Flehende Leidenschaft
Gästen, die auf dem Gipfel stehengeblieben waren. »Glaub mir, auch ich wäre lieber mit dir allein«, seufzte Elizabeth. »Soll ich plötzlich krank werden?«
»Vielleicht später, wenn mir nichts Besseres einfällt …« Als sie die anderen erreichten, verzogen sich Johnnies Lippen zu einem gewinnenden Lächeln. »Nun, Munro, hast du erklärt, warum die Grundmauern so dick sind? Ich finde es faszinierend, wie mein Vetter das Gewicht eines Gebäudes berechnen kann, noch bevor er es errichten wird. Erzähl doch, was du in Rom gelernt hast, mein Lieber …«
Obwohl Johnnie die Dinnerparty nur notgedrungen ertrug, erwies er sich als ausgezeichneter Gesellschafter. Bei Tisch unterhielt er die Gäste mit Anekdoten über den Londoner Hof, berichtete von seinen Reisen nach China und den Handelsniederlassungen im Orient. Dann beschrieb er Versailles, das grandiose Schloß des Sonnenkönigs, zu dem die Engländer derzeit keinen Zugang hatten, und versprach den Ladies französische Weine zu schicken, da man sie während des Krieges nur auf Umwegen importieren konnte. Den Gentlemen bot er alte Cognacs an. Später drehte sich das Gespräch um die drohenden Kämpfe zwischen Schottland und England.
»Hoffentlich kommt’s nicht dazu«, murmelte Lord Ayton. »London trifft manchmal sehr unvernünftige Entscheidungen. Jedenfalls habe ich was gegen die Hannoveraner.« Weil er aus einer alten römisch-katholischen Familie stammte, hegte er bezüglich der Thronfolge seine eigenen Ansichten, hütete sich aber, in diesem Kreis seine jakobitische Neigung zu erwähnen.
»Auch das schottische Parlament sorgt sich um die Thronfolge«, bemerkte Johnnie.
»Streben die Schotten einen Krieg an?«
»Nun, das steht noch nicht fest.« Natürlich weigerte sich Johnnie, einem Engländer genauere Informationen zu geben.
»Mein schottischer Vetter erzählte mir, die Counties würden Truppen einberufen. Verdammt will ich sein, wenn das nicht nach einem bewaffneten Konflikt riecht! Und letzte Woche kam ein Kavallerieregiment aus Doncaster hierher. Also stehen wir wieder einmal zwischen den Fronten.«
»Aber man spricht auch von einer Union«, warf George Baldwin ein. »Könnte das die Kriegsgefahr nicht bannen?«
»Im Februar wurde die Unionskommission aufgelöst«, erklärte Johnnie, »wegen mangelndem Interesse. Haben sie von neuen, englischen Vorstößen in dieser Richtung erfahren?« Diese Frage stellte er nur aus Höflichkeit. Kein Schotte wünschte eine Union, abgesehen von den reichen Leuten, die Grundstücke in England besaßen und fürchteten, bei Ausbruch eines Krieges ihre Investments in der East India Company zu verlieren. Und die Geschäftsleute in London und Bristol, die das Parlament kontrollierten, wollten Schottland den Zugang zu ihren Handelsbereichen verwehren. Was den Englischen Hof betraf, konnte er ohnehin fortfahren, die Schotten zu beherrschen, falls es der hannoveranischen Thronfolge zustimmte. Also widersprach eine Union den Interessen beider Länder.
»Thurlow, der Kommandant des Kavallerieregiments, hat erwähnt, gelegentlich würden die Tories das Thema anschneiden, um die Lage zu sondieren.«
»Oder um die Gesinnung ihrer Feinde zu erkunden.«
»Werden Sie wieder an der Parlamentssitzung teilnehmen?« fragte George.
»Demnächst. Besuchen Sie mich doch, wenn Sie einmal nach Edinburgh oder Ravensby kommen.« An diesem Abend gewann der liebenswerte schottische Laird viele englische Freunde. Niemand protestierte, als er nach dem Dessert bat, man möge Elizabeth und ihn selbst entschuldigen. »Ich habe Lady Graham versprochen, vor meiner Abreise ihren Weinkeller zu inspizieren, um festzustellen, ob sie einen neuen Vorrat braucht. Tut mir leid, daß meine Zeit so begrenzt ist …«
Sogar Munro blieb zurück, von mehreren Gläsern Wein eingelullt. In diesem Zustand fand er sogar die schmachtenden Blondinen reizvoll.
»Das hast du großartig gemacht!« Noch bevor sie das Schlafzimmer betraten, sank Elizabeth in Johnnies Arme.
»Aus reiner Selbstsucht, mein Liebling«, erwiderte er und schloß die Tür mit einem Fußtritt. »Ich wollte keine Zeit mehr mit diesen fremden Leuten vergeuden.«
»Wie gut du dich anfühlst …« Sie strich über seinen Rücken, berührte die harten Muskeln unter dem beigen Leinenstoff seines Jacketts. »Schon den ganzen Nachmittag wollte ich dich anfassen.«
»Und ich hätte dich beinahe aus dem Speisezimmer geschleift. Was für ein Skandal wäre das gewesen …«
»Davon hätten die
Weitere Kostenlose Bücher