Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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sich der Alte persönlich meldete, und überlegte sich die Nachricht, die er ihm hinterlassen wollte. Als sein Vater abnahm und seinen Namen sagte, bekam Val Panik und schaltete das Telefon ab.
    Erst nach einer Minute hatte er sich wieder im Griff. Val merkte, wie konfus er in letzter Zeit war. Als er seinen Alten hörte, hätte er am liebsten losgeplärrt: »Du hast meinen Geburtstag vergessen!«
    Immer schön cool bleiben, Valerino. Merkwürdigerweise hörte Val den Gedanken in seinem Kopf mit Billy Coynes spöttischer Stimme.
    Val drückte auf Wiederwahl. Doch als sein Vater wieder dran war, brabbelte er einfach wild drauflos – der Alte sollte zum Park kommen und ihn abholen –, und erst als er die Verbindung unterbrochen hatte, fiel ihm ein, dass er Nick Bottom nicht aufgefordert hatte, mindestens zweihundert alte Dollar in bar mitzubringen.
    Okay …, okay. Hier im Park kann ich es sowieso nicht machen. Ich steige einfach ins Auto und lass ihn zu einem Bankautomaten fahren, bevor ich ihn erledige.
    Aber wo sollte er es machen?
    Eine Stunde. Sein Alter brauchte eine geschlagene Scheißstunde für die paar Blocks. Er hatte Schmerzen und blutete – zumindest wäre es so gewesen, wenn ihm Harold und Dottie nicht mit ihrem
Verband, Desinfektionsmittel und Essen geholfen hätten –, und der alte Saukerl schaffte es nicht mal, ihn sofort abzuholen.
    Vielleicht weiß er, dass es eine Falle ist. Sicher hat er die verstreuten Papiere von dem Geschworenenbericht gesehen, und wahrscheinlich hat ihm auch Leonard erzählt, wie sauer ich auf ihn bin.
    Was hatte der Alte da überhaupt erzählt von Leonard? Ein Herzinfarkt? Das konnte doch gar nicht sein. Vor ein paar Stunden war es Leonard doch noch gutgegangen. Bestimmt war es eine Lüge …, aber wozu?
    Und wenn Leonard tatsächlich einen Herzinfarkt erlitten hatte – eine Art Herzinfarkt , so hatte es der Alte formuliert, was immer das auch heißen sollte –, konnte Val auch nichts machen. Natürlich war es schlimm, aber Leonard war doch alt . Und Val wusste schon länger, dass sein Großvater Schmerzen in der Brust hatte, auch wenn er sich noch so bemüht hatte, es vor Val zu verbergen. Irgendwann ging es mit jedem zu Ende.
    Da kann ich nichts machen. Doch dann fiel Val ein, dass sich niemand um Leonard kümmern würde, wenn er seinen Vater umbrachte. Dieser Gunny G. würde Leonard garantiert aus dieser Scheißfestung schmeißen, egal ob er im Sterben lag oder nicht.
    Nicht mein Scheißproblem. Das hatten sie immer in der Flashgang gebrüllt. Nicht … mein … Scheiß … problem.
    Dottie Davison wollte ihm noch eine Mahlzeit servieren, aber Val gab den Leuten ihr Telefon zurück und bedankte sich verlegen für das Kissen und die Decke. Er verabschiedete sich und sagte, dass ihn sein Großvater ein Stück weiter vorn an der Straße abholen werde.
    Harold wollte ihn noch zum Bleiben überreden, doch Val schüttelte den Kopf und stapfte los. Er marschierte um den See zu den Bäumen und dem größeren Zeltdorf der Obdachlosen auf der anderen Seite, bis ihn das alte Paar nicht mehr sehen konnte. Seine Hand lag wieder auf dem Griff der Beretta im Gürtel.


    Endlich erspähte er den rostigen alten GoMo Gelding. Inzwischen waren schon mehrere Mühlen an ihm vorbeigefahren, doch obwohl er wegen des spiegelnden Lichts nicht durch die Windschutzscheibe blicken konnte, erkannte Val sofort am Kriechtempo des Wagens und an den seltsamen Einschusslöchern in der Motorhaube, dass es sein Alter sein musste. Der ihn suchte. Der nicht wusste, was ihm bevorstand.
    In letzter Sekunde tauchte Val hinter ein paar Kiefern ab und ließ das Auto vorbeifahren.
    Feiger Arsch!
    Aber es war nicht nur Angst. Zusammengekauert wartete Val, dass der Alte die nächste langsame Runde durch den Park drehte.
    Er war sich einfach nicht sicher, ob er in das Auto einsteigen und seinen Vater zwingen konnte, zu einem Bankautomaten zu fahren, um dann erst zu tun, was er tun musste. Am Telefon hatte er mit dem Alten überhaupt nicht reden können, so sehr hasste er ihn. Wie sollte er da zehn Minuten lang neben ihm im Auto sitzen?
    Außerdem war der Alte ein Cop. Zumindest bevor er zum hoffnungslosen Flashsüchtigen wurde. Früher war er ziemlich schnell gewesen. Der Alte war schon mit einigen Typen fertiggeworden, die vor seiner Nase mit einer Waffe rumgefuchtelt hatten. Der Beifahrersitz in dieser Scheißkarre war bestimmt wahnsinnig eng. Ein Cop wusste bestimmt, wie man jemandem auf diesem Platz die