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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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recht. Man glaubte außerdem, dass Diamanten unsichtbar machen und vor dem bösen Blick schützen und, laut Plinius dem Älteren, es den Menschen erlaubten, die Gesichter der Götter zu schauen: › Anancitide in hydromantia dicunt evocari imagines deorum.‹ Zu Anfang des 16. Jahrhunderts glaubte ein Venezianer namens Camillus Leonardus, Diamanten seien ›eine Arzney für Irrsinnige und jene, die vom Teuffel besessen sind‹. Er glaubte auch, dass man mithilfe von Diamanten wilde Tiere zähmen und Albträumen vorbeugen könne. Von dem Stein im Brustharnisch des Hohepriesters der Juden hieß es einst, er werde in Anwesenheit eines Unschuldigen durchsichtig und trübe sich in der Anwesenheit eines Schuldigen. Und vom Rabbi Jehuda sagt der Talmud, er habe auf einer Reise einen Diamanten auf ein paar gepökelte Vögel gelegt, die daraufhin wieder lebendig wurden und mitsamt dem Stein davonflogen!«
    »Glauben Sie das denn alles?«
    »Nein. Aber ich glaube, dass etwas, dem man eine bestimmte Wirkung zuschreibt, diese Wirkung oft auch hat. Außerdem tut man gut daran, nie zu vergessen, dass Diamanten auf jeden Fall eine Eigenschaft besitzen: Sie bewirken, dass Menschen andere Menschen umbringen!«
    »Sprechen Sie von Mr. Collicutt?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll: ja. Darum möchte ich auch, dass du dich von der Kirche fernhältst. Überlass das mir. Das ist meine Aufgabe. Aus keinem anderen Grund bin ich in Bishop’s Lacey.«
    »Ach ja? Ich hätte gedacht, das ist Inspektor Hewitts Aufgabe.«
    »Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als nur Inspektor Hewitt«, entgegnete Adam.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen. »Darf ich Sie was fragen?«
    »Du kannst es ja mal versuchen.«
    »Für wen arbeiten Sie?«
    Urplötzlich kühlte sich die Stimmung zwischen uns ab, als hätte uns eine geisterhafte Brise aus der Vergangenheit gestreift.
    »Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten«, sagte er.

17
    Z u Hause auf Buckshaw in meinem Labor nahm ich mir mein Notizbuch vor. Aus Erfahrung wusste ich, dass sich beim Niederschreiben vieles klärte, ungefähr so (das wusste ich von Mrs. Mullet), wie Eierschale eine Bouillon oder den Kaffee klarer machte, wobei es sich dabei natürlich nur um eine simple chemische Reaktion handelte. Das in der Eierschale enthaltene Albumin hat die Eigenschaft, die Rückstände, die in der dunklen Flüssigkeit dümpeln, zu sammeln und zu binden, worauf man den streng riechenden Klumpen herausfischen und wegwerfen kann: eine ziemlich treffende Beschreibung des Schreibprozesses.
    Ich hob den Kopf und schaute zu Esmeralda hinüber, die auf ihrem gusseisernen Laborständer hockte und mit schief gelegtem Kopf die beiden Eier betrachtete, die sie in mein Bett gelegt hatte; zwei Eier, die ich jetzt in einem Glaskolben mit Deckel kochte. Falls sie der Anblick ihrer Nachkommenschaft bekümmerte, die über dem Bunsenbrenner lebendig gesotten wurde, ließ sie sich zumindest nichts anmerken.
    »Schnabel hoch!«, rief ich ihr zu, aber sie interessierte sich mehr für das sprudelnde Wasser als für mein gespieltes Mitgefühl. Hühner sind lange nicht so gefühlsduselig wie Menschen.
    Dampfeier Deluxe de Luce nannte ich meine Erfindung.
    Mrs. Mullets widerlichen hart gekochten Eier mit dem grünen Kringel um das Eigelb, die aussahen, als hätte jemand den Ring um den Planeten Saturn vergiftet – beim bloßen Gedanken an die Dinger bekam ich Ausschlag –, hatten mich gezwungen, eine chemische Lösung für das Problem zu ersinnen.
    Eine Eierschale, so meine Überlegung, besteht hauptsächlich aus Kalziumkarbonat, CaCO 3 , das obwohl es selbst erst bei hohen Temperaturen schmilzt, trotzdem bei 100 Grad Celsius, dem Siedepunkt von Wasser, anfängt, sich zu zersetzen.
    Nach zehn Minuten in einem geschlossenen Gefäß im Wasserdampf verändert sich die kristalline Struktur des Kalziumkarbonats. Nach weiteren zehn Minuten in kaltem Wasser kann man das Ei dann auf einer harten Oberfläche leicht anschlagen und entlang seines Äquators unter der Hand hin und her rollen, bis die Schale in Kristalle zerfällt und fast in einem Stück entfernt werden kann, beinahe so leicht, wie man eine Mandarine schält. Das Eiweiß ist dann fest, aber nicht wie Gummi, und der Dotter hat eine wunderschöne narzissengelbe Färbung.
    Ade, hart gekochte Eier! Willkommen, Dampfeier Deluxe de Luce!
    Es war die ideale Lösung sowohl für diejenigen, die sich nicht gern mit Eierschälen abplagten, als auch für Leute mit abgeknabberten

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