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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Waffe wegnahm, ohne dass man was abbekam.
    Val merkte, dass er allmählich die Nerven verlor.
    Schieß ihn einfach nieder. Geh zum Wagen und knall ihn nieder. Scheiß auf das Geld.
    Diese Idee, selbstständiger Trucker zu werden, war sowieso Schwachsinn. Er konnte nicht mal Auto fahren. So einen Sattelschlepper mit den vielen Gängen zu steuern, das lernte er nie! Das Zurücksetzen in so einem Ding mit dem Anhänger dran war der reinste Alptraum. Und die dreihunderttausend neuen Bucks für die
gefälschte NICC würde er nie zusammenkratzen. Alles Schwachsinn.
    Erschieß ihn. Er hat Mom ermordet. Wenn er zurückkommt, gehst du hin und knallst ihn ab.
    Ratternd stotterte der alte Gelding durch die Parkschleife und steuerte wieder in Richtung des Zeltdorfs.
    Val zog die Beretta aus dem Gürtel, ließ eine Patrone in den Lauf gleiten und hielt die Waffe hinter dem Rücken versteckt. Dann machte er fünf Schritte nach vorn und stellte sich an die Straße.
    Diesmal sah er das Gesicht des Alten und bemerkte, wie sein Kopf nach vorn ruckte. Mit knirschender Bremse stoppte der Wagen.
    Erst jetzt erkannte Val, dass er sich falsch postiert hatte. Um einen gezielten Schuss anzubringen, musste er auf der Fahrerseite sein. Und wenn Val das Auto von vorn oder hinten umrundete, roch der Alte bestimmt Lunte.
    Als hätte er Vals Problem verstanden, drückte der Alte auf einen Knopf, und das Fenster auf der Beifahrerseite glitt knarrend nach unten.
    Val trat zum Auto und zielte mit der plötzlich zentnerschweren Beretta, die er mit beiden Händen umklammerte, mitten in das ausdruckslose Gesicht des Alten. Mit steifen Armen, die nicht zitterten, schob Val die Pistole ins Fenster, bis sie keinen Meter mehr von ihrem Ziel entfernt war.
    Maches maches maches nichtwarten maches …
    Nick Bottom wirkte nicht überrascht. »Ich trage eine Kevlar-3
    -Weste unterm Hemd, Val. Du musst auf meinen Kopf zielen … aufs Gesicht.«
    Val zuckte zusammen. Der Alte wollte ihn ins Schleudern bringen.
    Drück ab! Maches maches nichtwarten maches …
    Vals Finger lag auf dem Abzug und drückte dagegen.

    »Sie ist nicht entsichert, Junge.« Der Alte redete wie damals, als er ihm beigebracht hatte, das Gleichgewicht auf einem Fahrrad zu halten.
    Val glaubte seinem Vater nicht, senkte aber trotzdem den Blick. Es stimmte. Der Sicherungshebel war unten und verdeckte den roten Punkt. Scheiße! Hektisch fummelnd zerrte er den Hebel hoch.
    Der Alte hätte in diesen Sekunden aufs Gas steigen und abhauen können, aber er rührte sich nicht. Mit dem linken Arm auf dem Lenkrad und der leeren rechten Hand gut sichtbar auf der ramponierten alten Mittelkonsole saß er da und schaute Val an.
    Er weiß, dass er den Tod verdient hat, weil er Mom umgebracht hat. Das schlechte Gewissen hat ihn hergetrieben.
    Vals Finger lag wieder auf dem Abzug. Plötzlich bemerkte er auf der Rückbank eine leise Bewegung. Die Arme steif ausgestreckt und die Waffe auf die Stirn des Alten gerichtet warf Val einen Blick nach links.
    Auf der Rückbank lag Leonard unbequem zwischen mehreren Kissen. Der Mund seines Großvaters stand offen, die Augen waren geschlossen. An einem Haken über der linken Tür war eine Flasche mit klarer Flüssigkeit befestigt, und ein Schlauch lief zu Leonards nacktem Arm.
    »Scheiße, was ist mit ihm?«, rief Val.
    Der Alte wandte den Kopf nach hinten zu Leonard. »Alles in Ordnung. Oder eigentlich nicht. Ihm geht’s nicht gut nach der Sache, von der ich dir erzählt habe. Es heißt Aortenstenose und bedeutet, dass eine Herzklappe nicht mehr richtig funktioniert. Wenn ihm keine Ersatzklappe eingepflanzt wird, schaut seine Zukunft ziemlich düster aus. Aber für Erste ist alles in Ordnung. Dr. Tak hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben, damit er ein bisschen schläft.«
    Val fragte nicht, wer Dr. Tak war. Er schüttelte den Kopf, ohne
sicher zu sein, was er eigentlich verneinte. Vielleicht den Versuch seines Alten, ihn abzulenken. Vals Waffe zielte auf das Gesicht seines Vaters.
    Jetzt!
    Val erinnerte sich an die gedämpfte Detonation und den Rückstoß der Beretta, als er sie durch die zusammengeknüllte Skimaske abgefeuert hatte. An Coyne, der ein »Ahh« ausstieß und die Taschenlampe fallen ließ. An das runde Loch im T-Shirt über Wladimir Putins bleichem Gesicht und den roten Schmetterling, der aus dem Loch quoll. An das blöde Grinsen Coynes und seine Worte: »Du hast mich erwischt.«
    Val erinnerte sich an den Schuss in Coynes Hals und das Geräusch, als Billy

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