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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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war sich Nick sicher, dass alles davon abhing, wie er auf diese Frage antwortete. »Nein, Sir. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Val den Jungen getötet hat, um Sie oder jemand anderen zu schützen. Dagegen spricht schon, dass Coyne so weit vom Kanalisationsausgang entfernt erschossen wurde.«
    »Warum also dann?«
    Nick zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich ist zwischen den beiden was vorgefallen. Ich würde gern glauben, dass Billy Coyne, der eine gewalttätige Vergangenheit hatte – unter anderem Vergewaltigung von Kindern –, meinen Sohn verfolgt hat, vielleicht weil Val vom Ort des Attentats weggerannt ist, und dass Val daraufhin aus Notwehr schießen musste. Aber das ist nur das Wunschdenken eines Vaters, Sir.«
    Omura nickte. »Dann ist die Sache also erledigt. Ich habe meine Sicherheitskräfte und die Polizei von Los Angeles bereits angewiesen,
die Suche nach Ihrem Sohn einzustellen. Außerdem haben wir sowieso viel wichtigere Dinge zu besprechen.«
    Verblüfft starrte Nick ihn an. Wichtigere Dinge? Bevor er sich bremsen konnte, platzte er heraus: »Haben Sie eine Ahnung, wo mein Sohn ist, Omura-sama?«
    Der Berater stellte sein Glas ab und breitete die Hände aus, wie um zu zeigen, dass er nichts zu verbergen hatte. »Ich kenne seinen Aufenthalt nicht und habe auch keinen Hinweis darauf, Nick. Wenn ich etwas wüsste, würde ich es Ihnen sagen. Selbst wenn meine Sicherheitskräfte ihn aufgespürt und … eliminiert hätten …, würde ich Ihnen die Wahrheit nicht verschweigen.«
    Und ich würde dich mit bloßen Händen umbringen. Nick konnte sehen, dass sich Daichi Omura dieser Tatsache bewusst war. Kein Leibwächter wäre schnell genug an seiner Seite, um zu verhindern, dass Nick Omura das Genick brach.
    »Wollen wir uns jetzt den wichtigeren Angelegenheiten zuwenden? « Der Berater griff wieder nach seinem Scotch.
    »Klar.« Nicks Kehle war noch immer wie zugeschnürt. »Worum handelt es sich?«
    »Zunächst um Ihre Beteiligung an dem Kampf zwischen mir, Hiroshi Nakamura, Don Chosch-Achmed Nuchajew und vielen anderen. Fühlen Sie sich nicht wie ein Bauer auf einem Schachbrett, Nick?«
    Nick musste lachen. Es war wahrscheinlich das entspannteste Lachen, das ihm seit Wochen entschlüpft war. »Eher schon wie ein Staubkorn, das auf ein Schachbrett geblasen wurde, Omura-sama. «
    »Sie fühlen sich also ohnmächtig.« Der Alte fixierte ihn eindringlich. »Ein Mann, der keine Handlungsmöglichkeiten mehr hat.«
    »Ein paar vielleicht schon noch«, gestand Nick. »Aber sie bringen mir nicht viel. Wie wenn der König im Schach steht und nur noch zwischen zwei Feldern hin und her ziehen kann.«

    »Das führt zu einem Patt«, bemerkte Omura.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so was Großes wie ein Patt erzwingen kann.«
    Omura lächelte. »Vorher waren Sie ein Staubkorn, das zufällig auf ein Schachbrett geweht wurde. Jetzt sind Sie ein König im Schach. Welche Metapher ist die richtige, Nick?«
    »Bei Metaphern war ich schon immer miserabel, Omura-sama. Und wie Sie wahrscheinlich schon gemerkt haben, habe ich keinen blassen Schimmer von Schach.«
    Nun lachte auch Omura.
    »Eins würde mich allerdings interessieren«, setzte Nick hinzu. »In Santa Fe hat Don Nuchajew wirres Zeug gefaselt. Dass ich eine kurze Zeit lang – bevor ich sterbe – in der Position sein werde, das Leben von Millionen Menschen zu beeinflussen. Reiner Quatsch, hab ich mir gedacht. Oder steckt doch was hinter diesem Gerede?«
    »Ja, Nick, es steckt was dahinter.« Omura gab dazu keine näheren Erklärungen. Nach längerem Schweigen fuhr er fort. »Morgen Abend, so höre ich von meinen Kundschaftern, wird Hiroshi Nakamura in seinen Horst über Denver zurückkehren und verlangen, dass Sie ihm genau schildern, wer seinen Sohn ermordet hat. Sind Sie dazu imstande, Nick?«
    Erneut zögerte Nick, aber nicht, um sich ein Täuschungsmanöver zu überlegen, sondern um seine Gedanken zu sortieren. »Noch nicht, Omura-sama. Aber vielleicht bis morgen um diese Zeit.«
    Wieder lächelte der Berater. »Und die Schweine lernen fliegen, nicht wahr, Nick?«
    Nick kannte die Redensart von Dara und musste ebenfalls grinsen. »Ja, so was in der Richtung.«
    An diesem Punkt sagte Omura: »Wenn Sie nach Denver zurückkehren, Bottom-san, werden Sie sterben. Oberst Sato wird Sie am Abend am John Wayne Airport erwarten.«
    Nick lief ein Schauer über den Rücken. »Wenn ich zugebe, dass
ich den Mord an Keigo Nakamura nicht geklärt habe, wird mich

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