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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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schon der Gedanke, Sie wegen Hexerei zu verklagen, ist ungeheuerlich. Aber vielleicht glaubt man im hinterwäldlerischen Redesdale Forest immer noch an Geister. Sobald die Grahams in Tynedale eingedrungen sind, hätten wir sie festnehmen oder wegen Viehdiebstahls hängen sollen.« Lächelnd griff er wieder nach seinem Cognacglas. »Von jetzt an müssen Sie diese Leute nicht mehr fürchten.«
    »Vielen Dank, George«, flüsterte sie und seufzte erleichtert. »Sie sind sehr freundlich …« Und plötzlich begann sie zu schluchzen. Die seelische Anspannung der letzten Wochen war zu groß gewesen.
    Sofort sprang er auf, kniete neben ihr nieder und nahm sie in die Arme. »Beruhigen Sie sich doch, Elizabeth! Ich werde alle Grahams von ihnen fernhalten. Und was die Liebe betrifft – was ich empfinde, reicht für uns beide. Bitte, weinen Sie nicht …«
    Seine zärtlichen Worte entfesselten eine neue Tränenflut, und ihr Gewissen meldete sich. Wie konnte sie seine Zuneigung ausnutzen, wenn seine Nähe keinerlei Gefühle in ihrem Herzen weckte? Hatte sie die falsche Entscheidung getroffen? »Vielleicht war ich vorschnell«, entgegnete sie, rückte ein wenig von ihm ab und wischte über ihre tränenfeuchten Wangen. »Ich verlange zuviel von Ihnen. Und wenn Sie mich für dreist halten …«
    »O nein, meine Liebste, ich erlaube Ihnen nicht, Ihr Jawort zurückzunehmen. Sie ahnen nicht, wie verzweifelt ich diesen Augenblick herbeigesehnt habe. Seit Sie vor fast einem Jahr zum erstenmal hierherkamen, um Three Kings zu besichtigen … Und wenn ein achtunddreißigjähriger Mann endlich die Frau gefunden hat, die er lieben kann, will er nicht länger warten. Trocknen Sie Ihre Tränen, meine Süße«, bat er und reichte ihr sein Taschentuch. »Und dann planen wir unsere Hochzeit. Wann soll sie stattfinden?«
    »Bald«, erwiderte sie und griff dankbar nach dem Leinentuch. Nach einer kurzen Diskussion beschlossen sie, in drei Wochen zu heiraten. So lange würde es dauern, bis das Aufgebot bestellt war und die Anwälte den Ehevertrag abgefaßt hatten.
    »Wenn du es wünscht, meine Liebe«, begann George, der inzwischen zu einer vertraulicheren Anrede übergegangen war, »ersparen wir uns die Formalitäten. Mein Vetter ist Friedensrichter und würde alles für uns erledigen. Dann könnten wir sofort heiraten.«
    Nein, das ist zu früh, dachte sie. Nur noch ein kleiner Aufschub …
    »Einigen wir uns auf einen Termin in zwei Wochen. Wärst du mit dem 1. Oktober einverstanden? Dann müßte das Wetter noch schön sein.«
    »Also gut. Und wo willst du heiraten?«
    »Das ist mir egal …« In der Küche, in der Dachkammer – für Elizabeth spielte das keine Rolle.
    »Dann werde ich Rücksicht auf meine zahlreiche Verwandtschaft nehmen und mich für die große Kathedrale in Hexham entscheiden.«
    Sie bot ihm eine Mitgift von zehntausend Pfund an. »Den Rest muß ich für das Kind bewahren, denn du wirst es wohl kaum zu deinem Erben einsetzen.«
    »Behalte die zehntausend Pfund, Elizabeth, ich brauche dein Geld nicht. Und ich wäre glücklich, wenn ich dein Kind zum rechtmäßigen Erben meines Adelstitels und meines gesamten Vermögens ernennen dürfte. Niemand muß erfahren, daß ich nicht der richtige Vater bin.«
    »Oh, ich danke dir, George. Aber du bist zu großmütig.« Nie zuvor hatte sie einen so selbstlosen Mann gekannt. »Du verdienst einen Erben von deinem eigenen Fleisch und Blut.«
    »Welch ein Unsinn! Was bedeutet mir schon eine Dynastie? Und ich besitze genug Ländereien, um ein Dutzend Kinder zu versorgen. In Yorkshire, Buckinghamshire, Kent, Middlesex und Lincolnshire – sollten meine Nachkommen Landgüter außerhalb von Northumbria bevorzugen.« Lächelnd neigte er sich zu Elizabeth und bemerkte ihr Entsetzen nicht.
    Ein Dutzend Kinder … Nein, hätte sie am liebsten geschrien, kein einziges von dir – nur seines … Würde sie diese Ehe tatsächlich ertragen? Doch dazu mußte sich durchringen, dem Baby zuliebe, das in ihr wuchs und einen Namen brauchte.
    »Was immer du willst, George.« Wie aus weiter Ferne hörte sie ihre eigene höfliche Stimme. Würde es ihr gelingen, die Fassade ein Leben lang aufrechtzuerhalten?
    Sie erlaubte ihm sogar einen Abschiedskuß. Wie konnte sie ihm das kleine Zeichen ihrer Gunst verweigern? Wehmütig lächelte sie, als er den Salon verlassen hatte. Um ihr Kind zu retten, würde sie sich zu einer ausgezeichneten Schauspielerin entwickeln.

17
    Am 29. August, nachdem die Parlamentssitzung

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