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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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führt ein ziemlich trauriges Leben.«
    »Ich kann mir denken, was du meinst. Andauernd Beerdigungen und so.«
    »Richtig«, erwiderte ich. »Beerdigungen und so.«
    Dabei hatte ich eigentlich an Cynthia gedacht.
    »Wo ist hier die Elektrik?«, fragte Rupert plötzlich.
    Einen Augenblick lang war ich völlig perplex und muss dreingeschaut haben wie ein Schaf.
    »Die Elektrik«, wiederholte er. »Der Strom. Der Sicherungskasten. Aber du hast wahrscheinlich keine Ahnung, wo sich hier so was befindet, oder?«
    Zufällig doch. Erst vor ein paar Wochen war ich verdonnert worden, Mrs Witty hinter der Bühne zu helfen, an der antiquierten Schalttafel die wuchtigen Hebel umzulegen, während ihre Ballettschüler aus der ersten Klasse in der Aufführung von Die goldenen Äpfel der Sonne über die Bretter stolperten, während Pomona (Deirdre Skidmore in einem Mückennetz) den widerspenstigen Hyas (ein rotgesichtiger Gerald Plunkett in improvisierter Strumpfhose, die aus einer langen Winterunterhose zurechtgeschneidert war) umwarb, indem sie ihm eine unerschöpfliche Auswahl von Pappmaché-Obst darbot.
    »Rechterhand«, sagte ich. »Gleich hinter dem schwarzen Seitenvorhang.«
    Rupert blinzelte verdutzt, bedachte mich mit einem argwöhnischen Blick und polterte die schmale Treppe zur Bühne wieder hoch. Wir hörten ihn vor sich hin brummeln, unterbrochen vom Geschepper auf- und zuklappender Blechtüren sowie dem Klacken umgelegter Schalter.
    »Nimm’s ihm nicht übel«, flüsterte Nialla. »Wenn er eine
Vorstellung zugesagt hat, rennt er hin und her wie ein aufgescheuchtes Huhn, bis der letzte Vorhang gefallen ist. Danach ist er meistens wieder genießbar.«
    Während Rupert sich an der Elektrik zu schaffen machte, ging Nialla daran, etliche Bündel Holzstangen aufzuschnüren, die mit Lederriemen fest zusammengebunden waren.
    »Die Bühne«, erläuterte sie. »Sie wird mit Flügelschrauben zusammengehalten. Rupert hat alles selbst entworfen und angefertigt. Pass auf deine Finger auf.«
    Ich hatte ein paar Schritte in ihre Richtung gemacht, um ihr mit den längeren Stangen zu helfen.
    »Ich schaff das allein, vielen Dank«, sagte sie. »Ich hab das inzwischen schon tausendmal gemacht und kann es im Schlaf. Nur den Boden muss man zu zweit anheben.«
    Ein Rascheln ließ mich herumfahren. Hinter mir stand der Vikar. Er wirkte niedergeschlagen.
    »Ich bringe leider keine guten Neuigkeiten. Mrs Archer hat mir erzählt, dass Bert zu einem Fortbildungskurs nach London gefahren ist und erst morgen wieder zurückkommt, und auf der Culverhouse Farm, wo ich Sie eigentlich unterbringen wollte, geht keiner ans Telefon. Allerdings geht Mrs I oft nicht ans Telefon, wenn sie allein zu Hause ist. Am Samstag bringt sie uns zwar die Eier vorbei, aber das ist zu spät. Ich würde Sie gern ins Pfarrhaus einladen, aber Cynthia hat mich mit Nachdruck daran erinnert, dass wir mittendrin sind, die Gästezimmer zu streichen. Die Betten sind abgebaut und stehen im Flur verstaut, Schränke verstellen die Treppenabsätze und so weiter und so fort. Es ist wirklich zum Aus-der-Haut-Fahren!«
    »Ärgern Sie sich nicht, Herr Vikar«, sagte Rupert von der Bühne herunter.
    Ich bekam einen Mordsschreck; Rupert hatte ich ganz vergessen.
    »Wir kampieren einfach, wo wir sind, nämlich auf dem Friedhof. Wir haben ein gutes Zelt im Wagen, mit Wolldecken
und einer Bodenplane aus Gummi, dazu einen kleinen Gaskocher und Dosenbohnen zum Frühstück. Wir haben es dort so gemütlich wie Wanzen in einem Bettbezug.«
    »Na ja …«, sagte der Vikar unschlüssig, »wenn es nur nach mir ginge … Ich würde schon …«
    »Aha!« Rupert fuhr mit erhobenem Zeigefinger fort: »Ich weiß, was Sie sagen wollen: Zigeuner darf man nicht zwischen den Gräbern kampieren lassen, Respekt für die lieben Verstorbenen und so weiter.«
    »Nun«, erwiderte der Vikar, »daran mag ein Körnchen Wahrheit sein, aber …«
    »Wir können unser Lager ja in einem unbenutzten Winkel aufschlagen. Dann würde nichts entweiht, oder? Es wäre nicht das erste Mal, dass wir auf einem Friedhof nächtigen, stimmt’s, Nialla?«
    Nialla wurde ein bisschen rot und betrachtete gebannt den Fußboden.
    »Dann sind wir uns ja einig«, sagte der Vikar. »Letztendlich haben wir keine große Wahl. Abgesehen davon ist es ja nur für eine Nacht. Dagegen ist wohl nichts einzuwenden.«
    Er schaute auf seine Armbanduhr. »Meine Güte! Wie tempus mal wieder fugit! Ich habe Cynthia fest versprochen, dass ich gleich wieder

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