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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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aus Versehen von der Schreibtischplatte gestoßen.
    Lieber Gott, bitte sag mir, dass es nicht kaputt ist.
    Wie üblich ließ sich Gott nicht zu einem Gespräch mit Nick Bottom herab.
    Stattdessen leuchtete das zerschrammte Display auf und teilte ihm mit, dass der Akku fast erschöpft war.
    Wieder durchwühlte er das ganze Zeug aus seinen Schubladen, bis er auf den Netzadapter seines Telefons stieß. Zum Glück passte er für Daras Handy – sie beide hatten ihre Telefone gleichzeitig gekauft.
    Durch den Ausfall der Stromversorgung hatten sich die Dateien wieder geschlossen, und Nick musste das Passwort Traum neu eingeben.
    Wetten, dass es bei mir nicht funktioniert.
    Doch es funktionierte.
    In der Hoffnung, Bilder von Dara zu sehen, nahm sich Nick die Filmdateien vor. Obwohl er sie in den vergangenen fünfeinhalb Jahren fast jeden Tag besucht hatte – mit Ausnahme von letzter Woche –, klopfte ihm das Herz bis zum Hals.
    Aber es gab keine Bilder von ihr.
    Dafür Bilder von Danny Oz. Von Delroy Nigger Brown. Derek Dean. Und Don Chosch-Achmed Nuchajew. Und von zwei Dutzend anderen Interviewten, die Nick Bottom im Lauf der Ermittlungen zu dem blutigen Mord an Keigo Nakamura alle begegnet waren.
    Die fehlenden letzten Tage von Keigos Dokumentarfilm.
    Nick beschäftigte sich nicht lange mit der Frage, wie Dara an diese Kopien gekommen war. Außer sie war die Mörderin. Er schob das Problem erst einmal beiseite und sprang von einem Interview zum nächsten, weil er so ungeduldig war, dass er sich keines ganz anhören wollte.

    Und da war es. Etwas völlig Unglaubliches.
    Don Chosch-Achmed Nuchajew redete über die Labors in Nara in Japan, wo Flashback in Wirklichkeit entwickelt worden war, und die größeren neuen Labors in der Nähe der chinesischen Orte Wuhan, Shantou und Nanjing, wo Flashback 2 hergestellt werden sollte. Lächelnd erzählte Nuchajew von den Vertriebsnetzwerken, die sich von Japan überallhin erstreckten.
    Nick klickte von einem Befragten zum anderen und hörte Keigos Fragen leise im Hintergrund – der Film sollte nur aus den Antworten bestehen. Zum größten Teil ähnelte das Material den bisher schon bekannten Aufnahmen, aber es gab auch neue Elemente, Indizien und Andeutungen, die sich für Nick allmählich zu einem Mosaik zusammenfügten, obwohl er nur unzusammenhängende Ausschnitte hörte.
    Auf jeden Fall waren diese Bilddateien ein wichtiger Schritt, um endlich zu begreifen, was Keigo Nakamura mit dieser Dokumentation eigentlich bezweckt hatte, und um für das Treffen mit Nakamura in einigen Stunden gewappnet zu sein.
    Allerdings war wahrscheinlich sowieso alles verloren, wenn er zum Zeitpunkt dieses Treffens noch hier war. Jetzt kam es nicht mehr auf die Lösung des Falls Keigo Nakamura an, die vielleicht fünfeinhalb Jahre in diesen Dateien geschlummert hatte, sondern darauf, sich rechtzeitig mit Val und Leonard aus dem Staub zu machen.
    Auch wenn es im Gegensatz zu seinem morgendlichen Traum keinen Ort gab, wohin sie fliehen konnten. Die Republik Texas nahm keine gesuchten Verbrecher auf – genau das würde er sein, bis er zu irgendeiner Landesgrenze kam – und ihre Söhne und Schwiegerväter bestimmt auch nicht.
    Nick schloss das Filmmaterial und öffnete die Textdateien mit dem zweiten Passwort.
    Schon bei den ersten, die ungefähr zwei Monate vor Keigos Ermordung entstanden waren, hielt Nick den Atem an.

    Die Texte waren insgesamt nicht lang, obwohl sie die letzten sieben Monate im Leben seiner Frau abdeckten. Sie hatte nur in den Wochen vor und nach Keigos Tod einige Notizen für ihn – oder für sich selbst? – gemacht und dann fast keine mehr bis zu den letzten Tagen vor ihrem Unfall.
    Nick sprang nicht hektisch durch diese Dateien wie bei den Interviews, sondern las sie von Anfang bis Ende durch.
    … Beteiligung von Heimatschutz und FBI, aber Mannie Ortega will die Sache in seiner Zuständigkeit behalten …
    … Harvey tut es leid um die Freizeit mit seiner Familie, aber er sieht es als einmalige Chance für seine Karriere …
    … wenn ich es nur Nick erzählen könnte, aber ich habe meinem Chef und dessen Chef schriftlich geschworen, es geheim zu halten, bis …
    … es hilft nicht, über ihre Motive zu spekulieren, meint Harvey, aber mir erscheinen diese Motive trotzdem wichtig, da wir alle ein großes Risiko eingehen …
    … der Bezirksstaatsanwalt schätzt, dass wir – oder das FBI oder der Heimatschutz – an dem Zeugen dran sind, aber Harvey befürchtet, dass es dann

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