Flashback
hatte, durchsuchte Val und räumte die Magazine und losen Patronen aus seinen Taschen. Zwei andere schwarze Gestalten hoben den immer noch schlafenden Leonard von der Rückbank des Gelding. Ein dritter Mann trug den Tropf.
Die zwei Ninjas, die Val und seinen Alten durchsucht hatten, nickten ihrem Anführer zu. Andere Bewaffnete bugsierten Vater und Sohn durch die Hecktür des großen M-ATV.
»Es ist Zeit, Bottom-san«, bemerkte der gedrungene Japaner.
1.18
DENVER
SAMSTAG, 25. SEPTEMBER
Auch wenn Nick alles darangesetzt hatte, diesem letzten Treffen mit Hiroshi Nakamura aus dem Weg zu gehen, hatte er immer gewusst, dass es unvermeidlich war.
Dabei hatte er damit gerechnet, dass sich diese Begegnung in Mr. Nakamuras Büro oben in der japanischen Grünzone abspielen würde, wo ihn der Milliardär vor zwei Wochen engagiert hatte. Doch als er und Val aus dem Oshkosh M-ATV geführt wurden, erkannte Nick, dass sie sich in der Wazee Street in LoDo befanden, vor Keigo Nakamuras Haus. Dem Tatort.
Jetzt erinnerte diese Straße in Lower Downtown Nick an Szenen aus zahllosen Fernsehbeiträgen über Häuserkämpfe, die amerikanische Truppen in irgendeiner Stadt in Pakistan, Brasilien oder China zeigten. Mehrere quer stehende M-ATVs an beiden Enden des Blocks bildeten Straßensperren, zwei Hubschrauber warteten mitten auf der Straße, und überall neben und auf den evakuierten Gebäuden hatten sich Soldaten postiert.
Aber das hier war eine amerikanische Stadt, und diese Soldaten waren keine müden amerikanischen Truppen in klobigen Panzerwesten und zerschrammten Knieschützern, sondern Hunderte von Nakamuras oder Satos Ninjas – gab es da einen Unterschied? – in Springerstiefeln und schwarzer Schutzkleidung mit automatischen Waffen. Alle trugen identische Brillen, winzige Ohrhörer und Mikrofone unter den schwarzen Baseballmützen.
Nick und Val waren Plastikfesseln angelegt worden, aber mit den Händen vor dem Körper. Das gab Nick zumindest einen Hauch von Hoffnung. Jeder Cop und jeder Landser der Welt wusste, dass man gefährlichen Gefangenen die Hände hinter dem Rücken band, weil sie vorn als Waffe eingesetzt werden konnten.
Entweder war ihre Gefangennahme nicht ernst gemeint – was Nick keine Sekunde glaubte –, oder Satos Leute betrachteten Nick und seinen Sohn nicht als echte Bedrohung. Am wahrscheinlichsten war wohl, dass sie Nick und den Jungen zwar für gefährlich hielten, sich aber auf ihre Übermacht und ihre Bewaffnung verließen, zumal die Gefangenen nur noch wenige Minuten zu leben hatten.
Angesichts der Zahl der illegal an der Wazee Street postierten Ninjas und der Zahl derer, die sie in Keigos Haus eskortierten, war Nick geneigt, der letzteren Einschätzung zuzustimmen.
»Vorsicht!«, rief Nick drei Soldaten zu, die den bewusstlosen Professor Fox über die Rampe des M-ATV nach unten transportierten. Zwei benutzten ihre Arme als eine Art Sänfte, während der Dritte den Infusionstropf hielt.
Die Ninjas ignorierten ihn. Eine ganze Schar betrat das Gebäude und steuerte direkt auf die Treppe zu. Nick fiel wieder ein, dass die frühere Lagerhalle keinen Aufzug hatte. Zusätzliche Arbeit für die Leute, die Leonard trugen. Allerdings wirkte Nicks Schwiegervater so dünn und leicht wie eine professoral gekleidete Vogelscheuche.
Sato stapfte voraus in den zweiten Stock. Vom Gang aus schlug er jedoch nicht den Weg zu den Privaträumen ein, wo sich der Doppelmord ereignet hatte, sondern in die erlesene Bibliothek, von der aus Nick zum ersten Mal die Filmaufnahme von Dara auf der dunklen Straße gesehen hatte. Vor zwei Wochen hatten ihn diese Bilder erstarren lassen, doch heute wusste Nick Bottom zum ersten Mal genau, weshalb sich seine Frau in dieser Nacht dort draußen befunden hatte.
Die ganze Zeit über hatte er vermutet, dass Sato von Daras Auftauchen
in dem Film gewusst und ihn nur deshalb hierher zum Tatort geführt hatte, damit Nick sie bemerkte. Aber Nick hatte sich keinen Reim darauf machen können, warum seine Frau dort gewesen war und warum Sato ihn davon in Kenntnis setzen wollte.
Erst jetzt konnte er sich einen Reim darauf machen. Und angesichts der Lösung dieser beiden Rätsel wäre Nick fast in Tränen ausgebrochen.
Bei ihrem ersten Treffen hatte Hiroshi Nakamura die ganze Zeit gestanden, doch jetzt saß der Milliardär hinter dem großen Mahagonischreibtisch vor den Nordfenstern. Zu beiden Seiten des Schreibtischs hatten jeweils zwei schwarz gewandete Ninjas mit
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