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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bradley Alan
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ihr?
    »Du brauchst dich nicht zu genieren, mein Kind. Wenn du hier bist, um mir euer Beileid auszusprechen, dann danke ich dir, und du darfst wieder gehen.«
    »Brookie war auf Buckshaw«, platzte ich heraus. »Ich habe ihn mitten in der Nacht im Salon angetroffen.«
    Ich hätte mich ohrfeigen können! Wozu erzählte ich seiner Mutter das?
    Andererseits war Vanetta Harewood Geschäftsfrau. Sie würde ebenso wenig wollen, dass das mitternächtliche Treiben ihres Sohnes ans Tageslicht kam wie … wie ich.
    »Ich möchte dich um einen riesengroßen Gefallen bitten, Flavia. Wenn du glaubst, du musst der Polizei unbedingt von deiner Begegnung mit Brookie erzählen, dann tu’s. Wenn es dir aber nicht auf der Seele brennt…«
    Sie war wieder ans Fenster getreten, ihr Blick war abwesend. »Weißt du, Brookie hatte mit seinen … Dämonen zu kämpfen. Das geht eigentlich niemanden etwas an, aber…«
    »Ich erzähle es keinem, Mrs Harewood«, sagte ich, »versprochen. «
    Sie drehte sich um und schritt auf mich zu. »Du bist ein sehr kluges Mädchen, Flavia.« Sie überlegte kurz und fuhr fort: »Komm mal mit. Ich will dir etwas zeigen.«
    Wir gingen eine Stufe hinunter und eine andere wieder hinauf und landeten in dem Teil des Hauses, an dem ich zuerst
geläutet hatte. Mrs Harewood musste unter den niedrigen Deckenbalken den Kopf einziehen.
    »Hier hat Ursula ihr Atelier.« Sie wies auf einen Raum, in dem lauter Zweige und Äste lagen.
    »Körbe«, sagte Mrs Harewood. »Ursula begeistert sich für die traditionellen Handwerkskünste. Ihre Weidenkörbe haben sowohl hier als auch auf dem Kontinent schon viele Preise gewonnen.
    Offen gestanden«, sie senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern, »der Chemiegestank treibt mich manchmal aus dem Haus, aber die Körbe sind alles, was sie hat, das arme Ding.«
    Chemiegestank? Ich spitzte die Ohren wie ein Schlachtross beim Klang des Signalhorns.
    »Ursula bleicht ihre Weidenruten mit Schwefeldampf. Das sieht wunderschön aus – wenn nur der Geruch nicht wäre!«
    Gleich heute Nacht würde ich mich in Onkel Tars Handbibliothek über die Anwendungsmöglichkeiten und Eigenschaften von Salizin (C 13 H 18 O 7 ) – das 1831 von Leroux aus Weidenrinde gewonnen wurde – und vom guten alten Schwefel (S) informieren. Aus persönlicher Erfahrung wusste ich schon, dass Weidenkätzchen, wenn man sie ein paar Wochen lang in einem geschlossenen Behältnis aufbewahrte, schauderhaft nach verfaultem Fisch mieften – eine nützliche Erkenntnis, die ich bestimmt irgendwann einmal würde brauchen können.
    »Hier lang.« Mrs Harewood duckte sich unter einem besonders niedrigen Balken durch. »Pass auf deinen Kopf auf, und sieh dich vor, wo du hintrittst.«
    Ihr eigenes Atelier war weitläufig und hell. Die Oberlichter gingen nach Norden, und man glaubte auf einer Waldlichtung zu stehen.
    Auf einer großen Staffelei stand ein halbfertiges Porträt von Flossie, der Schwester von Feelys Freundin Sheila Foster. Flossie saß auf einem großen Polstersessel, hatte ein Bein untergeschlagen
und kraulte eine riesige weiße Perserkatze, die sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte. Zumindest die Katze hatte menschliche Züge.
    Eigentlich sah auch Flossie gar nicht so übel aus. Wir waren zwar keine Freundinnen, aber ich hatte auch nichts gegen sie. Das Porträt gab ihre gepflegte Dummheit überzeugend wieder, besser als es jeder Fotoapparat vermocht hätte.
    »Was hältst du davon?«
    Ich betrachtete die Farbtuben, die verschmierten Lappen und das Sortiment von Kamelhaarpinseln, die aus Büchsen, Gläsern und Flaschen ragten wie Schilfrohr aus einer winterlichen Sumpflandschaft.
    »Ihr Atelier gefällt mir sehr«, sagte ich. »Wollten Sie mir das zeigen?« Ich zeigte auf Flossies Porträt.
    »Um Himmels willen, nein!«
    An der anderen Wand, gegenüber vom Fenster, stand noch ein Stapel ungerahmter Gemälde an die Wand gelehnt.
    Vanetta (inzwischen nannte ich sie im Stillen »Vanetta« statt »Mrs Harewood«) beugte sich darüber und blätterte die Gemälde durch wie übergroße Karteikarten.
    »Da ist es ja!« Sie zog eine große Leinwand zwischen den anderen hervor.
    Sie trug das Gemälde zur Staffelei, nahm Flossie herunter, klemmte das andere Bild fest und drehte es zu mir um.
    Dann trat sie wortlos beiseite.
    Mir stockte das Herz.
    Das Porträt zeigte Harriet.

14
    H arriet. Meine Mutter.
    Sie sitzt auf Buckshaw im Salon, auf dem Fenstersitz. Zu ihrer Rechten spielt meine etwa siebenjährige

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