Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Schulter.
„Von da an habe ich die Zeitreisenden jedenfalls von meiner Tante ferngehalten.“
„Ging es diesem Arzt denn besser als seinen Vorgängern?“, fragte Brigitte hoffnungsvoll.
Mila seufzte gequält. „Die Krankheit verläuft bei jedem anders. Doch letztendlich sind sie alle ... erkrankt und weggeflackert.“
„Und das klingt nicht gerade wie ein Spaziergang.“ Brigittes Stimme klang brüchig.
„Nein.“ Mila presste ihren Mund fest zusammen. „Es tut mir leid“, sagte sie leise.
„Warum ist Frank nicht zum vierten Mal gekommen?“ Brigittes Stimme scharf.
Milas Schultern sanken.
„Habt ihr euch getrennt? Wollte er dich verlassen?“
Lügen würde Mila nicht. Konnte es gar nicht. Nicht in diesem Punkt. Langsam und schuldbewusst schüttelte sie den Kopf.
„Er ist gestorben“, spie Brigitte die Worte aus. Das war nicht im Mindesten eine Frage gewesen.
Milas Tränen waren ihr Antwort genug.
Und ehe die etwas hätte sagen können, holte Brigitte entschlossen Luft – sie wollte sich dem stellen – und fragte tapfer: „Gilt das für alle?“
Obwohl es wahrscheinlich falsch war, ihre Besucherin schützen zu wollen, schüttelte Mila den Kopf. Sie konnte ihr einfach nicht alle Hoffnung nehmen. „Nein.“
Und das stimmte ja auch, wirklich hoffnungslos war es nicht. Außer Frank hatte sie drei Zeitreisende nach deren Verschwinden wieder aufflackern sehen. Und von denen waren dann nur zwei – in dieser Zeit zumindest – gestorben. Drei von fünf. Das war doch immerhin etwas.
„Wie viele Tote?“, beharrte Brigitte leider.
„Drei“, antwortete Mila wahrheitsgemäß. „Mit Frank.“ Wenn Brigitte jetzt noch weiter fragte …
„Also habe ich eine Chance“, kam da jedoch schon ihre Schlussfolgerung, mit trotzigem Nicken untermauert.
„Auf jeden Fall“, versicherte Mila nachdrücklich. „Für mich fühlt es sich immer so ausweglos an, aber das liegt bestimmt an Frank. Der irgendwie alles überschattet, ich meine ...“
„Ja, ja.“ Brigitte nickte noch immer. Unverändert bedrückt. Ihr war trotzdem bewusst, dass ihre Aussichten nicht rosig waren. Sie sah herum. „Ah da.“ Rasch holte sie ihre kleine Tasche herbei, deren Inhalt Mila liebend gern erforscht hätte. Brigitte kramte aber lediglich darin herum, ohne Mila Einblick zu gewähren. „Irgendwo hatte ich ihn ...“ Sie lachte auf. „Wusst ich's doch.“ Ein kleiner Beutel lag in ihrer Hand, als diese aus der Tasche auftauchte. Und in dem Beutel – Mila reckte den Kopf – etwas, was sie ganz und gar nicht einordnen konnte. Irgendwie verbrannt sah es aus. Zumindest auf der einen Seite.
„Den brauch ich jetzt.“ Brigittes Hände zitterten, als sie sich das seltsame Ding zwischen die Lippen steckte.
Verblüfft beobachtete Mila sie. Wollte sie das etwa essen?
Doch Brigitte hatte sich zum Feuer gedreht, fischte mit unsicheren, fahrigen Händen einen glimmenden Span heraus, hielt ihn an das verbrannte Ende und zog an dem Ding.
„Wie gut, dass ich den Joint noch habe“, murmelte sie, blies merkwürdig riechenden Rauch in den Raum, zog erneut. „Gleich wird es besser, gleich. Ich muss das hier nur zu Ende rauchen.“
Mila wartete, die Augen unverwandt auf der zittrigen Brigitte, während die das glühende Ding immer wieder an ihren Mund hob. Die atmete diesen Rauch ein! Dabei musste Mila schon fast husten, weil es so stank und im Hals biss.
Während das Ding immer kleiner wurde, beruhigten sich Brigittes Bewegungen, wurden nicht nur langsamer, sondern auch weicher, gelassener.
Schließlich war nichts mehr als ein kleiner, glühender Klecks übrig, den Brigitte ins Feuer warf. Sie seufzte tief auf, lehnte sie sich für einen Moment zurück, schloss die Augen.
Mila beäugte sie vorsichtig. Was hatte Brigitte da eben getan? Rauchen hatte sie es genannt. Und Tschoint. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Waren das beruhigende Kräuter gewesen? Schlief Brigitte gar? Mila reckte den Kopf zu ihr – und schnalzte zurück, als in genau dem Moment ein Ruck durch Brigitte ging.
Und schon stand sie vor Mila, holte tief Luft: „Ich werde also darauf setzen, dass ich nach meiner Rückkehr in meine Zeit ein Heilmittel finde. Und bis dahin“, sie erhob sich entschlossen, „werde ich mein Leben genießen. Und Johann, den vor allem. Wenn ich schon in dieses schreckliche Zeitenloch gefallen bin, so werde ich wenigstens einen echten Ritter vernaschen.“
Gleich darauf war sie nach draußen verschwunden. Das würde sie
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