperkugel.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte Nick, als die Erschütterungen nachließen.

    Takeru Ōta warf die zwei großen Turbinen an und manövrierte den Oshkosh aus dem Erdrutsch. Er steuerte den Wagen hinauf zum Uferkamm und stoppte mit laufendem Motor. Mit schweren Magazinen beladen kletterte Akihiro Okada wieder hinauf in den Geschützturm, aber auf sie wurde kein Feuer mehr eröffnet.
    Nick verfolgte das Geschehen an den Monitoren, als weitere Minidrohnen zurückgeflogen kamen. Als nahezu vollkommener Kreis erstreckte sich ein verbranntes Gebiet über das Flussbett ungefähr eineinhalb Kilometer nach Norden und fast drei Kilometer über die Talklippen im Süden.
    Die Türen öffneten sich. Mit ihren Sauerstoffnotpacks stiegen Takeru Ōta und Shinta Ishii aus und kletterten über die Uferböschung hinunter zu dem noch immer brennenden ersten Land Cruiser.
    »Bitte Visier herunterlassen und Notsauerstoff einschalten.« Satos Stimme war völlig ruhig. »Die Luft ist voller Partikel. Wir müssen Joes Leiche aus unserem Fahrzeug bergen. Sein wahrer Name war Genshiro Itō. Nach dem Brand wird nicht viel von ihm übrig sein, aber wir müssen sehen, was wir finden. So bald wie möglich werden andere herkommen, um die Sache zu beenden, damit wir Itō-sans Asche zur Heldenbestattung nach Nippon überführen können. Wir ehren unsere Toten.«
    Mit bebender Hand schloss Nick sein Visier. Er zitterte so stark, dass ihm Sato helfen musste, den Funk zu aktivieren. Dann drückte der Sicherheitschef einen Knopf, und die große Hecktür fuhr scheppernd nach unten. Nick folgte Sato über die so entstandene Rampe hinaus. Die Erde unter ihren Stiefeln war dermaßen verbrannt, dass sie bei jedem Schritt knirschte und knackte. Kein einziger Grashalm hatte die Flammen überlebt.
    »Atombomben?« Das Sprechen fiel Nick noch immer schwer.
    »O nein«, erwiderte Sato über ihre private Verbindung. »Eine rein hyperkinetische Waffe. Aus dem Orbit, verstehen Sie. Viele
Hunderte stehen bereit. Hier wurden nur sechs eingesetzt. Keine Sprengköpfe. Natürlich auch keine Radioaktivität. Ausschließlich in Energie verwandelte Geschwindigkeit. Viel Energie.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es so was gibt«, flüsterte Nick.
    Ein Stück weiter vorn kämpften Ōta und Ishii mit großen Schaumfeuerlöschern gegen die Flammen an. Hinter Sato und Nick schwirrte der Geschützturm, mit dem ihnen Okada Feuerschutz gab.
    » Hai. « Mit seinem gesunden Arm zog Sato einen weiteren Feuerlöscher aus einem Fach an der Außenwand des Land Cruiser und reichte ihn Nick, bevor er noch einen für sich selbst herausholte.
    »Ihr Arm sieht ziemlich übel aus«, meinte Nick. »Sie müssen zu einem Chirurgen geflogen werden. Und zwar bald.«
    Sato schüttelte den Kopf. »Okada-san ist ein gut ausgebildeter Sanitäter, wie es auch Genshiro Itō war. Wir haben in diesem Oshkosh ausreichend Schmerzmittel und andere medizinische Ausrüstung, damit Okada-san den Bruch provisorisch

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