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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Heck des dreckig-roten Golfs vor ihnen geheftet hielt, war stolz. Und liebevoll.
    Und das war gelogen, sie liebte ihn ja nicht! Nicht mehr. Weil ...
    „Nicht viele Männer hätten so etwas fertig gekriegt“, fügte sie noch hinzu. Und hob ihm ihr Gesicht entgegen.
    Matthias schüttelte den Kopf, am liebsten hätte er ihre ganze Person abgeschüttelt.
    „Das zeugt von so viel Mut und Phantasie und Kreativität und ... von Liebe.“
    In Matthias verkrampfte sich alles. Dass sie dieses Wort in den Mund nehmen mochte?
    „Das wollte ich dir auch noch sagen“, redete sie unbeirrt von seiner bestimmt nicht gänzlich verborgenen Reaktion weiter. „Dass Elias“, sie holte erneut Luft, „einen wundervollen Vater gehabt hat.“ Hier brach sie ab.
    Ließ Elias' Namen zwischen ihnen stehen. Und schüttete demütigende Ernüchterung über sämtliche Sehnsüchte, sie könnte mit ihrer 'Liebe' womöglich doch mehr gemeint haben als nur den Stiefvater ihres toten Sohnes.
    „Wolfgang sagte, dass auch Iven in deiner Geschichte vorkommt?“, hakte sie da zu allem Überfluss nach. „Was ja logisch ist, immerhin ist er Elias' leiblicher Vater.“
    Matthias mühte sich auf Hochtouren, in seinem Kopf, der einfach nur feuerrot anlaufen wollte, eine passende Erwiderung zu finden. Vergebens.
    „Heißt das, dass du auch“, Lida suchte ebenfalls nach Worten, „den Rest unserer Geschichte aufgearbeitet hast? Also ...“
    Matthias gab Gas und überholte einen LKW. Verdammt, sollte er lügen? Nicken? Er musste nicken. Brachte nur ein Husten zustande.
    „Das muss dir nicht peinlich sein, ich meine ...“ Lida streckte die Hand in seine Richtung aus, besann sich dann aber, ehe sie seinen Oberschenkel erreicht hatte, und ließ sie wieder sinken.
    „Es ist nur eine Geschichte“, stieß Matthias hervor.
    „Das ist ja gerade das Tolle“, fiel sie in ihren verzückten Tonfall von vorhin zurück. „Und das, was Kunst ausmacht. Dass der Künstler die Realität in sein Werk übersetzt. Und daraus etwas Neues macht, etwas Eigenes. Das man interpretieren kann, aber eben nicht mehr eins zu eins verstehen. Dass du das geschafft hast – das ist Wahnsinn.“
    Ich habe es gar nicht geschafft, es ist mir einfach passiert, wollte er sagen. Und: Ich bin doch kein Künstler. Oder: Hör auf, so komisch zu reden, als würdest du mich immer noch ...
    „Du musst dafür sorgen, dass Iven dieses Buch niemals in die Finger bekommt“, war seinem Mund entfleucht, ehe er an sich hätte halten können.
    „Äh ...“
    „Es wird entfremdet werden, aber Iven würde uns trotzdem erkennen, und das“, würde mich demütigen bis ins Mark, „das will ich nicht.“
    Lida starrte ihn von der Seite an, ihr Blick bohrte sich in seinen Augenwinkel, machte ihn brennen. Er konnte es hinter ihrer Stirn rattern hören. Welche sich erst runzelte, als sie die Augenbrauen in die Höhe riss. „Hast du ein Happy End geschrieben? Hast du geschrieben, dass du und ich wieder ...?“
    War das so abwegig, dass sie es nicht einmal über sich brachte, das auszusprechen?
    Und was sollte er jetzt sagen? Gerade heute, nachdem er in seinen verfluchten Träumen Mila mit Johann ...? „Nein“, spie er aus. Seine Zähne knirschten aufeinander.
    „Oh. Also ...“
    Ich will nicht, dass er weiß, dass ich dich immer noch liebe. So was konnte man doch nicht aussprechen.
    Lida sprach ebenso wenig. Sah ihn aber wachsam an, unentrinnbar.
    „Kannst du nicht verstehen, dass ich nicht will, dass Iven ...?“ Scheiße! „Du hast immer nur ihn gewollt.“ Scheiße! Es wurde immer schlimmer. „Und selbstverständlich wollen auch meine Protagonistinnen immer nur Iven. Wen denn auch sonst?“ Scheiße, Scheiße, Superscheiße! Und nun fiel auch noch Mila über ihn her, wie sie sabbernd und lechzend diesen widerlichen Saukerl von Junker Johann ...
    Ein Ruck durchzuckte ihn, als Lidas Hand sich auf seine, den Schaltknüppel umkrallende, legte. Weich und warm und ...
    „Es tut mir so leid.“
    Er riss seine Hand an sich. Stieg im letzten Moment auf die Bremse, viel zu spät, die Ampel vor ihnen sprang bereits auf Rot. Lida und er schnellten nach vorn, in die Gurte.
    Gottverdammich. Weinte sie etwa?
    „Es tut mir unendlich leid, dass wir es nicht geschafft haben damals.“
    In der Tat, sie weinte.
    Oh Mann, sah sie denn nicht, dass ihr Mitleid ihn noch viel erbärmlicher machte, schwach, bedürftig, armselig? Hilfe, er wollte verschwinden, einfach die Tür aufstoßen und rausspringen und

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