Flashback
traute, unterbrach Nick die Verbindung. Er schlotterte so stark, dass er die Flashbackampulle nicht vorbereiten und sich auch nicht auf den Eintrittspunkt konzentrieren konnte.
Schließlich tappte er hinüber zur Kommode, schenkte sich drei Finger hoch billigen Scotch ein und kippte ihn mit zwei Schlucken.
Als sich das Zittern seiner Finger einigermaßen gelegt hatte, nahm Nick eine Halbstundenampulle. Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, musste er zuerst eine Lieblingsbegegnung mit Dara wiederaufleben lassen, ehe er weiter die Zeit zwischen Keigos und ihrem Tod erforschte.
2.02
DISNEY CENTER FÜR DARSTELLENDE KÜNSTE, LOS ANGELES
FREITAG, 17. SEPTEMBER
Alle hatten eine Scheißangst. Alle außer Billy Coyne natürlich. Und Val war schon längst zu dem Schluss gekommen, dass Billy nicht alle Tassen im Schrank hatte.
Diesen altmodischen Ausdruck – nicht alle Tassen im Schrank haben – hatte Val von seinem Alten, der ihn, wie er Val einmal erzählt hatte, wiederum von seinem Alten hatte.
Billy Coyne hatte definitiv nicht alle Tassen im Schrank.
Während der ganzen Woche hatte Coyne Befehle gegeben, doch meistens unterhielt ersich mit dem Wladimir-Putin-AI auf seinem T-Shirt. Und zwar auf Russisch.
Nach Coynes Anweisungen hatten die acht Jungen alles in der Kanalisation vorbereitet. Eineinhalb Tage lang sägten sie die verrosteten Stangen des alten Stahlgitters auf der Innenseite durch, aber nur an einigen Stellen, um zu den Eisenplatten vor dem Kanalrohr zu gelangen. Den größten Teil des Stahlgitters ließen sie intakt, damit niemand hinter ihnen reinrutschen und ihnen folgen konnte. Einen ganzen Tag brauchten sie, um die Stellen durchzufeilen, wo die zwei Eisenplatten zusammengeschweißt waren.
Alles hing davon ab, dass Billy Coynes Informationen stimmten, die wahrscheinlich von seiner Mutter stammten. Sie mussten die genaue Stelle kennen, wo der Berater aus der Limousine steigen
würde. Die Öffnung des Kanalrohrs war an der 2nd Street, an der Südseite der Walt Disney Concert Hall. Als sie nach den vielen Stunden leisen Sägens und Feilens am Donnerstagabend einen Blick riskierten, hatten sie den merkwürdigen Konzertbau hinter sich. Coyne behauptete, dass die Straßen abgesperrt sein würden, außer für den offiziellen Verkehr, und dass Berater Omuras Panzerlimousine auf der Grand Avenue von Süden kommen, rechts auf die 2nd Street abbiegen und gleich nach der Ecke anhalten würde. Die Fotografen, Fernsehleute und Journalisten sollten abgeriegelt zwischen 2nd Street und dem genauso schmalen General Thaddeus Kosciuszko Way warten und ihre Objektive alle nach Norden auf die Treppe richten, auf der Omura und der Bürgermeister samt Gefolge hinauf zum Konzertsaal steigen würden.
Den acht Mitgliedern der Flashgang blieben nur zwei oder drei Sekunden, um den Kanaldeckel aufzustoßen und das Feuer zu eröffnen.
Aber sie konnten durch die geschlossenen Eisenplatten hinausspähen. Als sie vor Jahren zusammengeschweißt worden waren, hatten die Arbeiter am unteren Rand schmale horizontale Schlitze freigelassen, damit nach schweren Regenfällen das Wasser ablaufen konnte. Die Lücken waren zu klein, um sie als Schießscharten zu benutzen, doch sie reichten, um zu beobachten, wann Omura die Limousine verließ.
Während Sully auf der 2nd Street Schmiere stand, hatten sie in den frühen Morgenstunden geübt, die Kanaldeckeltüren aufzustoßen und sich schussbereit in das knapp zwei Meter dicke Rohr zu drängen. Omuras Panzerfahrzeug würde keine vier Meter von ihnen entfernt stoppen. Alle Jungs sollten Sikmasken tragen wie echte Terroristen. Coyne hatte auch Palästinensertücher gekauft, aber Val fand, dass das ein wenig zu dick aufgetragen war.
Sobald sie mit den Halbautomatischen und den Flechetteknarren drauflosgeballert hatten, mussten sie rennen, dass die Sohlen
qualmten. Eine sieben Meter von der Öffnung entfernte Biegung im Kanalrohr konnte ihnen Deckung bieten, aber Coyne warnte sie, den Mauern nicht zu nahe zu kommen. Querschläger konnten weit vordringen. Das innere Gitter würde die Cops oder Sicherheitsleute aufhalten, und alle Gullys und Kanalisationszugänge in der Nähe waren zugeschweißt. Die Cops würden nicht wissen, in welche Richtung sie sie verfolgen sollten. Der erste Ausgang aus dem Rohr lag fast zwei Kilometer östlich von dem Ort des Anschlags, aber nach Coynes Plan sollten sie einen knappen Kilometer nach Norden und dann nach Westen durch das verzweigte Labyrinth
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