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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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einrichten kann und ich die letzten drei oder vier Stunden nach Santa Fe keine Beschwerden habe.«
    Bevor sie hinab ins Flussbett stiegen, ließ Nick den Blick über den Kreis der Ver wüstung wandern. Noch immer flackerten Zehntausende kleine Feuer, als wäre die Erde selbst in Band geraten.
    »Wie heißt diese Waffe?«, fragte er.
    Sato lächelte. »Der Mann, der die Idee zu dieser fortschrittlichen, selbst gesteuerten kinetischen Waffe hatte – eigens darauf ausgelegt, in Tiefbunker vorzudringen –, hat sie OWL genannt.«
    »Owl?«
    »Orbital Warhead Lancet. Sehr einfach. Sehr nützlich für Kämpfe mit kleinen Verbänden, wenn keine reguläre Luftunterstützung verfügbar ist. In China wird sie gelegentlich eingesetzt, aber nicht oft. Sie ist sehr teuer.«

    »Und diese sechs OWLs waren aus Mr. Nakamuras Privatvorrat. «
    » Hai. « Sato grinste, obwohl er garantiert starke Schmerzen hatte. »Aber wir nennen diese kinetischen Waffen nicht OWLs, sondern Gee-Bears.«
    Nick erinnerte sich, dass das merkwürdige Wort vorhin gefallen war. »›Gee‹ wie G für Schwerkraft, starken Schub, Beschleunigung und so?«
    »Ja.« Sato nickte amüsiert. »Aber auch für den Vornamen des amerikanischen Skiffyautors, der die Idee zu dieser Technologie hatte. Wir legen Wert darauf, Erfinder für ihre Verdienste zu ehren. «
    »Skiffyautor«, wiederholte Nick. Science-Fiction.
    Satos Lächeln war auf einmal wie weggewischt. »Es ist wichtig, dass Sie morgen mit Don Chosch-Achmed Nuchajew reden können. Ich habe Mr. Nakamura versprochen, Sie hinzubringen.«
    Als sie die Böschung hinunterstiegen und sich dem brennenden Oshkosh näherten, fragte sich Nick, wie sie da noch Teile von Joes verkohlter und zerbröckelnder Leiche herausholen sollten. Möglicherweise fanden sie nicht einmal seinen Kopf.
    »Hoffentlich lohnt sich dieser ganze Aufwand für diesen Don Chosch-Achmed Nuchajew überhaupt«, knurrte Nick leise.
    »Ja«, pflichtete ihm Sato mit grimmiger Stimme bei. »Hoffentlich. «

2.03
INTERSTATE 70, WESTLICH VON DENVER
    FREITAG, 24. SEPTEMBER
     
     
    Val fühlte sich, als würde er an einem unsichtbaren Seil zwischen Himmel und Hölle baumeln. Manchmal erhob er sich so weit, dass er Licht erkennen konnte. Meistens sackte er jedoch tief nach unten, bis sich das Seil verhakte und er gefährlich nah an schwarzen Klippen und schwefeligen Höhlen vorbeischrammte. Doch in der Dunkelheit hängend konnte er weder das eine noch das andere erreichen. Inzwischen wäre ihm jedes der beiden Ziele recht gewesen, solange er nur endlich ankam. An diesem Freitagabend war er dem Himmel nah.
    Das Komische daran war, dass Val Bottom nicht an Himmel und Hölle glaubte und es auch nie getan hatte.
    Utah erwies sich als eine Art Himmel. Es war einer der wenigen Staaten der geschrumpften US A , die ihre Highways reparierten und polizeilich überwachten, sogar die Interstates, für deren Kontrolle und Instandhaltung früher der Bund zuständig gewesen war. Nachdem sie die sechsundvierzig Kilometer lange Todesdiagonale am Virgin River passiert hatten – etwa zwei Drittel der Strecke waren sie von den Hängen von Banditen beschossen worden, doch ihre Sicherheitsfahrzeuge hatten das Feuer erwidert, bis es dem Konvoi gelungen war, den Canyon ohne Verluste hinter sich zu bringen –, kam Val die Fahrt in Utah auf der I-15 und dann auf der I-70 Richtung Colorado fast wie ein beschwingter Ausflug aus der
Kindheit seines Alten vor. Er selbst jedenfalls hatte so etwas noch nie erlebt.
    Von dem kleinen Ort Richfield bis zur Grenze von Colorado erstreckte sich das östliche Utah dreihundert Kilometer weit als eine herrliche, leere Landschaft mit uralten Gebirgen, Sandsteingraten und Hochebenen. In seinen kühnsten Träumen hätte sich Val so einen Ort nicht vorstellen können.
    In den letzten zwei Tagen war Val meistens bei dem Schwarzen Gauge Devereaux oder dem Navajo Henry Big Horse Begay im Führerhaus mitgefahren.
    Als sie am Vorabend aus dem Hochland nach unten rollten, hatte Devereaux die Beule in Vals Jacke bemerkt, unter der er die Beretta im Hosenbund stecken hatte. Der Trucker hatte ihn aufgefordert, ihm die Waffe zu zeigen. Schließlich hatte Val die Waffe verlegen herausgezogen, das Magazin entfernt und sie Devereaux gegeben.
    »Hast eine im Lauf gelassen.« Der Schwarze nahm kurz die linke Hand vom Steuer, um den Schlitten zurückzuschieben, fing die Patrone auf und reichte sie dem Jungen. Val fummelte sie zurück ins Magazin.
    Devereaux

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