Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
Vom Netzwerk:
anschließend auf einer improvisierten Rampe zu Boden rutschen zu lassen.
    »Immer mit der Ruhe!«, sagte Mr. Haskins. »Wir wollen ihn doch nicht zerquetschen.«
    Mit Leichen kannte Mr. Haskins sich aus wie kein anderer.
    Nach reichlich Zerren und Knirschen sowie etlichen gepfefferten Flüchen war der Stein endlich draußen, und alle konnten sehen, was sich in der Wandnische dahinter befand.
    Die Gasmaske, die vor das Gesicht des Toten geschnallt war, glänzte im flackernden Licht so gruselig, wie nur nasses Gummi glänzen konnte.
    »Ach du meine Güte!«, sagte der Vikar. »Am besten rufe ich gleich Wachtmeister Linnet an.«
    »Das hat keine Eile«, brummelte Mr. Haskins. »So wie der Bursche müffelt …«
    Harte Worte, aber zutreffend. Aus meinen eigenen chemischen Versuchen war mir bestens bekannt, wie sich der menschliche Körper nach dem Tod selbst verdaut, und Mr. Collicutt hatte in dieser Hinsicht bereits ein tüchtiges Stück des Weges zurückgelegt.
    Tommy und Norman hielten sich bereits ihre Taschentücher vor die Nasen.
    »Vorher jedoch möchte ich euch alle bitten«, fuhr der Vikar fort, »zusammen mit mir ein kurzes Gebet für diesen … diesen unglückseligen Menschen zu sprechen.«
    Wir neigten die Köpfe.
    »Herr im Himmel, empfange die Seele deines treuen Dieners, dem mutterseelenallein an diesem seltsamen Ort großes Unheil widerfahren ist.«
    Ein seltsamer Ort, allerdings! Aber das behielt ich für mich.
    »… und der vermutlich schlimme Ängste auszustehen hatte«, fügte der Vikar nach einer kurzen Pause an, als müsste er erst nach den passenden Worten suchen. »Wir bitten dich, schenke ihm deinen Frieden und das ewige Leben. Amen.«
    »Amen«, wiederholte ich leise.
    Um ein Haar hätte ich mich bekreuzigt, beherrschte mich aber gerade noch rechtzeitig. Unsere Familie unterstützte die Gemeinde St. Tankred zwar, weil der Vikar ein enger Freund von Vater war, trotzdem waren wir de Luces, wie Daffy sich gern ausdrückte, schon so lange Katholiken, dass wir den heiligen Petrus manchmal vertraulich »Onkel Pit« und die Heilige Jungfrau »Kusinchen Maria« nannten.
    »Flavia, meine Gute«, wandte sich der Vikar an mich, »ich wäre dir sehr verbunden, wenn du zur Polizei mitkommen würdest. Du kennst dich mit so etwas viel besser aus als ich.«
    Recht hatte er. Schon mehrmals hatte ich die Polizei, wenn sie sich bei ihren Ermittlungen hoffnungslos verrannt hatte, in die richtige Richtung geschubst.
    »Mit dem größten Vergnügen, Mr. Richardson«, erwiderte ich.
    Fürs Erste hatte ich genug gesehen.
    Draußen hatte es geregnet. Der Vikar und ich standen neben-einander unter dem Vordach der Kirche. Die noch frischen Eindrücke hatten uns ungewöhnlich wortkarg gemacht.
    Als die Polizisten in ihrer vertrauten blauen Vauxhall-Limousine eintrafen, hatten sie ihre besten Pokergesichter aufgesetzt. Inspektor Hewitt begrüßte mich beim Aussteigen mit einem knappen Nicken und einem angedeuteten Lächeln. Die Detective Sergeants Woolmer und Graves benahmen sich wie immer: Woolmer wie ein großer, mürrischer Tanzbär (der Vauxhall ächzte vernehmlich, als er sich schwerfällig heraushievte), und Graves, jung, blond und mit Grübchen in den Wangen, grinste von einem Ohr zum anderen, als er mich sah. Wie schon erwähnt, war er rettungslos in Feely verknallt, und ich hoffte aus verschiedenen Gründen, dass er derjenige sein würde, der die himmlische Ophelia (Haha! Entschuldigung, aber das ist nun wirklich zum Lachen!) zum Traualtar führte. Mit noch einem Kriminalisten in der Familie hätten wir an langen Winterabenden wenigstens was zu erzählen, dachte ich. Blut, Gedärm und Tee mit Plätzchen.
    Sergeant Woolmer würdigte mich kaum eines Blickes, als er seine Fotoausrüstung aus dem Kofferraum holte. Ich zahlte es ihm mit gleicher Münze heim und nickte stattdessen Sergeant Graves freundlich zu, der ein mir wohlbekanntes Köfferchen trug.
    »Haben Sie Ihr Stempelkissen dabei?«, fragte ich fröhlich und zeigte ihm damit, dass ich noch wusste, dass Fingerabdrücke sein Spezialgebiet waren.
    Der Sergeant wurde tatsächlich rot, obwohl ich doch bloß Feelys kleine Schwester war.
    Die Beamten sprachen kein Wort, sondern machten sich unverzüglich an die Arbeit. Sie gingen im Gänsemarsch an uns vorbei in Richtung Krypta und ließen den Vikar und mich einfach stehen.
    »Wie lange war Mr. Collicutt eigentlich verschollen?«, fragte ich, als sie außer Hörweite waren.
    »Verschollen?«
    Der Vikar hatte zwar

Weitere Kostenlose Bücher