Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
könntest.“
„Ich will ihn doch nicht heiraten.“
Überrascht starrte Mila in das entgeisterte Gesicht der Anderen. „Nein?“
„Um Himmels willen, nein!“ Brigitte schüttelte sich lachend. „Glaubst du, ich würde auf einer zugigen alten Burg leben wollen? Den Haushalt für die gesamte Belegschaft schmeißen? Und ansonsten auf meinen Gatten warten, wenn er sich monatelang auf irgendwelchen Schlachtfeldern herumtreibt? Um dann heimzukommen und dreckig und stinkend über mich herzufallen? Wenn ich dann überhaupt noch lebe und nicht von Pest oder Cholera hinweggerafft worden bin. Nein, ich kann mich beherrschen, vielen Dank!“
„Dann ... dann willst du seine Konkubine sein? Aber wozu? Was kann er dir geben? Reichtümer? Ich glaube kaum, dass es dir gelingt, sie mit in deine Zeit zu nehmen.“
„Ich will mich doch nicht bezahlen lassen.“
„Aber was willst du dann?“
„Das fragst du?“ Ehrliches Erstaunen. „Warum ich diese ... Katastrophe, die mir widerfahren ist, zumindest ein bisschen auskoste, indem ich die Gesellschaft eines überaus attraktiven jungen Ritters genieße?“
Genießen? „Was genießt du? Dass er eine Hure in dir sieht?“ Das war gelogen, mit einer Hure hätte er keinen derartigen Reigen veranstaltet. Dennoch war Mila davon überzeugt, dass er sich nur darauf eingelassen hatte, weil das der Weg war, eine respekteinflößende, von seiner gewöhnlichen Macht völlig unbeeindruckte Frau in sein Bett zu bekommen.
Deren verständnislosen Blick vermochte Mila beim besten Willen nicht zu deuten.
„Du fragst mich, warum ich ein folgenloses kleines Abenteuer mit einem stattlichen, vor purer Männlichkeit strotzenden Ritter suchen sollte?“
„Na, er wird dich benutzen, schwängern, wenn du Pech hast ...“
„Ich nehme die Pille, keine Sorge.“ Sie griff nach ihrer Tasche und zog ein kleines Stück Metall hervor, auf eine Reihe kleiner Knöpfchen darauf deutend. „Zumindest in diesem Zyklus kann ich gefahrlos mit ihm schlafen, daher kann ich es allerdings auch nicht auf die lange Bank schieben. Denn ob ich rechtzeitig in meine Zeit zurück und zum Frauenarzt komme ...“
„Was ist das?“ Neugierig nahm Mila das glänzende Knopfmetall von Brigitte entgegen.
„Waren noch keine anderen Frauen hier? Zu meiner Zeit nehmen alle die Pille.“
„Die schützt euch vor einer Schwangerschaft?“, fragte Mila ehrfürchtig. „Und das funktioniert? Also natürlich gibt es auch hier Bannsprüche oder Tinkturen, meine Tante kennt sie alle, aber ...“
„Hilfe! Verlass dich nur nicht darauf, Mila. Das ist alles Humbug, ehrlich. Nein, unsere moderne Empfängnisverhütung ist sicher, und nur die.“ Brigitte nickte mitleidig. „Ich kann mir das Leben ohne diesen Schutz gar nicht vorstellen. Da habt ihr es schon schwer.“ Sie erschauderte erneut. „Noch ein Grund, weswegen ich nie und nimmer einen mittelalterlichen Ritter heiraten würde. Ständig schwanger sein, immer mehr aus dem Leim gehen, wenn man nicht vorzeitig im Kindbett stirbt. Nein, das wäre nichts für mich.“
„Aber ich verstehe noch immer nicht, warum du diesen Schutz hier nötig hast? Es sei denn“, Mila musterte die Andere forschend, „du liebst ihn?“
„Liebe?“ Brigitte schüttelte lachend den Kopf. „Dein Johann ist ein Weiberheld. Sich in den zu verlieben, wäre Masochismus. Nein, nein, ich will nur meinen Spaß mit ihm haben. Nur Sex, Mila, unverbindlichen, problemlosen Sex.“ Sie reckte sich wohlig.
„Sex?“
„Beischlaf.“
„Spaß?“
„Spaß! Spannung! Prickelnde Lust! Wieso ...?“ Die Miene der Anderen wurde schlagartig besorgt. „Hast du schlechte Erfahrungen gemacht, du Arme?“
Mila schüttelte verwirrt den Kopf. „Schlecht? Nein. Ich meine ... wir sind Frauen.“
„Ja, allerdings.“ Brigittes auf ihr ruhender Blick war sehr neugierig geworden. „Erzähl! Wie war Sex für dich bisher?“
Zweifelnd war Mila ein Stück weggerückt. Sollte sie ausgerechnet mit dieser Frau über ihre Erfahrungen mit Frank reden? Aber sie würde schneller wieder weg sein, als sie beide erwarteten. „Also ich ...“ Sie holte Luft. „Ich war nur einmal verliebt“, begann sie dann entschlossen.
„In wen? Erzähl! Doch nicht in Johann, oder?“
„Nein! Nein, er war auch ein Zeitreisender. Mein erster.“ Sie musste schlucken. Dabei war es lange her. „Also der erste, den ich kennengelernt habe. Mit vierzehn. Meine Tante sagte mir später, dass, seit ich bei ihr war, schon immer seltsame
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