Fledermaeuse und andere Leute
verstaut. Als der Airbus zum Start ansetzt, reiche ich Max einen Kaugummi und nehme selbst auch einen, »damit unsere Ohren nicht zugehen«. Der Junge lehnt dankend ab. Er widmet lieber seine ganze Aufmerksamkeit dem Blick nach draußen. Bald sehen Straßen, Häuser, Autos und Menschen wie Spielzeuge aus. »Guck mal, Omi, echt cool.«
Während des Fluges isst und trinkt er alles, was ihm von der kinderlieben Stewardess serviert wird. Nur als wir hinter München in Turbulenzen geraten, geht es in seinem Magen drunter und drüber. Obstsäfte, Erdnüsse, Sandwiches und Colas machen sich bemerkbar, und er muss mal zum Tö. »Lass mich mal vorbei, Omi, bitte.«
»Soll ich dich begleiten?« Es trifft mich ein entgeisterter Blick. Trotzdem warte ich vor der Tür, während Max versucht, trotz der Luftlöcher ins Becken zu treffen, was ihm offenbar einen Heidenspaß bereitet, denn ich höre ihn laut lachen. Vergnügt kommt er wieder heraus.
»Hast du dir auch die Hände gewaschen?«
Er schlägt genervt die Augen gen Himmel, respektive Flugzeugdecke. »Oomiii!« Ich verstehe, die Waschung von heute früh daheim reicht offenbar für den ganzen Tag. Jetzt reibt er sich lieber gründlich mit den parfümierten Erfrischungstüchern ein, eingepackte Seifchenstücke beulen seine Hosentaschen aus.
Als wir über die Alpen fliegen, darf er mit der Stewardess nach vorne ins Cockpit.
Max ist hingerissen. Die vielen Anzeige- und Messgeräte, die Kontrolllampen und tief unten die verschneiten Gipfel der Berge. Es ist, als hielte er selbst den Steuerknüppel in der Hand. Mit dem Gefühl, noch nie etwas so Großartiges erlebt zu haben, klettert er wieder auf seinen Sitz am Fenster zurück. »Fliegen ist einfach supergeil!« Er nimmt ergriffen meine Hand und drückt einen Kuss darauf. »Danke Omi, danke, danke!«
Da beugt sich die alte Dame hinter uns gerührt zu Max nach vorne. »Siehst du, und nun sind wir ganz oben bei den Engelchen!«
Erschüttert dreht Max sich zu ihr um. Als er wieder Herr über seine Stimme ist, weist er sie fassungslos zurecht: »Das darf doch nicht wahr sein! Erstens sind wir allesamt evangelisch und glauben nicht an so ’nen Quatsch. Und außerdem, wenn die Engel hier so einfach herumfliegen dürften, dann würden die vielen Flugzeuge, die jeden Tag vorbeikommen, die doch glatt aus den Latschen hauen, Mänsch.«
Schwimmen á la romana
M it vier Jahren lernte Mäxchen zuerst auf dem Trockenen schwimmen. Das war keine fixe Idee, wie man so schön sagt, sondern auf Felix’ Mist gewachsen. Der meinte nämlich, es könne nur von Vorteil sein, wenn mein Enkel wenigstens die Grundbewegungen von Armen und Beinen beherrsche, bevor er mit ihm ins Hallenbad ginge. Leider scheiterte der Schwimmkurs gleich bei den ersten Übungen auf einer unserer kostbaren Brücken kläglich, weil die Dackel den Ernst des Unterfangens nicht kapierten und einfach mitspielen wollten. So wurden sie hinter das Kindergitter des Hundezimmers verbannt, aber da sie daraufhin die gesamte Nachbarschaft zusammenbellten, von mir alsbald wieder befreit, und der Trockenkurs war damit beendet.
Also machten sich Felix und Max auf, um am nächsten Tag im Kinderbecken unseres Schwimmbades weiterzuüben. Nun brüllte Mäxchen alles zusammen, und Felix konnte bitten, betteln und es mit Versprechungen versuchen, es half alles nichts. Sie kamen wie die begossenen Pudel heim, Felix enttäuscht, Max sichtlich erleichtert.
Trotzdem nagte sein erster Reinfall im nassen Element doch arg an ihm; denn eine gewisse Wasserscheu in jungen Jahren schließt ja nicht automatisch auch den Ehrgeiz aus. Und so übte sich Max in derWanne Mut an und hinterließ mir jedes Mal ein überflutetes Badezimmer.
Dann kam er in die Schule, wo bald einmal in der Woche Sport im nassen Element des Hallenbades auf dem Stundenplan stand. Und so, im Kollektiv mit weiteren Nichtschwimmern, lernte Mäxchen innerhalb kurzer Zeit, sich über Wasser zu halten, belohnt mit einem Ausweis, der ihn als Frei- und Rettungsschwimmer auswies. Er schwamm zwar nicht so akkurat, wie Felix es sich vorgestellt hatte, sondern paddelte eher wie unsere Dackel mit allen vieren, in dem Bemühen, den Kopf ständig über Wasser zu halten. Trotzdem bewegte er sich unglaublich schnell von der Stelle.
Nun weiß ich aus Erfahrung, dass Ende April in Italien manchmal durchaus schon sommerliche Temperaturen herrschen, und so hatte ich vorsorglich vor unserer Reise nach Rom auch Badesachen eingepackt.
Als unsere
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