Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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roter Kreis ausdehnte.
    Mit blödem Grinsen blickte Coyne auf. »Du hast mich erwischt. « Er klang fast amüsiert. Dann begann er, an dem klobigen Flechettewerfer herumzuhantieren.
    Val konnte sich nicht vorstellen, dass Coyne noch genug Kraft hatte, um das Ding zu heben und damit zu zielen, aber er hatte keine Lust, es herauszufinden. Noch einmal schoss er auf Coyne, diesmal in die Kehle.
    Coynes Kopf wurde zurückgerissen, als sein Hals zerplatzte, dann sackte er nach vorn in den Kreis des Taschenlampenstrahls. Das Krachen seiner splitternden Zähne, als er mit weit offenem Kiefer auf dem Zement aufschlug, würde Val nie vergessen.
    Erneut drangen von hinten und unten Rufe heran.
    Val keuchte wie nach einem Hundertmeterlauf. Eine merkwürdige Taubheit breitete sich in ihm aus, und er bezweifelte, ob er den Rest der Strecke bis zum Ausgang noch schaffen würde. Er packte die Taschenlampe und wandte sich ab. Plötzlich kam von Coynes Leiche eine Stimme. » Ty rasstreljal nas, ty ubljudok! «

    Gebückt wirbelte Val herum, die Beretta in der ausgestreckten Hand. Coyne lag noch immer auf dem Gesicht, die Blutlache unter ihm wurde größer.
    Val näherte sich vorsichtig und hebelte ihn mit dem Schuh auf den Rücken.
    Billy starrte mit großen Augen ins Leere, der Mund mit den zerborstenen Schneidezähnen stand weit offen. Die Kehle unter dem blutigen Kiefer war völlig zerfetzt. Der zweite Schuss hatte ihn fast enthauptet.
    Aus Wladimir Putins schmallippigem Mund drang ein gehässiges Fauchen. » Ty ubil nas, swolotsch. Ty prokljaty Scheiß parschiwy pjos … «
    Obwohl er damit eine Patrone verschwendete, schoss Val Putin direkt zwischen die kleinen Knopfaugen.
    Der AI verstummte.
    Die Stimmen kamen jetzt von direkt unter dem Kletterschacht. Aber vielleicht hatten sie den Zugang nicht entdeckt. Val betete, dass es so war. Es waren nur wenige Sekunden bis zur nächsten Biegung.
    Mit der Taschenlampe in der linken und der Beretta in der rechten Hand rannte Val los.

1.09
DENVER UND COORS FIELD
    DIENSTAG, 14. SEPTEMBER


    Zu Nicks Zeiten beim Denver Police Department hatte es niemand gewagt, die Initialen von Detective K. T. Lincoln zu einem weichen, weiblichen Katie abzuschwächen. Zumindest nicht in ihrer Anwesenheit. Wer sie beim Vornamen anredete, tat das immer mit einer respektvollen, wenn nicht gar furchtsamen Pause zwischen den kantigen Konsonanten K und T. Es ging das Gerücht, dass niemand – weder der Captain noch der Commissioner noch die Leute vom Personalwesen, die Lincolns Unterlagen bearbeiteten, eine Ahnung hatten, wofür das K und das T standen. Hinter ihrem Rücken gab es natürlich jede Menge gemeine, sexistische Deutungen. Sie machte den Männern Angst, und zwar – wie Nick als ihr Partner schnell herausgefunden hatte – desto mehr, je unsicherer sie waren.
    Nick Bottom hatte nie Angst vor Detective K. T. Lincoln gehabt, vermutlich weil sie so gut zusammenarbeiteten.
    Doch als er jetzt ihr grimmiges Gesicht erblickte, als sie auf den Tisch in der hinteren Ecke des Denver Diner zusteuerte, an dem Nick saß, spürte er doch eine leichte Beklommenheit. Und die absolute Gewissheit, dass diese knapp einsneunzig große Farbige mit den harten Gesichtszügen und dem krausen Haar eine Neun-Millimeter-Glock an der Hüfte trug, war nicht gerade dazu angetan, dieses Unbehagen zu zerstreuen.
    »Ich hab dir Kaffee bestellt«, sagte Nick, als sie auf die Bank gegenüber
glitt. Früher hatten sie hier nach einer Nachtschicht in der Zentrale oft zusammen gefrühstückt. Dara hatte das ebenso wenig ausgemacht wie K. T.s Lebensgefährtin.
    Es war über fünf Jahre her, dass Nick K. T. gesehen und mit ihr geredet hatte. Inzwischen war sie zum Lieutenant und dann zur Dezernatsleiterin befördert worden – eine Position, die Nick vielleicht ausgefüllt hätte, wenn seine Flashbacksucht nicht gewesen wäre. Und sein komplettes Versagen an allen Fronten.
    »Ich will keinen Kaffee«, antwortete K. T. kühl. »Und die Antwort auf die Frage, die du mir stellen willst, heißt Nein. Gibt’s sonst noch was? Ich treffe mich nachher mit den Leuten von Delvechios Notfalldienst. Ich muss gleich weiter.«
    Dieser Trottel Delvechio ist jetzt Leiter beim Notfalldienst? Nick behielt den Gedanken für sich. »Wozu sagst du Nein, K. T.? Ich hab dich noch gar nichts gefragt. Du meinst wohl, ich will dich um einen Gefallen bitten?«
    »Ich mache heute Nachmittag in Coors Field nicht deinen Scharfschützen.«
    Nick hatte K. T.