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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Fingernägeln. Eines Tages würde ich ein Kochbuch schreiben und berühmt werden. Flavia kocht! würde ich das Werk nennen und wäre bald landesweit als »die Eierfrau« bekannt.
    » Besser leben durch Chemie«, wie uns die Leute bei Du-Pont immer in den Anzeigen in der Bildpost weismachen.
    Ich griff nach meinem Stift.
    Luzifers Herz, schrieb ich und strich es gleich wieder durch. Nach kurzer Überlegung riss ich die Seite heraus und hielt sie über die Flamme des Bunsenbrenners, dann spülte ich die schwarze Asche in den Abfluss. Zwar juckte es mich gewaltig in den Fingern, die Geschichte des kostbaren Steins niederzuschreiben, aber es war viel zu riskant. Manche Dinge brachte man lieber nicht zu Papier. Tagebücher und Notizhefte können immer von Unbefugten gelesen werden. Dergleichen soll schon vorgekommen sein.
    Ich würde mich vorerst auf Menschen beschränken.
    ADAM TRADESCANT SOWERBY schrieb ich auf ein neues Blatt und unterstrich den Namen. Jetzt wurde es kompliziert. Meine Gefühle dem Mann gegenüber waren reichlich verworren.
    Gibt zu, dass er Privatdetektiv ist, aber in wessen Auftrag? Und wie viel weiß er?
    Seltsam, dass er mich nicht gefragt hatte, was ich schon herausgefunden hatte. Er schien nicht im Mindesten neugierig darauf zu sein, was ich alles entdeckt hatte.
    Ich zog wieder einen Strich, ließ aber viel Platz darüber. Auf Adam Sowerby würde ich später zurückkommen.
    Miss Tanty hält sich für eine Amateurdetektivin. Zum Glück hält sie Adam und mich für Ihresgleichen. Als Vorsitzende des Altardienstes hat sie rund um die Uhr Zugang zur Kirche. Hat zugegeben, dass sie stinksauer auf Mr. Collicutt war, weil er sie nicht zu ihrem Arzttermin abgeholt hat – aber das war wohl kaum Grund genug, ihn umzubringen. Andere Motive? Musikalische vielleicht? Beim Anblick des tropfenden Blutes in der Kirche hat sie »Vergib mir, o Herr« gerufen – und mir hinterher einreden wollen, alles sei nur gespielt gewesen. Was sollte der Herr ihr denn vergeben? (PS: Feely aushorchen.)
    Was mich wieder daran erinnerte, dass ich die rote Substanz an meiner Haarschleife immer noch nicht analysiert hatte. Ich griff in die Tasche.
    Sie war leer.
    Ich sprang auf und wühlte fieberhaft beide Taschen durch. Das Haarband war weg.
    Als ich mich heute Morgen mit Mrs. Mullet unterhalten hatte, war es noch dagewesen. Oder doch nicht? Ich hatte zwar schon beim Frühstück über die bevorstehende chemische Analyse nachgedacht, aber hatte ich das Band in meiner Tasche dabei auch berührt? Eher nicht.
    Hatte ich es vielleicht während meines Gesprächs mit Adam am Fluss verloren? Oder irgendwo in Miss Tantys Haus?
    »So ein Mist aber auch!«, entfuhr es mir.
    Ich konnte das Band überall verloren haben: in der Krypta, auf dem Friedhof, im Tunnel, auf der Landstraße nach Nether-Wolsey, sogar in der Metzgerei des sonderbaren Dorfes. Oder war es mir etwa auf Bogmore Hall aus der Tasche gefallen? Lag es irgendwo in einem staubigen Flur oder gar in der Gefängniszelle von Jocelyn Ridley-Smith und wartete nur darauf zu verraten, dass ich mich dort aufgehalten hatte? Vielleicht hatte Jocelyns Vater, der Richter, das Band längst gefunden, oder der Bedienstete – wie hieß er doch gleich? Benson?
    Egal. Ich musste weiterschreiben, bevor ich die Einzelheiten vergaß.
    Die verrückte Meg – eher harmlos. Glaube ich jedenfalls. Obwohl sie das Blut als Erste entdeckt hat, wirkte sie gar nicht überrascht. Stattdessen fing sie gleich an, aus der Offenbarung zu zitieren – als wäre sie eigens in die Kirche gekommen, um das Wunder zu verkünden.
    Marmaduke Parr – ohne den Kerl zu kennen, weiß ich, dass er zu den Menschen gehört, die Vater »geistliche Chamäleons« nennt. Insgesamt ein unangenehmer Zeitgenosse. Warum ist er so versessen darauf, die Exhumierung des heiligen Tankred zu unterbinden? Oder steckt wirklich der Bischof selbst dahinter? Oder sein Justiziar?
    Damit wären wir bei:
    Richter Ridley-Smith – ein Mann, den ich noch gar nicht zu Gesicht bekommen habe, aber schon jetzt zutiefst verabscheue, und sei es nur deshalb, weil er seinen armen Sohn Jocelyn wie eine Prinzessin im Turm gefangen hält.
    Meine Schreibhand hielt inne.
    War es nicht »überaus absonderlich«, wie Daffy sich ausgedrückt hätte, dass Harriet, obwohl sie Jocelyn Ridley-Smith in seinem Kerker besucht hatte – und das offenbar regelmäßig –, nie verlangt hatte, dass er freigelassen wurde? Warum nicht? Das war womöglich das größte Rätsel

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