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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ärztliche Hilfe?«
    »Hol mich ab.« In der seltsam veränderten Stimme seines Sohnes schwang mehr mit als Anspannung und Schmerz. Wut? Mehr als Wut?
    »Ich hol dich. Wo bist du?«
    »Kennst du den Washington Park?«
    »Klar, ist ja nur ein paar Minuten von hier.«
    »Fahr auf dem Marion Parkway auf der Westseite des Sees – der große See, Smith Lake heißt er, glaub ich. Vorbei an dem Zelt- und Hüttendorf dort.«
    »In Ordnung«, antwortete Nick. »Und wo finde ich dich …«
    »Was für ein Auto fährst du?«
    »Einen verrosteten GoMo Gelding.«
    »Kannst du in einer Viertelstunde hier sein?«
    »Bist du schlimm verletzt, Val? Oder sonst irgendwie in Schwierigkeiten dort? Sag einfach ja, wenn du nicht frei sprechen kannst.«
    »Wie schnell kannst du kommen?«
    Nick holte Luft. Vielleicht wurden seine Telefon- und die Internetverbindung in der Wohnwabe überwacht. Wahrscheinlich sogar. Er musste Gunny G.s hochgezüchtete Computeranlage in der Wachbaracke benutzen, um die Film- und Textdateien an die ausgewählten
acht Leute zu mailen. Dafür brauchte er sicher einige Minuten. Dann musste er Leonard samt den benötigten Kleidern und Medikamenten in den Wagen verfrachten.
    Er konnte nach Six Flags Over the Jews fahren, um das Fluchtauto zu holen, bevor er Val auflas. Dadurch hatten sie die Möglichkeit, direkt auf der I-70 die Stadt zu verlassen. Trotzdem sollte er sich wohl beeilen. Val klang irgendwie seltsam.
    »Gib mir eine Stunde, Val. Ich halte auf der Westseite des Smith Lake im Washington Park Ausschau und …«
    Die Leitung war tot. Val hatte die Verbindung unterbrochen.

2.05
DENVER
    SAMSTAG, 25. SEPTEMBER
     
     
    Val hatte vor, sich mit vorgehaltener Waffe ein Telefon von jemandem im Washington Park zu besorgen, damit er den Alten anrufen und das Treffen ausmachen konnte. Wenn es sein musste, wollte er irgendeinem Obdachlosen sein Handy stehlen , aber wie sich herausstellte, waren die Leute, denen er im Park begegnete, gern bereit, ihm ihr Telefon zu leihen. Nachdem sie ihm ein gutes, warmes Mittagessen gekocht und ihm eine Decke und ein Kissen gegeben hatten, damit er sich ein paar Stunden ausschlafen konnte.
    Der Park wurde von den verschiedensten Obdachlosen bevölkert, aber die beiden, auf die Val gleich zu Anfang stieß, waren ein schwarzes Paar. Wie er bald erfuhr, hießen sie Harold und Dottie Davison. Sie waren älter als sein Vater, aber jünger als Leonard, irgendwo in einem für Val schwer zu schätzenden Bereich – Mitte sechzig vielleicht. Harolds kurzes Kraushaar und die langen Koteletten waren mit Grau durchsetzt. In der Annahme, dass er sie leicht einschüchtern konnte, trat Val auf sie zu. Die Hand lag auf dem Griff der Beretta unter der Jacke.
    Doch sie begrüßten ihn sofort herzlich und stellten sich vor. Dottie machte ein Riesentamtam um die Schnittverletzung an Vals Fußgelenk und forderte ihn auf, sich auf den Baumstumpf vor ihrem Zelt zu setzen. Dann grub sie in einem notdürftigen Verbandskasten herum, bis sie ein Desinfektionsmittel fand, rollte sein Hosenbein hoch und reinigte die Wunde. Während sie mehrfach
betonte, dass es unbedingt genäht werden sollte, wickelte sie einen sauberen weißen Verband darum.
    Danach wollte Val schon ihr Telefon verlangen, als Dottie sagte: »Du hast bestimmt Hunger, Junge. Ich wette, du hast seit dem Frühstück oder schon länger nichts mehr gegessen. Du hast Glück, wir haben nämlich gerade einen Topf Bohnensuppe mit Speck auf dem Lagerfeuer und haben eine saubere Schüssel mit Löffel für dich übrig.«
    Val liebte Bohnensuppe mit Speck. Seine Mutter hatte sie immer für ihn gekocht. Die schlichte Sorte aus der Dose. Salzig, würzig, einfach herrlich. In der ganzen Zeit bei Leonard hatte er so etwas nicht bekommen.
    Außerdem machte Dottie frische, heiße Brötchen, von denen Val gar nicht genug kriegen konnte.
    Die beiden aßen etwas Suppe mit ihm, aber Val hatte das Gefühl, dass sie eigentlich schon satt waren und ihm nur Gesellschaft leisten wollten. Stattdessen stellten sie ihm Fragen. Möglichst vage erzählte Val, dass er mit seinem Großvater in einem Lastwagenkonvoi hergekommen war.
    »Und wo ist dein Großvater jetzt, Val?«, erkundigte sich Harold.
    Val hätte sich am liebsten in den Hintern getreten, weil er so viel verraten hatte. Wenigstens hatte er nicht erzählt, dass er aus L. A. war. »Ach, der besucht gerade Verwandte. Ich soll mich später bei ihm melden. Deswegen muss ich mir irgendwo ein Telefon ausborgen. Damit er

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