Fleckenteufel (German Edition)
Pastor müsste eingreifen, aber der ist nicht da! «Jeans on». I put muggle jeans on, I put my opel Jeans on. Schon seit geraumer Zeit frage ich mich, was muggle und opel Jeans sein sollen. Steht in keinem Wörterbuch.
Die Tanzfläche ist gähnend leer.
«Money, Money, Money», herrlich. Auf die Blonde habe ich mir schon öfter einen gewichst. Abba gilt als uncoole Mädchenmusik, noch schlimmer als Chris Roberts, Tony Marshall und Roberto Blanco zusammen. Egal, ich finde fast alle Abba-Hits gut, bis auf Waterloo , beziehungsweise an Waterloo ist der Refrain Scheiße, und die Strophen sind gut, sehr gut sogar. Hotel California. Susanne, Petra und Ina stürmen auf die Tanzfläche, kreischen übertrieben albern und tanzen eng umschlungen. Dabei tun sie so, als würden sie sich über die Musik lustig machen oder über die Situation oder was weiß ich, aber das stimmt natürlich nicht, die tun nur so, als ob sie drüberstünden. So ein paar dumme Puten. Die können ihren Perversico nachher alleine trinken, lieber verbringe ich zusammen mit Gundula ein verlängertes Wochenende zusammen im Schlafsack, ohne dass wir uns waschen. Wir dürfen auch nicht aufs Klo, es muss in den Sack gekackt werden. Ihhh, eklig. Ich stelle mir vor, wie mich nachher alle anbetteln, ich müsse unbedingt mit dabei sein: «Ach bitte, Thorsten, du musst unbedingt mit dabei sein!» Ich: «Nein.» Alle schauen mich enttäuscht an, ich drehe mich wortlos um, gehe an den Strand und mache Liegestütze, drei Sätze à siebzig Wiederholungen. Im Weiberzelt kommt trotz Apfelkorn und Persico und Zigaretten keine Stimmung auf, und bereits vor zwölf gehen Jungen und Mädchen getrennte Wege. Ohne mich läuft nämlich nichts, egal, ob ich was sage oder nicht. In Wahrheit bin ich der Dreh- und Brenn- und Angelpunkt, ohne den nichts geht, rein gar nichts.
Zum Glück reicht der Schwung nur für dieses eine Stück, danach setzen sich die Girls wieder auf ihre Plätze und tuscheln. Weiber, die tuscheln, sind das Allerletzte. Und Hotel California ist jetzt schon Omamusik.
Peter Edam hat seine Disco einfach nicht im Griff. Steiß, der Bock, kann gar nicht erwarten, bis es endlich richtig losgeht und er sich daran aufgeilen kann, wie Heiko Susanne an den Po fasst und ihr beim Engtanz die Glocken platt drückt und die Zunge in den Hals steckt. Der arme Steiß, irgendwann ist er zu alt, dann heißt es nur noch glotzen und starren und gucken und stieren, und zwar genau bis ans Lebensende. Niemals mehr in junges, duftendes Fleisch greifen, daran wird er sich gewöhnen müssen. Daran und an noch Geringeres.
Das dümmste Stück des Jahres stammt von Shaun Cassidy: Da Doo Ron Ron . Shaun Cassidy ist einer der großen Mädchenschwärme, gleichauf mit David Cassidy oder Brian Connolly und den Kastenköpfen von den Bay City Rollers, die alle sagenhaft gleich aussehen, eine Kombination aus süß und dumm.
Dann passiert das Unglaubliche: Harald fordert Gundula auf! Harald bittet Gundula zu einem Tänzchen! Gundula wird von Harald zum Tanze geführt! Wie man es dreht und wendet, da wäre man nicht draufgekommen, da wäre kein Mensch draufgekommen. Harald ist außer sich, er packt Gundula an den gedunsenen Hüften, seine Nasenflügel beben, und er röchelt ihr irgendwas ins Ohr. Gundula gerät daraufhin völlig aus dem Häuschen und singt albern mit: «Da doo ronronron, da doo ronron, doo ronronron, da doo ronron.» Sie werfen die Arme in die Luft und verdrehen ihre Köpfe. Schamlos. Harald sieht aus wie ein Steckrübenroboter und Gundula wie zerkochter Fisch. Was soll’s, der Bann ist gebrochen, und die Tanzfläche wird gestürmt: Give a Little Bit, Cold as Ice, You Make Me Feel Like Dancing . Tanzen, hüpfen, schwitzen, juchzen, singen, klatschen. Je ausgelassener die Stimmung wird, desto elender fühle ich mich. Dummheit ist nur für Dumme unterhaltsam, denke ich, um mich abzugrenzen, aber das bringt auch nichts.
Plötzlich und ohne jeden Grund schalten die Amateurplattenleger drei Gänge runter: When I Need You von Leo Sayer. Schmusemusik! Viel zu früh! Mir kann’s egal sein, aber ich reg mich trotzdem auf. Vor einem Jahr oder so wurde Leo Sayer von Ilja Richter mit den Worten «ein kleiner Mann mit einer ganz großen Stimme» angepriesen. Ich wusste damals schon, dass ich den Satz für immer behalten würde, es gibt Dinge, die weiß man eben. Ich bin der einzige Mensch, der sich noch als alter Opa daran erinnern wird, wie Ilja Richter bei Disco 76 Leo Sayer mal mit
Weitere Kostenlose Bücher