Flashback
Maschinenpistolen Aufstellung genommen. Die Männer, die Leonard trugen, legten ihn sanft auf der Ledercouch bei den Bücherschränken hinter Nick ab, und Val wurde neben seinen Großvater auf das Sofa geschubst.
Sato trat zur Seite und nickte. Einer seiner Leute schloss die Doppeltür der Bibliothek. Mit den vier, die bereits bei Nakamura gewacht hatten, befanden sich außer Sato jetzt zehn bewaffnete Ninjas in dem Raum, doch die Bibliothek war so groß, dass sie nicht überfüllt wirkte. Niemand bot Nick eine Sitzgelegenheit an, und so stand er auf dem Perserteppich vor dem Schreibtisch und kniff leicht die Augen zusammen, um im Abendlicht, das durch die Kirschholzjalousien drang, Nakamuras Gesichtszüge erkennen zu können.
Nakamura schien genauso ruhig wie bei ihrer ersten Besprechung. »Mr. Bottom, ich hatte gehofft, dass wir unter glücklicheren Umständen zusammentreffen. Aber es sollte nicht sein.«
»Lassen Sie meinen Sohn und meinen Schwiegervater frei, Nakamura.« Nick kam sich vor wie in einem schlechten TV-Melodram. Aber das war ihm egal. Er musste es sagen. »Sie sind unschuldig und haben nichts mit der Sache zu tun. Lassen Sie sie gehen, dann können wir miteinander reden.«
»Wir werden auf jeden Fall miteinander reden«, antwortete der Milliardär. »Ihr Sohn soll erfahren, was Sie für ein Mensch sind.«
Die wenigen elektrischen Lichter im Raum wurden gedämpft, und aus einer kunstvoll geschnitzten Kommode an der Südwand schob sich ein Flachbildschirm. Sobald er völlig sichtbar war, startete der Film. Die Bilder liefen ohne Ton.
Nick sah sich aus einer Perspektive von rund zehn Metern über dem Boden direkt von oben. Die Farben waren irgendwie seltsam, bis klar wurde, dass das Kameraobjektiv an der unbemannten Minitaturdrohne sehr schlechte Lichtverhältnisse ausglich.
Nick beobachtete, wie er die Taschen von drei Männern auf dem Boden durchwühlte, von denen zwei offensichtlich tot waren. Der dritte und zugleich jüngste flehte um sein Leben.
Plötzlich setzte der Ton ein, und alle in der Bibliothek hörten das Stöhnen und Betteln des jungen Mannes. »Bitte … Mister … Sie haben es versprochen …, es tut so weh … Sie haben es versprochen. «
Zusammen mit seinem Sohn und den anderen im Zimmer – nur Leonards Augen waren geschlossen – verfolgte Nick, wie sein Ebenbild auf dem Monitor die Pistole knapp vor das schockierte, gequälte Gesicht des jungen Mannes hielt und ihm dann eine Kugel durch den Kopf jagte.
Der Bildschirm wurde schwarz und fuhr summend zurück in die Kommode.
»Wir wissen, dass Sie sich gestern mit Berater Omura in dessen Residenz hoch über Los Angeles getroffen haben, Mr. Bottom«, bemerkte Hiroshi Nakamura. »Von dieser Unterhaltung haben wir keine Aufnahme, aber wir können sie uns lebhaft vorstellen.«
»Lassen Sie meine Verwandten gehen, Nakamura.«
Der Milliardär ignorierte ihn. »Da alles, was Ihnen Omura erzählt hat, mit Sicherheit entweder verfälscht oder völlig unwahr ist,
möchte ich kurz erklären, was bei dem Kräftemessen, in das Sie hier geraten sind, tatsächlich auf dem Spiel steht.
»Ist mir scheißegal, was da auf dem Spiel …«
»RUHE!«, brüllte Sato.
Mit Ausnahme von Nakamura und Leonard schienen alle im Zimmer zusammenzuzucken. Nick hätte es nie für möglich gehalten, dass eine menschliche Stimme ohne elektrische Verstärkung einen derartigen Schallpegel erzeugen konnte. Unwillkürlich malte er sich aus, wie die schwarz gekleideten Ninjas auf der Wazee Street vor Schreck erstarrten.
»Sehr richtig«, meinte Nakamura. »Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, werden Sie und die anderen zwei geknebelt. Und bei Ihrem Schwiegervater wäre das vielleicht nicht sehr zuträglich. «
Nick stand völlig reglos. In ihm brodelte es.
»Vor über zwanzig Jahren«, begann Nakamura, »verfolgte ich in einer Runde japanischer Geschäftsleute, wie Ihr neuer Präsident in Kairo eine Rede hielt und der islamischen Welt – einem Block islamischer Nationen, der noch nicht zum heutigen Weltkalifat zusammengewachsen war – mit offensichtlichen historischen Verzerrungen schmeichelte. Damit setzte dieser Präsident einen Prozess in Gang, bei dem sowohl die Geschichte als auch die zeitgenössische Realität umgeschrieben wurde, um den radikalen Islam für sich zu gewinnen. So einen Ansatz nennt man im Allgemeinen Beschwichtigungspolitik, Mr. Bottom.«
Nick schwieg.
»Auf dieses Zerrbild einer vernünftigen Außenpolitik folgte der Versuch,
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