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Flashback

Titel: Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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jetzt waren sie drinnen.
    Val rannte so wild und keuchte so laut, dass er fast den engen Stollen verpasst hätte, der links vom Haupttunnel abzweigte. Mit quietschenden Sohlen bremste er und stürzte sich hinein.
    Hinter ihm blieb der Schein der Flammen allmählich zurück,
und in der schmalen Passage, die kaum Platz für seine Schultern bot, war es dunkel.
    Um zu dem höher gelegenen Rohr und dann zum Ausgang zu gelangen, musste er oben die kleine, runde Öffnung mit den Metallsprossen finden. Aber in dieser Finsternis würde er sie gar nicht sehen.
    Wieder Rufe. Jetzt liefen Leute an seinem Seitengang vorbei und feuerten nach vorn in den Tunnel. Sie hatten Maschinenpistolen.
    Natürlich haben sie Maschinenpistolen, du Schwachkopf.
    Um den Schacht nach oben zu finden, blieb Val nichts anderes übrig, als alle paar Schritte zu springen und mit der freien linken Hand über die Decke zu scharren. In der rechten Hand hielt er noch immer die Skimaske und die Beretta. Die Wahrscheinlichkeit, die Öffnung zu verpassen, war groß, aber es kam nicht infrage, dass er das Tempo drosselte.
    Das Dumme war nur, er hatte diese Kanalpassage überprüft und wusste, dass sie ungefähr dreißig Meter nach dem gesuchten Deckenloch mit einer Mauer endete.
    Wieder wurden hinter ihm Rufe laut. Schritte auf Zement. Viele laufende Männer. Eine Stimme hallte durch seinen Gang, aber er konnte die gebrüllten Worte nicht verstehen.
    Sie sind alle tot. Coyne, Monk, Gene D., Sully, Toohey, Cruncher, Dinjin. Alle tot.
    Da tauchten die Finger seiner linken Hand ins Nichts.
    Schlitternd stoppte Val ab und trat zurück. Er riss den linken Arm hoch und sprang blind in die Höhe.
    Die linke Hand klammerte sich um eine Sprosse, und sein eigenes Gewicht hätte ihm fast die Schulter ausgekugelt. Die Beretta und die Maske entglitten ihm, doch er riss seinen Oberschenkel nach oben, so dass er sie gerade noch rechtzeitig zu fassen bekam. Dann tastete er mit der rechten Hand nach der nächsten Sprosse,
peinlich darauf bedacht, die Waffe nicht erneut fallen zu lassen, während er sich mit drei Fingern festkrallte.
    Schließlich fanden auch seine Füße Sprossen, und er kletterte nach oben. Vall zog sich auf den trockenen Betonboden des höheren Tunnels und spürte, wie sein Atem Staub aufwirbelte.
    Obwohl er relativ sicher war, dass ihn keiner von den Stachelpfeilen er wischt hatte, tat ihm alles weh, als er sich aufrappelte. Taumelnd ließ er die linke Hand über die Wand gleiten und hastete durch den Gang. Zum Glück verlief er nach dem Kletterschacht gerade nach Osten. Wenn er sich in dieser Finsternis für eine Richtung hätte entscheiden müssen, wäre er völlig aufgeschmissen gewesen.
    Nach ungefähr dreißig Metern hörte Val von rechts hinten ein leises Rutschen.
    Eine Ratte?
    Kaum war ihm der Gedanke durch den Kopf geschossen, als ihm ein Taschenlampenstrahl direkt in die Augen stach.
    Cops! Konnte er sich ergeben, oder würden sie ihn einfach niederknallen? Wenn die anderen Jungs Berater Omura bei ihrem wilden Geballer getroffen hatten, dann war die Antwort klar.
    Als er gerade die Hände heben wollte, drang Billy Coynes Stimme aus dem blendenden Lichtkreis. »Ich hab immer gewusst, dass du ein totales Weichei bist, Val.«
    Absurderweise fielen Val die alten James-Bond-Filme ein, die er sich zusammen mit seinem Alten angeschaut hatte. »Das wird den Schurken immer zum Verhängnis«, hatte sein Alter gemeint, das Popcorn vor sich auf dem Tisch. »Sie reden, reden, reden. Sie erklären und quasseln, statt es hinter sich zu bringen und den Helden zu erschießen.«
    »Darauf flashe ich morgen, wenn ich mit Mutter nach Moskau fliege – in der ersten Klasse, Arschloch.« Coynes Stimme klang immer noch merkwürdig hoch und adrenalingepeitscht. »Und ich
werd mich daran aufgeilen, wie ungefähr hundert Stachelpfeile deinen schlaffen Körper in Stücke … «
    Val feuerte mit der Beretta durch die zusammengeknüllte Skimaske.
    »Ahh.« Coyne ließ die Taschenlampe fallen. Sie landete auf der Metallseite, ohne zu zerspringen. Der Lichtstrahl beschrieb einen langsamen Kreis.
    Val warf sich nach rechts, um dem Licht auszuweichen. Es streifte ihn flüchtig und drehte sich weiter.
    Auf ein Knie gestützt spannte Val den rechten Arm an und zielte tief.
    Der Lichtstrahl stoppte auf Coyne, der die große OAO Izhmash als Krücke benutzte, um sich aufrecht zu halten. Er starrte auf seine Brust, wo sich gleich über Wladimir Putins bleicher Stirn allmählich ein

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