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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Abend ritten sie nicht wie geplant weiter, obwohl Elizabeth beteuerte, sie würde sich viel besser fühlen.
    »Warten wir noch einen Tag«, schlug Johnnie vor. »Du solltest dich noch ein wenig erholen, und wir haben genug zu essen. Für Robbie spielt es keine Rolle, ob wir heute oder morgen aufbrechen.«
    »Selbst wenn die Wehen anfangen, können wir die Reise fortsetzen«, erklärte Elizabeth. »Mrs. Reid hat mir versichert, beim ersten Baby würde die Geburt sehr lange dauern, manchmal sogar zwei Tage.«
    »Um Himmels willen, zwei Tage!« rief er erschrocken.
    »Versprich mir, meinetwegen nicht anzuhalten«, beschwor sie ihn. »Durch meine Schuld darfst du nicht in die Hände der Häscher fallen. Ich habe dir schon genug Schwierigkeiten bereitet.«
    »Was für ein Unsinn! Die Verantwortung liegt einzig und allein bei mir. Wer sich in aller Öffentlichkeit gegen den englischen Kronrat stellt, muß mit harten Konsequenzen rechnen.«
    »Aber mein Vater hat die Vergewaltigungsklage gegen dich eingereicht.«
    »Weil ich dich verführt habe«, betonte Johnnie lächelnd. »Du hattest doch überhaupt keine Chance.«
    Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Du bist viel zu ehrenhaft.«
    »Eigentlich nicht – wenn’s um eine Verführung geht. Aber wenn es dich beruhigt, werde ich dich gnadenlos antreiben, wenn wir morgen abend losreiten.«

21
    Am Winterhimmel hing eine dünne Mondsichel, als sie die Hütte in den Ausläufern der Cheviots verließen. Der Ritt ins Tal, über schneebedeckte Hänge, war mühsam und gefährlich. Nach einem Fehltritt ging Johnnies Pferd in die Knie und konnte sich nur aufrichten, weil er sofort aus dem Sattel sprang. Von diesem kleinen Zwischenfall gewarnt, drosselte er das Tempo auf dem holprigem Gebirgspfad, voller Angst, auch die Stute seiner Frau könnte straucheln.
    Nicht einmal in der Ebene beschleunigte er den Trab, obwohl Elizabeth ihn zur Eile drängte. Sie kamen an dem Dorf Eccles vorbei, wo nur zwei Hunde bellten. Danach ritten sie querfeldein in die Richtung von Blackadder, dem Landgut eines seiner zahlreichen Vetter. Auf einem hohen Gipfel ragte das dunkle Haus empor und erinnerte Johnnie an unbeschwerte Kindertage.
    Nun wurde er von unbarmherzigen Feinden gejagt. Heißer Zorn erfaßte ihn. Sobald er Elizabeth in Sicherheit gebracht hatte, würde er sich an dem habgierigen Queensberry und dessen Marionette Godfrey rächen.
    Er schaute zum Mond hinauf. Da der Ritt aus den Bergen in die Ebene viel Zeit gekostet hatte, wußte Johnnie nicht, ob sie die Meeresbucht vor Tagesanbruch erreichen würden.
    »Was glaubst du, wie spät es ist?« fragte Elizabeth, die seine Sorge spürte.
    »Kurz vor Mitternacht. Möchtest du rasten?« Als sie den Kopf schüttelte, berührte er ihre Hand. »Wie kalt es ist … Alle Leute bleiben in ihren Häusern.«
    »Hoffentlich auch die Patrouillen.«
    »Das nehme ich an, der Order deines Vaters oder Queensberrys zum Trotz, denn die Soldaten wissen, daß die beiden jetzt in ihren warmen Betten liegen.«
    »Ein warmes Bett – welch ein wunderbarer Gedanke …«
    Auf dem Weg zur Küste ahnten sie nichts von den dramatischen Ereignissen. Westminster hatte ein Gesetz erlassen, demzufolge britische Kreuzer vor der Küste patrouillierten, ›um alle schottischen Schiffe aufzubringen, die mit den Feinden Ihrer Majestät Handel trieben‹. Die British East India Company hatte bereits ein schottisches Schiff auf der Themse gekapert, mit der Begründung, der Kapitän habe ihr Privileg verletzt, in einem englischen Hafen englische Seeleute anzuheuern.
    Wütend übte Schottland Vergeltung, indem es im Hafen von Leith die Worcester kaperte, die der East India Company gehörte. Der Kapitän und die Besatzung wurden der Piraterie, des Raubes und Mordes angeklagt – lauter Vergehen, die man mit dem Galgentod zu bestrafen pflegte.
    Sowohl in England als auch in Schottland schlugen die Wellen der Empörung hoch. Wilde Rachsucht auf beiden Seiten gefährdete Johnnies und Elizabeths Flucht.
    Endlich erreichten sie das Margarth Cove. Der Mond begann zu verblassen, als sie am Wiesenrand oberhalb der Meeresklippen die Pferde zügelten.
    In der kleinen, geschützten Bucht, wo Robbies Schiff ankern sollte, sahen sie nur graue Wellen. Johnnie fluchte, und Elizabeth brach in Tränen aus, obwohl sie sich selber haßte, weil ihre Nerven versagten. Doch der nächtliche Ritt war ein Alptraum gewesen, und jetzt, wo sich die ersehnte Vision der Freiheit in nichts aufgelöst hatte, konnte

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