Flashback
Restrussland? Nuevo Mexico? Mit Amerika doch sicher nicht.« Nick war verwirrt.
Omura schüttelte den Kopf und stand geschmeidig auf. Der kleine Mann wippte auf den Fußballen wie ein Boxer oder Athlet. Auch Nick kam aus seinem Sofa hoch, allerdings gequält und vorsichtig.
Daichi Omura fasste Nick am Ellbogen und führte ihn zur Tür. »Der kommende Krieg, der in den nächsten fünf Jahren ausbrechen wird, wird ein totaler Krieg sein, ein existenzieller Krieg, ein Atomkrieg. Die Kultur des Gegners oder unsere wird die Erde besitzen. Nur eine der beiden Kulturen wird diesen Krieg überleben und über die Zukunft der Menschheit bestimmen, Nick. Und es darf nicht ihre sein. Deswegen müssen wir bald die Frage klären, wer Shōgun werden soll.«
»Heilige Scheiße.« Wie angewurzelt blieb Nick stehen, doch Omura zog ihn sanft weiter. Draußen ging gerade die Sonne unter, und das Becken von Los Angeles mit seinen restlichen Hochhäusern erstrahlte golden. Auf den Highways bewegten sich funkelnde Windschutzscheiben. »Ein Atomkrieg, Omura-sama? Gegen wen? Und warum? Warum, um Gottes willen? Und was hat das mit …«
Sachte drückte ihm Omura die Hand auf den Rücken. »Bottom-san, wenn Sie Oberst Sato sehen, würden Sie ihm bitte einen Gruß
von mir bestellen? Sagen Sie ihm, als Wort eines Schachspielers an seinen Gegner: In dieser Welt steht ein Baum ohne Wurzeln; seine gelben Blätter senden den Wind zurück. Können Sie sich das merken, Bottom-san?«
Nick wiederholte: »In dieser Welt steht ein Baum ohne Wurzeln; seine gelben Blätter senden den Wind zurück.«
Omura öffnete die Tür und brachte seinen Gast hinaus. »Sie sind ein kluger Mann, Nick Bottom. Das ist ein Grund – aber nicht der entscheidende –, warum Hiroshi Nakamura Sie engagiert hat, um den Mord an seinem Sohn zu klären. Bestimmt sind Sie auch in der Lage, die größeren Geheimnisse zu ergründen, vor allem da sie alle auf dasselbe hinauslaufen. Viel Glück, Nick.«
Nick schüttelte dem Greis die Hand – ein fester, trockener, herzlicher Händedruck –, dann schloss sich lautlos die Tür.
»Wir setzen zur Landung an, meine Herren«, verkündete eine mädchenhaft wirkende Flugbegleiterin. Ihr Kimono raschelte, als sie die letzten Gläser wegräumte und aus der Kabine glitt.
Sato war wach und hatte Nick offenbar beim Schlafen beobachtet. Nick rieb sich die Augen und das Gesicht und spürte die Stoppeln an Wangen und Kinn.
Der A310/360 setzte sanft auf dem Denver International Airport auf und rollte zum Privathangar von Nakamura Enterprises.
Nick sammelte seine wenigen Sachen zusammen. Die Nylontasche mit dem Flashback ließ er stehen.
Mit hochgezogener Augenbraue winkte Sato Nick voran zur Treppe. »Ich werde von einem Wagen abgeholt. Kann ich Sie vor Ihrer Wohnung absetzen, Bottom-san?«
»Ich rufe ein Taxi.«
»Schön. Dann verständige ich den Hangarleiter, damit Sie drinnen warten können, bis Ihr Taxi kommt«, erwiderte Sato.
Auf dem Rollfeld stoppte summend ein langer schwarzer Lexus
mit Wasserstoffantrieb, und zwei von Satos Männern stiegen aus. Einer hielt Sato die hintere Tür auf, während der andere mit dem Blick eines professionellen Bodyguards die Umgebung scannte. Am Steuer des Lexus saß ein weiterer Samurai, den Nick von der Fahrt nach Santa Fe wiedererkannte.
»Ach übrigens«, sagte Nick. »Omura-sama lässt Ihnen einen Gruß bestellen, Sato-san. Als Wort eines Schachspielers an seinen Gegner soll ich Ihnen ausrichten: In dieser Welt steht ein Baum ohne Wurzeln; seine gelben Blätter senden den Wind zurück. Ich glaube, das war der Ausspruch.« Nick hatte irgendeine Reaktion von Sato erwartet – Überraschung oder Verärgerung vielleicht –, wenn er von Nicks Zusammentreffen mit dem Berater von Kalifornien erfuhr.
Doch der gedrungene Sicherheitschef ließ sich keinerlei Regung anmerken. »Gute Nacht, Bottom-san. Wir sehen uns morgen.«
»Ja, bis morgen«, antwortete Nick.
2.04
DENVER
SAMSTAG, 25. SEPTEMBER
Blödes Arschloch.
Val war wütend auf sich selbst.
Er hätte einfach durch den Eingang des Wohnkomplexes rausgehen sollen. Aber er war sich nicht sicher gewesen, ob ihn der bullige, tätowierte Typ von den Marines, der sie hereinbegleitet hatte, so einfach abhauen lassen würde. Und Val wollte auf keinen Fall irgendwo hier in einer hausinternen Arrestzelle sitzen, bis sein Alter nach Hause kam.
Also tigerte er mit der Seilrolle über der Schulter auf dem Zwischengeschoss hin und her, bis er
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