Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Konkubine ihres Mannes hassen, und zwar schon seit ihrer Hochzeit, wo Mila ja bereits dagewesen war. Dass sich das verändert haben würde, nur weil sie sich ihrerseits neu verliebt hatte, war nicht sehr wahrscheinlich. Also ...
„Was ist zwischen Heinrich und dir gewesen?“, platzte Helene mit einer neuen, nicht minder unvorhergesehenen Frage in ihre Gedanken. Nun klang sie unverhohlen anklagend.
„Gar nichts“, wehrte Mila instinktiv ab. „Ich meine ...“ Glaubte Helene etwa, sie legte es darauf an, ihr all ihre Männer auszuspannen? „Wir sind ins Reden gekommen“, beeilte sie sich zu erklären. „Nachdem Johann ...“, oh, den sollte sie besser heraushalten. Andererseits ... „Heinrich wurde befohlen, mich zu begleiten.“ Dass der sich nicht freiwillig um Milas Gesellschaft gerissen hatte, war doch bestimmt hilfreich. „Und da ...“
„Was – und da?“ Helenes Augen durchbohrten sie regelrecht. Von ihrer legendären Sanftheit keine Spur mehr.
„Wir kamen ins Gespräch“, wiederholte Mila – und brach wiederum ab.
Heinrich würde gewiss nicht wollen, dass sie zugab, von ihm und Helene zu wissen. Wenn Helene aber so eifersüchtig reagierte – und somit einen weiteren Grund hätte, Mila den Tod oder zumindest den Kerker zu wünschen – könnte es sie doch beruhigen, wenn Mila ihr versicherte, wie verliebt Heinrich in sie war, oder nicht?
Helene machte eine drohende Bewegung in Milas Richtung. „Raus mit der Sprache: Was will Heinrich von dir?“
„Gar nichts will er von mir!“ Eher der kleinen, nicht sehr gefährlich wirkenden Frau zu Gefallen als aus Furcht war Mila einen Schritt zurückgetreten.
„Warum hat er dich dann gerettet?“, beharrte die andere. „Was ist sein Interesse, dass ich dir helfen soll?“
Sie verlangte eine Antwort. Und was könnte Mila ihr sagen, wenn nicht die Wahrheit? Und würde mir diese Wahrheit nicht auch Macht über sie geben?, fragte sie sich plötzlich. Anderseits war es gemein und verwerflich, die Andere zu erpressen – und damit auch Heinrich zu schaden.
Aber sie musste nach Hause. Um jeden Preis.
„Ich will die Wahrheit wissen und nichts anderes. Also los!“
Vielleicht könnte sie der Junkfrau einfach glaubhaft machen, dass Heinrich und sie sich nahestanden, ohne dass auch nur ein Hauch des Verbotenen zwischen ihnen war? Dann würde Helene Mila womöglich Heinrich zuliebe helfen.
„Junker Johann schickte Heinrich zu Euch mit der Nachricht, dass er aufgehalten worden sei“, begann sie rasch zu erzählen und verbog die Wahrheit ein wenig. „Ich sollte ihn begleiten. Auf dem Weg fiel mir auf, wie“, sie pausierte extra, um das Folgende angemessen zu betonen: „wie liebevoll Heinrich von Euch sprach.“
Helene hatte ihr Gesicht ein wenig gesenkt – als ob sie das Aufstrahlen darin vor Mila verbergen wollte. Vergebens.
„Er hat gestrahlt“, nahm die sogleich ihre Assoziation auf. „Von innen heraus. Seine Augen. Er liebt Euch so sehr, und das war so ... anrührend.“ Ja, so war es gut gewesen.
Helene hatte vergessen, sich bedeckt zu halten. Mit andächtiger Gier nach noch mehr schönen Worten hing sie an Milas Lippen.
„Selten habe ich einen Mann erlebt, der inniger und leidenschaftlicher von seiner Angebeteten sprach“, schenkte die ihr. „Ich habe es ihm auf den Kopf zugesagt – und er hat es natürlich geleugnet“, kam sie Helene zuvor, die bereits den Mund öffnete. „Aber dann sah er ein, dass ich ihm ohnehin nicht glaubte. Und gab es zu. Nicht ohne mir den heiligen Schwur abzuringen, Euch niemals zu verraten. Niemals.“
„Ist das wahr?“ Helenes spontane Begeisterung war Skepsis gewichen.
Die Gefahr, von ihr auf der Stelle aus dem Weg geräumt zu werden, also noch keineswegs gebannt. Hastig hob Mila ihre Hände, um ihre Arglosigkeit zu beweisen. „Ich hätte doch überhaupt nichts davon“, beteuerte sie. „Im Gegenteil. Heinrich ist mein Freund geworden, ich würde ihm nie schaden. Und Ihr beide seid ein wunderbares Paar, ich freue mich ehrlich für Euch. Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass Euer Geheimnis bei mir sicher ist.“
„Oh, niemand würde etwas auf das Wort der Dämonen-Mila geben, wenn die sich gegen eine ehrwürdige, gottesfürchtige Prinzessin wendet“, wurde sie von einer auf einmal nicht mehr im Mindesten verkrampften Helene überrascht.
„Wie ...?“
„So wenig ich in Johanns Augen gelte: In den Jahren meiner Ehe bin ich Graf Meinhards Vertraute geworden. Aber auch davon
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