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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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tröstend. »Das sind nur Schweineborsten.«
    Zu guter Letzt rieb ich Gladys mit meinem Flanellnachthemd trocken, bis sie wieder einigermaßen glänzte.
    »La la lah la la la la!« , trällerte ich vor mich hin und schaffte es sogar, so was wie eine zweite Stimme zu pfeifen.
    Ich war der achte Zwerg.
    Hinterlist mit Namen.
    Ich hauchte auf Gladys’ verchromte Teile, polierte noch einmal drüber und machte schließlich einen Schritt zurück, um mein Werk zu begutachten.
    »Das muss reichen«, sagte ich zufrieden.
    Ich wusch das Bettlaken und die Decken in sauberem Wasser durch, wrang sie aus und hängte sie zum Trocknen wie Girlanden zwischen dem Kronleuchter und dem Rahmen des Porträts von Joseph Priestley auf.
    Nachdem ich mich selbst am Waschbecken eilig mit einem Schwamm geschrubbt hatte, zog ich mich um, kämmte mich, putzte mir die Zähne und ging wieder nach unten.
    »Guten Morgen zusammen«, sagte ich verschlafen und rieb mir die Augen.
    Die Schmierenkomödie hätte ich mir sparen können. Feely starrte in ihre Teetasse und bewunderte ihr Spiegelbild. Sie bestand darauf, ihren Tee schwarz zu trinken (»Danke, für mich keine Milch«), damit sie sich in der schimmernden Oberfläche besser betrachten konnte. Gerade eben pustete sie vorsichtig auf die Flüssigkeit, weil sie sehen wollte, wie ihr gewellte Haare standen.
    Daffy schaute in ihr Buch, das aufgeschlagen am Toasthalter lehnte, und wischte sich die Marmeladenfinger am Rock ab, bevor sie umblätterte.
    Ich lüftete den Deckel der Servierplatte und warf einen Blick auf das Grauen, das sich darunter verbarg: ein paar Streifen angebrannter Schinken, mehrere labbrige Bücklinge, ein Häufchen matschiges Rührei und etwas Grünes, das wie gekochte Ackerwinde aussah.
    Ich griff nach dem letzten, schon kalten Toast.
    »Schmier dir Pastinakenmarmelade drauf«, sagte Mrs. Mullet, die gerade hereingesegelt kam. »Die Pastinaken kommen aus dem Schrebergarten von Alfs Schwester. Davon kriegt man ordentlich Haare auf der Brust, sagt mein Alf immer.«
    »Ich will aber keine Haare auf der Brust«, entgegnete ich. »Außerdem hat Daffy schon so viele, dass es für uns alle zusammen reicht.«
    Daffy machte eine unanständige Geste mit den Fingern der linken Hand.
    »Wann soll eigentlich die Hochzeit steigen?«, fragte ich unschuldig.
    Feely hob abrupt den Kopf wie eine Mastsau, wenn der Bauer mit dem Futtereimer in den Stall kommt.
    Ihr Geheul kam tief aus der Brust und schwoll an und wieder ab wie eine erdrosselte Luftschutzsirene.
    »Vaaa-aaa-aaa-ter!«
    Die lang gezogenen Töne gingen in lautes Schluchzen über. Ich fand es immer wieder spannend, wie sich meine Schwester im Handumdrehen von einem Inbegriff blühender Jugend in ein hässliches altes Weib verwandeln konnte.
    Vater klappte seine Zeitschrift zu, nahm die Brille ab, setzte sie wieder auf und fixierte mich mit seinem vernichtenden eisblauen De-Luce-Blick.
    »Wer hat dir denn das erzählt?«, fragte er in antarktischem Ton.
    »Flavia lauscht doch an jeder Tür!«, keifte Feely.
    »Und an den Lüftungsgittern«, warf Daffy ein. Der Mönch war fürs Erste vergessen.
    »Ich warte!«, sagte Vater. Seine Stimme war ein einziger Eiszapfen.
    Ich überlegte fieberhaft. »Ich hab bloß geraten. Wo sie doch jetzt achtzehn ist und so.«
    Vater hatte immer verkündet, dass seine Töchter frühestens heiraten dürften, wenn sie achtzehn seien, und selbst dann …
    Feelys achtzehnter Geburtstag war tatsächlich noch nicht lange her – im Januar.
    Wie hätte ich ihn auch vergessen können?
    Um den freudigen Anlass gebührend zu feiern, hatte ich mir ein kleines Tischfeuerwerk ausgedacht – im Grunde bloß ein paar Kracher und ein paar hübsche bunte Lichteffekte. Ich hatte an alle Mitglieder unseres Haushalts schriftliche Einladungen verschickt und von meinem geheimen Ausguck stillvergnügt beobachtet, wie jeder seine handgedruckte Einladung von dem Posttablett in der Halle nahm, öffnete und wortlos wieder hinlegte.
    Anschließend hatte ich eine Reihe selbst gefertigter Plakate strategisch im ganzen Haus verteilt.
    Als der große Tag gekommen war, hatte ich fünf Stühle aufgestellt: einen für Vater, einen für Feely, einen für Daffy und am Ende der Reihe noch zwei für Mrs. Mullet und Dogger.
    Meine Chemikalien standen bereit. Die angekündigte Uhrzeit war gekommen und gegangen.
    »Sie kommen nicht, Dogger«, hatte ich nach zwanzig Minuten gesagt.
    »Soll ich sie holen gehen, Miss Flavia?«, hatte Dogger gefragt. Er

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